Sohn mit Benzin angezündet: Jugendamt handelte nicht

7.10.2016, 16:15 Uhr

Vor der Brandattacke auf einen Fünfjährigen in der Oberpfalz hat das zuständige Jugendamt die Familie mehrfach überprüft. Es habe einen engmaschigen Kontakt und mehrfache Überprüfungen der Wohnverhältnisse gegeben, teilte das Landratsamt Cham am Freitag mit. Dabei seien keine Gefährdungen der Kinder festgestellt worden, insbesondere keine Hinweise auf körperliche Misshandlungen.

Eine 36-Jährige aus Waldmünchen (Landkreis Cham) soll ihren Jungen mit Benzin übergossen und angezündet haben. Nach einem Unterbringungsbefehl sitzt sie seit Donnerstag in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses. Die Krankheit sei wohl der Auslöser der Tat gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler aus Regensburg am Freitag.

Tankstellen-Betreiberin fielen Brandwunden auf

Die Familie war nach Angaben des Landratsamtes mit ihren fünf Kindern erst im Juni dieses Jahres in den Landkreis Cham gezogen. Aufgrund eines Hinweises der bis dahin zuständigen Behörden über erhebliche Schulversäumnisse der Kinder erfolgten die Kontrollen durch das Jugendamt.

Die 36-Jährige war am Dienstag mit ihrem Ehemann und dem Fünfjährigen zu einer Tankstelle gefahren, in der auch eine Postfiliale betrieben wird, und wollte ein Paket aufgeben. Der Betreiberin der Tankstelle fiel das durch die Brandwunden entstellte Gesicht des Buben auf, sie alarmierte das Jugendamt.

Mit Hilfe der Polizei wurde der Fünfjährige aus der Wohnung geholt und in eine Spezialklinik gebracht. Die vier anderen Kinder der Familie sind inzwischen in der Obhut des Jugendamtes. Gegen den Vater des Jungen wird wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt. Er ist aber auf freiem Fuß.

Die Staatsanwaltschaft macht derzeit keine Angaben dazu, ob sich die Eltern zu den Vorwürfen geäußert haben. Der Junge hatte in dem Krankenhaus berichtet, dass seine Mutter ihn angezündet hatte. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.