Corona-Rückblick

Stadt kaufte keine Luftfilter für Schulen: Weißenburger OB Schröppel ist froh darüber

Robert Renner

Redaktionsleiter

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19.1.2023, 05:00 Uhr
Manche Städte kauften sie, andere nicht: Für die städtischen Schulen wurden in Weißenburg keine Luftfiltergeräte beschafft.

© Robert Renner, WT Manche Städte kauften sie, andere nicht: Für die städtischen Schulen wurden in Weißenburg keine Luftfiltergeräte beschafft.

Spätestens ab März will Oberbürgermeister Jürgen Schröppel die Stadtratssitzungen wieder im historischen Ratssaal des Gotischen Rathauses halten. Dies kündigte er beim Neujahrsempfang an. All jene Stadträte, die im Frühjahr 2020 neu in das Gremium gewählt wurden, haben den Ratssaal, der eigentlich die Heimat des Stadtrats ist, noch nicht als Tagungsort erlebt. Bekanntlich fiel die Kommunalwahl vor drei Jahren in die Anfangsphase der Corona-Pandemie.

Zurück ins Gotische Rathaus

Um größere Abstände zwischen den Teilnehmern einhalten zu können, wurden die Sitzungen zunächst ins Kulturzentrum Karmeliterkirche und später in den Wildbadsaal verlegt. Dort fanden seither auch die Sitzungen der vorberatenden Ausschüsse statt, die zuvor im Scheunensaal des Neuen Rathauses gehalten wurden – auch im Jahr 2022, in dem Corona noch ein „ganzjähriger Begleiter“ war, wie Schröppel sagte.

Aber das Ende sei in Sicht, auch wenn ihm die „katastrophale Entwicklung in China Sorgen“ mache. Daher wolle er „vor der endgültigen Rückkehr zur Normalität den Winter noch abwarten“, meinte der OB.

Belege für Wirksamkeit fehlen

Und er konnte sich in der Rückschau auf die fast drei Jahre Pandemie eine Bemerkung nicht verkneifen: „All diejenigen, die auf Lüftungsgeräte als Allheilmittel bei der Pandemiebekämpfung gesetzt haben, sind den wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit schuldig geblieben. Ein Unterschied der Pandemieentwicklung zwischen Klassenzimmern mit Lüftungsgeräten und solchen ohne ist nicht zu belegen.“

Kein Geld „verblasen"

Er sei daher „froh, dass wir in Weißenburg nach sorgfältiger Abwägung aller Aspekte einen anderen Weg gegangen sind und nicht Unsummen an Geld im wahrsten Sinn des Wortes ,verblasen‘ haben“. Schröppel räumte aber auch ein, dass jeder „nur das Beste für die Kinder“ gewollt habe. Und hinterher sei man immer gescheiter.

Mehrere Anträge

In Weißenburg hatte es 2021 ein längeres Hin und Her zu dem Thema gegeben. Bereits im Frühjahr hatten die Freien Wähler (FW) den Antrag gestellt, Luftfiltergeräte für die städtischen Schulen anzuschaffen, um die Virenlast in den Klassenzimmern zu senken. Dafür fand sich seinerzeit aber keine Mehrheit.

Im Juli erneuerten sie ihren Antrag, und Gerhard Naß beantragte namens der SPD und der FW eine Sondersitzung des Ferienausschusses zu dem Thema und fuhr damit diametral eine andere Linie als sein Parteifreund und OB Jürgen Schröppel. Der Ferienausschuss sprach sich dann Anfang August 2021 einstimmig dafür aus, für die Grundschule und die Kindertagesstätten doch Luftfiltergeräte zu beschaffen.

Montage nicht machbar

Dem Kauf sollte aber eine Grundlagenermittlung vorgeschaltet werden. Damit wurde das Gunzenhausener Büro Ingenieurplanungen Gebäudetechnik (IPG) Herzner und Schröder beauftragt. Es empfahl, auf Lüftungsgeräte für die Unterrichtsräume umzuschwenken, was im Oktober vom Stadtrat auch so beschlossen wurde. In der Folge wurden vom Architekturbüro Hochreiter und Lechner, das die damals laufende Generalsanierung der Zentralschule betreute und das Gebäude bestens kennt, genauere Untersuchungen zum Einbau vorgenommen.

Es kam zu dem Schluss: Die Montage ist nicht machbar – weder in der Zentralschule noch in den Außenstandorten Dettenheim, Oberhochstatt oder im Schulhaus in Emetzheim.

Knappe Mehrheit

Und so hob der Stadtrat im Dezember 2021 mit der knappen Mehrheit von zwölf zu elf Stimmen seinen Beschluss wieder auf, und es wurden weder Lüftungsgeräte noch Luftfilter gekauft. Der Landkreis hatte hingegen 250 mobile Luftreinigungsgeräte für seine Schulen gekauft, musste aber monatelang auf die Lieferung warten. Auch die Römerbrunnenschule der Lebenshilfe in Weißenburg setzte auf die Filter, beschaffte sie frühzeitig und machte gute Erfahrungen damit.

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