Über 200 Einsätze im Großraum Nürnberg

Sturmtief "Ignatz" in Franken: Viele Einsätze in der Region

21.10.2021, 19:10 Uhr
Ein vom Sturm umgewehtes Baugerüst lehnt am Gebäude einer Rettungsleitstelle des Roten Kreuzes in Würzburg.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Ein vom Sturm umgewehtes Baugerüst lehnt am Gebäude einer Rettungsleitstelle des Roten Kreuzes in Würzburg.

Der erste Herbststurm des Jahres ist auch über Bayern hinweggefegt und hat vor allem in Franken zahlreiche Schäden angerichtet. Bäume stürzten auf Häuser und Bahngleise. Der Zugverkehr war teilweise gestört. Gegenstände flogen durch die Luft, Ziegelsteine wurden von Dächern gewirbelt, teils fiel der Strom aus. In den meisten Fällen ging es aber glimpflich aus. Verletzt wurde durch den Sturm bislang niemand.

Integrierte Leitstelle Nürnberg meldet circa 200 Einsätze

Wie auch in weiten Deutschland richtete das Sturmtief Ignatz Schäden in allen Bereichen des Leitstellengebiets Nürnberg an, das die Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen sowie die Landkreise Nürnberger Land, Fürth und Erlangen-Höchstadt umfasst. Dabei stürzten zahlreiche Bäume um, die Straßen blockierten oder Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen anrichteten. Teilweise stürzten auch Bäume auf Telefonfreileitungen oder in Oberleitungen der Straßenbahn in Nürnberg.

Im Klärwerk Nürnberg wurde es ernst: Teile eines Baums stürzten in ein Reinigungsbecken und blockierten einen Räumer. Die Berufsfeuerwehr sowie die Mitarbeiter des Klärwerks konnten mit vereinten Kräften das Hindernis entfernen, um den Betrieb der Anlage sicherzustellen.

Vollsperrung auf A7 bei Rothenburg ob der Tauber

In Mittelfranken hatten es die Einsatzkräfte überwiegend mit umgestürzten Bäumen zu tun, die Straßen blockierten. Seit sechs Uhr morgens seien knapp 100 Einsätze in ganz Mittelfranken abgearbeitet worden, sagte eine Polizeisprecherin. Den bislang größten habe es auf der Autobahn 7 bei Rothenburg ob der Tauber gegeben.

Von den stürmischen Winden waren die Brücken der A7 zwischen den Anschlussstellen Rothenburg ob der Tauber und Wörnitz betroffen. Zeitweise mussten beide Fahrtrichtungen komplett gesperrt werden. Der Verkehr wurde an den Anschlussstellen ausgeleitet. Innerhalb kurzer Zeit stürzten zwischen 10 und 11 Uhr auf der Talbrücke Pfeffermühle in Richtung Würzburg ein von einem Kleintransporter gezogener Anhänger sowie auf der Gegenspur in Richtung Ulm ein gesamter Lastzug um. Der Lastzug lag auf der Mittelschutzplanke und beeinträchtigte den Verkehr in beide Fahrtrichtungen.

Zahlreiche Notrufe in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Neumarkt

Verteilt über den Landkreis Erlangen-Höchstadt mussten Feuerwehren alleine bis zum Mittag zu rund 25 Notrufen ausrücken, so Kreisbrandmeister Sebastian Weber. Ab etwa 11 Uhr hätten sich die Einsätze gehäuft. Vor allem Sachschäden verursacht durch herabfallende Äste und umgestürzte Bäume waren die Folge.

Um die 18 Einsätze hatten die Feuerwehren im Landkreis Neumarkt im Laufe des stürmischen Donnerstags abzuarbeiten, schreibt Daniel Gottschalk, Pressesprecher der Feuerwehren, nachmittags in einer Pressemitteilung. Es habe sich bei den Einsätzen jeweils um Bäume oder Äste gehandelt, die auf Straßenflächen gestürzt waren oder von denen eine Gefährdung für den Straßenverkehr ausging.

Verspätungen und Zugausfälle

Umgestürzte Bäume verursachen im Zugverkehr in Franken Beeinträchtigungen und Ausfälle. Probleme gebe es vor allem auf der ICE-Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg, sagte eine Sprecherin der Bahn. Züge würden dort umgeleitet, außerdem sei mit Verspätungen zu rechnen. Auf der gleichen Strecke sei auch der Regionalverkehr zwischen Siegelsdorf und Neustadt in Mittelfranken betroffen gewesen. Auch der Bahnverkehr zwischen Roth und Schwabach war wegen eines umgestürzten Baumes beeinträchtigt. Die Länderbahn stellte ihren Betrieb in Nordbayern komplett ein. Mehr Informationen zur aktuellen Beeinträchtigungen im Bahnverkehr erhalten Sie hier in unserem Streckenticker.

Nürnberger Tiergarten geschlossen

Wegen der Sturmwarnung blieb der Nürnberger Tiergarten am Donnerstag geschlossen. Aus Sicherheitsgründen empfingen unter anderem auch die Zoos in Würzburg und Augsburg keine Besucher.

Trampolin fliegt in Oberfranken durch die Luft

Die Einsatzzentrale in Oberfranken registrierte zwischen sechs und acht Uhr über 70 Notrufe. Der Schwerpunkt lag dabei im nördlichen Oberfranken. Verletzte habe es bislang zum Glück nicht gegeben, teilte das Polizeipräsidium Oberfranken mit. Großer Schaden entstand aber in Burgkunstadt. Dort krachte ein Baum auf ein Haus. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge ist das Gebäude nicht mehr bewohnbar. Die Bewohnerin sei unverletzt geblieben.

Bei der Polizeiinspektion Lichtenfels in Oberfranken wurden am Donnerstag in der Zeit von 6.30 Uhr bis 10.30 Uhr rund 30 Einsätze im Zusammenhang mit dem Sturmtief gemeldet. In fast allen Fällen kam es zu umgestürzten Bäumen, die eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer darstellten oder auf Gebäude, Telefon- und Stromleitungen fielen. In der Schloßstraße hob gar ein Trampolin ab und landete auf dem geparkten Audi eines Nachbarn, wodurch ein Sachschaden in noch unbekannter Höhe entstand.

Situation in Forchheim und Ebermannstadt

Relativ glimpflich ist die Lage bis Mittag im Forchheimer Stadtgebiet geblieben. Im Gebiet der Polizeiinspektion Ebermannstadt hingegen waren die Einsatz- und Rettungskräfte deutlich mehr gefordert: In Obertrubach wurde nach Angaben von Polizei und Feuerwehr eine Person durch einen herunterfallenden Ast, der auf ein Baustellenfahrzeug krachte, verletzt.

Sturmböen bis zu 90 Kilometer pro Stunde

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet am Donnerstag in Bayern Sturmböen bis zum Nachmittag. Im Laufe des Vormittags soll es zunächst in Franken und Schwaben, später auch in den östlichen Landesteilen, zu Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde kommen. In Nordbayern und im höheren Bergland könne es auch orkanartige Böen mit bis zu 115 Kilometern pro Stunde geben.

Für das Allgäu und den nördlichen Teil von Franken sagt der DWD zudem örtlich Starkregen voraus. Schwere Sturmböen seien auch hier nicht ausgeschlossen. Am Nachmittag soll sich der Wind deutlich abschwächen. Grund für das Unwetter ist die Kaltfront eines Sturmtiefs, dessen Kern über Skandinavien liegt.

Die Feuerwehr Würzburg rief die Menschen auf, nicht notwendige Aufenthalte im Freien zu vermeiden. In Nürnberg, Hof und Augsburg blieb der Tiergarten am Donnerstag wegen des Sturms geschlossen.