Viel Geld im Spiel und kaum Kontrollen: Das Geschäft mit den Testzentren

31.5.2021, 12:21 Uhr
Das Geschäft mit den Schnelltests ist lukratives. Doch manchen Betreiber reicht das nicht.

© Julian Stratenschulte, dpa Das Geschäft mit den Schnelltests ist lukratives. Doch manchen Betreiber reicht das nicht.

Wer in Bayern ein Zentrum eröffnen möchte, der muss einige Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören ein Hygiene- und Durchführungskonzept und die Beauftragung durch das zuständige Gesundheitsamt. Danach jedoch gibt es kaum noch Kontrollen, inwieweit die Vorgaben eingehalten werden und wie viele Tests tatsächlich durchgeführt werden.

Dabei geht es um jede Menge Geld. Für einen Test können bis zu 18 Euro abgerechnet werden. Davon entfallen etwa sechs Euro auf die Kosten für den Einkauf, der Rest bleibt den Betreibern. Dafür müssen die Zentren zunächst in Vorleistung gehen.

Gesundheitsämter in der Pflicht

Im Anschluss können sie die Anzahl der Tests monatsweise der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) melden. Die KVB holt sich wiederum das Geld beim Bundesamt für soziale Sicherung (dem früheren Bundesversicherungsamt) zurück. In den Monaten April und Mai hat es dabei schon rund 659 Millionen Euro für PoC-Antigentests ausgezahlt. Davon entfallen etwa 275 Millionen Euro auf die Beschaffungskosten der Tests, die übrigen 384 Millionen Euro auf Pauschalen, wie die Abstrichentnahme und Ergebnismitteilung.

Kontrollen gemeldeter Zahlen können jedoch kaum stattfinden. Das hat vor allem datenschutzrechtliche Gründe, sagt der Pressesprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Roland Stahl: "Überprüfen können wir ausschließlich formale Aspekte. Mehr ist nicht möglich, da die übermittelten Angaben der Anbieter keinen Bezug zu getesteten Personen aufweisen dürfen."


Kostenlose Schnelltests: Wie oft pro Woche darf ich mich testen lassen?


Deshalb verweist er an die Gesundheitsministerien beziehungsweise zuständige Gesundheitsämter. In Nürnberg wurde ein Meldesystem für Testzentren aufgebaut, innerhalb dessen alle Schnelltest-Zentren verpflichtet sind, wöchentlich Zahlen zu durchgeführten Testungen und Positiv-Raten zu liefern. Auf Nachfrage unserer Zeitung heißt es: "Bei konkretem Verdacht von fehlerhaftem Arbeiten sind Ortsbegehungen und unangekündigte Kontrollen möglich."

Betrug in Nürnberg?

Laut Andreas Franke, dem Pressesprecher der Stadt Nürnberg, sei ein detailliertes Prüfen der absoluten Zahlen nicht möglich, insbesondere der Abgleich mit tatsächlich eingekauften Tests: "Es werden Plausibilitätsprüfungen durchgeführt, bei denen die Entwicklung der Zahlen und die Positivrate betrachtet werden. Alle weiteren Prüfungen sind aufgrund fehlender standardisierter Meldesysteme für Schnelltestungen nicht möglich." Bisher, so Franke, habe sich noch kein Hinweis auf Betrugsfälle in Nürnberg ergeben.

Doch wie ergeht es den Betreibern dieser Zentren bei solchen Anschuldigungen? Okcan Tekdemir ist Gründer der "Altis Sportconsulting GmbH", einer Beratungsfirma für Fußballspieler, und Eigentümer von über zehn Testzentren in Nürnberg. Er kann nicht nachvollziehen, wie andere Unternehmer diese Situation so ausnutzen können. "Das trifft jetzt auch andere Zentren, die immer transparent und ehrlich abgerechnet haben", sagt Tekdemir. Er betont, dass es dabei nicht nur um ihn gehe, sondern eben auch um seine 55 Mitarbeiter, die in den Stationen beschäftigt sind.

Auch wenn es die Kapazitäten des Gesundheitsamtes laut Stadt Nürnberg nicht zulassen, würde sich der Betreiber wünschen, dass die Einkäufe mit den Abrechnungen abgeglichen werden, denn dann wäre ein Betrug im großen Stil kaum noch möglich: "Ich bin Geschäftsmann und möchte natürlich auch nicht draufzahlen. Aber es muss fair zugehen."

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