"Ulvi war es nicht": Der Fall Peggy bleibt weiter brisant

4.12.2013, 08:53 Uhr
Die Durchsuchungsaktion im Örtchen Lichtenberg brachte nicht den gewünschten Erfolg - Nun ist das Landgericht Bayreuth am Zug (Archivbild).

© Daniel Karman/ dpa Die Durchsuchungsaktion im Örtchen Lichtenberg brachte nicht den gewünschten Erfolg - Nun ist das Landgericht Bayreuth am Zug (Archivbild).

Die Aufregung war groß. Ende April 2013 startete die Polizei eine große Durchsuchungsaktion im Örtchen Lichtenberg im Landkreis Hof. Dort ist 2001 das Mädchen Peggy spurlos verschwunden. Dass nun, mehr als ein Jahrzehnt später, immer noch gesucht und ermittelt wird, zeigt: Dieser Fall ist weiter brisant. Obwohl hier längst offiziell Recht gesprochen wurde. Ulvi K., ein geistig behinderter Gastwirtssohn aus Lichtenberg, ist 2004 als Peggys Mörder verurteilt worden.

Es war zunächst eine Bürgerinitiative, die lautstark Zweifel an diesem Urteil anmeldete. Denn in dem Fall gibt es bis heute keine Leiche; dem geistig zurückgebliebenen Mann wäre also „das perfekte Verbrechen“ gelungen. Nach der Tatversion des Gerichts hätte Ulvi an jenem Mainachmittag das damals neun Jahre alte Mädchen rennend verfolgen und töten müssen. Ulvi aber ist ein schwergewichtiger junger Mann, der sich im Zeitlupentempo bewegt.

2012 startete die Staatsanwaltschaft Bayreuth eigene Ermittlungen in dem Fall. Für Michael Euler ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Justiz eigentlich auch nicht mehr an Ulvis Schuld glaubt. Euler ist der Anwalt des Verurteilten. Er hat Anfang April 2013 einen Wiederaufnahmeantrag gestellt. Er hat zahlreiche Zeugen aufgeboten, die sagen, Peggy auch nach dem vom Gericht festgelegten Todeszeitpunkt noch gesehen zu haben.

"Ulvi war es nicht"

Er wirft den damaligen Ermittlern zahlreiche Pannen vor. Er hat die Aussage eines damaligen Belastungszeugen, der widerrufen hat. Er ist deshalb überzeugt: „Ulvi war es nicht.“ Die Staatsanwaltschaft hat im November erklärt, sie werde sich einer Wiederaufnahme nicht verschließen.

Nun ist das Landgericht Bayreuth am Zug. Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel weist aber regelmäßig darauf hin, dass Ulvi derzeit gar nicht die Gefängnisstrafe für den Mord absitzt: Er befinde sich wegen des sexuellen Missbrauchs an Kindern in einer psychiatrischen Klinik.

Enger Freund tatverdächtig

Und dann ist da noch die Spur nach Halle in Sachsen-Anhalt. Ein enger Freund von Peggys Familie aus dieser Stadt stand schon 2001 im Visier der Ermittler, doch man konnte ihm offenkundig nichts nachweisen. Hat sich das nun geändert? Er gilt inzwischen als Tatverdächtiger, sein Elternhaus ist durchsucht worden. Weitere Details will Potzel nicht nennen. Der Verdächtige sitzt derzeit wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes im Gefängnis.

Keinen Erfolg brachte eine groß angelegte Aktion in Lichtenberg selbst. Knapp eine Woche lang nahmen die Ermittler ein Anwesen am Marktplatz auseinander. Sie gruben sogar den Innenhof auf. Man habe Hinweise, dass dies der „Leichenablageort“ sein könnte, sagte ein Polizeisprecher damals.

Kurzzeitig wurde es spannend, als tatsächlich Knochenteile gefunden wurden. Aber die Staatsanwaltschaft schränkte sogleich ein: Das könnten auch die Überreste eines ehemaligen Friedhofs aus dem Gelände sein. Man weiß inzwischen: Die Knochen stammen nicht von Peggy. Das Rätselraten und die Spekulationen gehen weiter.

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