Tief in die Badegeschichte eintauchen

29.8.2016, 21:20 Uhr
Tief in die Badegeschichte eintauchen

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Das Hainbad in Bamberg ist eines der letzten historischen, noch in Betrieb befindlichen Flussbäder Bayerns. Wobei die Bezeichnung "Flussbad" nicht ganz korrekt ist: Streng genommen handelt es sich um ein "Luft- und Sonnenbad mit Zugang zur Regnitz". Statt eines Bademeisters gibt es einen "Kümmerer". Eintauchen in die kühlen Fluten des Flusses kann man dennoch – wenn auch auf eigene Gefahr.

Charakteristisch für die 1935 eröffnete Freizeitanlage sind die hölzernen Umkleidekabinen und die langgestreckte Liegefläche aus gleichem Material am Regnitz-Ufer. Für die Einrichtung mit Kultstatus war erst nach massiven Protesten im Jahr 2010 das letzte einer ganzen Reihe von Badeverboten aufgehoben worden. Rentner wie Studenten haben dort seitdem wieder ihren Seelenfrieden gefunden. Das Hainbad ist meist sehr gut besucht — und die Warteliste für die Jahreskabinen lang.

Kunst statt Schwimmspaß

Unter Denkmalschutz steht in Bamberg auch das Mitte der 1960er Jahre errichtete Hallenbad am Margaretendamm. Der streng kubische, großflächig verglaste Bau ist allerdings nicht zufällig seit 2011 geschlossen: In diesem Jahr ging in der Domstadt das Freizeitbad Bambados an den Start. Im Schweinfurter Ernst-Sachs-Bad zog der letzte Schwimmer 2004 seine Runden. Heute beherbergt der ehemalige Badetempel die Kunsthalle für die Museen und Galerien der Stadt.

"Genuss mit Geschichte", so der Titel des Buches, ist eine Zeitreise durch die bayerische Wellness-Geschichte. Angefangen von den Römern, die etwa im Weißenburger Biriciana einst prachtvolle Thermenanlagen betrieben. Die restaurierten Reste von Wasserbecken und Hypokaustenheizung führen vor Augen, in welch komfortabler Umgebung die römischen Soldaten vor 1800 Jahren Erholung und Entspannung suchten.

Längst Geschichte ist auch Wildbad Rothenburg als Kurort. Oder das heute als Museum erlebbare Badhaus in Pommelsbrunn, Nürnberger Land, wo schon im späten Mittelalter auch Dienste wie Schröpfen und Aderlass angeboten wurden. In einer Art Dornröschenschlaf schlummert das Volksbad am Nürnberger Plärrer, das gerne als "Jugendstiljuwel deutscher Bäderarchitektur" bezeichnet wird.

Die beiden Autorinnen Eva Maier und Katrin Vogt blicken mit ihrem Buch aber nicht nur auf vergangene Schwimmfreuden zurück. Drei Bäder in der Region strahlen eine besondere Atmosphäre aus, gerade weil sie seit ihrer Erbauung vor 80 oder 90 Jahren kaum verändert wurden und deswegen auf der Denkmalliste stehen: das Schwimmbad an der Wiesent in Streitberg und das Felsenbad in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz sowie das Waldstrandbad in Windsbach (Kreis Ansbach).

Drei Bäder sind auf der Denkmalliste

Das Pottensteiner Felsenbad war 1987 wegen baulicher und hygienischer Mängel geschlossen worden und dem Verfall preisgegeben. Bürger und ein Förderverein drangen schließlich auf Umbau und Sanierung der im Freistaat wohl einzigartigen Anlage. Seit 2001 kann man wieder in einem von Quellwasser gespeisten Naturbecken planschen — vor der Kulisse einer mächtigen Dolomitwand.

Die Muschelquelle liefert das kühle Nass für das Streitberger Freibad, das in landschaftlich reizvoller Umgebung mit Blick auf die Burgruine Neideck liegt. Kabinentrakt und zeittypische Einfassung des Beckens aus den 1930er Jahren sorgen für ein besonderes Flair. Über eine Treppe ist sogar der Zugang zur Wiesent und ein Bad im Fluss möglich.

Wie die idyllische Anlage in Streitberg ist auch das Waldstrandbad in Windsbach nach Plänen des Ansbacher Architekten Albert Gebauer errichtet worden. Die steile Wasserrutsche aus Eisenbeton ist noch heute eine Attraktion, aber auch andere Ausstattungsdetails sind weitgehend unverfälscht erhalten. Durch das sachte Gefälle an den Längsseiten des für bayerische Verhältnisse mit 100 mal 65 Metern außergewöhnlich großen Beckens entsteht ein strandähnliches Ufer. Die beiden Autorinnen schwärmen von der "außergewöhnlichen Anlage mit herrlichem historischem Charme".

Eva Maier/Katrin Vogt: „Genuss mit Geschichte“, 224 Seiten, Volk Verlag, München. 19,90 Euro.

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