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Stadthalle Gunzenhausen: Kultur ist gerade Mangelware

12.10.2020, 06:03 Uhr
Stadthalle Gunzenhausen: Kultur ist gerade Mangelware

© Foto: Marianne Natalis

Grund dafür ist sicher auch die gerade laufende Messe der Ordenssammler. Seit Jahrzehnten richten sie im Oktober ihre Tauschbörse in der Altmühlstadt aus. Dass sie an diesem Tag hier sind, freut nicht nur Heidrun Stegner, auch die Veranstalter vom Bundesverband deutscher Handel für Historica und militärische Antiquitäten (BHMA) sind sichtlich begeistert, ihre Veranstaltung abhalten zu können – wenn auch in einem viel kleineren Rahmen als gewohnt. Aus dem dreitägigen ist ein eintägiges Treffen geworden, zu dem nur Vereinsmitglieder Zugang haben. Doch für Heidrund Stegner ist es ein positives Signal, dass es wieder aufwärts geht.

Für etwas Umtrieb in der Halle sorgt auch das Parkhotel, dass immer wieder Räume für kleinere Tagungen bucht. Demnächst treffen sich im großen Saal Schüler mit dem Bürgermeister, und der Stadtratsausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Kultur befasst sich in seiner Sitzung am Montag mit möglichen Alternativen zum abgesagten städtischen Theaterprogramm. In den Genuss dieser Vorstellungen können aber – nach jetzigem Stand der Dinge – wohl nicht mehr als 90 Personen kommen, unterstreicht Stegner.

Nur ein paar Tröpfchen

Finanziell sind das allerdings nur ein paar Tröpfchen auf den heißen Stein. Die tatsächlichen Kosten werden damit in keiner Weise eingespielt, erklärt Stegner, auch wenn 200 Besucher zugelassen würden, wäre die Bilanz noch "katastrophal". Für Stegner und ihre Mitarbeiter – die seit Monaten in Kurzarbeit sind – ist es deshalb ein Glück, dass sie in einer städtischen Einrichtung arbeiten. Eine private Halle könnte unter diesen Umständen wohl kaum lange betrieben werden.

Zu tun gibt es für das Stadthallenpersonal aber dennoch genug. So nutzt die Stadt die Räume quasi täglich, hier finden interne Besprechungen ebenso statt wie die Sitzungen des Stadtrats und seiner Ausschüsse. Das hat sich in der Corona-Zeit bis Mitte September, so Bürgermeister Karl-Heinz Fitz in der jüngsten Stadtratssitzung, auf 126 stadtinterne Veranstaltungen summiert. Dazu kamen nach seinen Worten 44 Fremd- und 24 städtische Veranstaltungen.

Kreistag ist zu Gast

Auch der Kreistag ist derzeit im großen Saal regelmäßig zu Gast, können hier doch die Abstandsregeln eingehalten werden. Und demnächst treffen sich hier auch die Mitglieder des Gemeindetags. So ist die Halle "wenigstens belebt", sagt Stegner, "und das Personal ist beschäftigt". Wie wichtig das für sie ist, war in der Stadtratssitzung deutlich geworden. "Wir sind sehr dankbar, dass wir Sie hier haben", hatte die gelernte Eventmanagerin dort gesagt.

Sämtliche Großveranstaltungen sind nicht nur für heuer abgesagt, sondern bis weit ins Frühjahr 2021. Erst ab Mai hat Heidrun Stegner wieder ein paar Termine im Kalender stehen, die meisten aber warten ab bis mindestens Herbst, manches wurde sogar schon bis ins Jahr 2022 verschoben, erzählt die 31-Jährige im Gespräch mit dem Altmühl-Boten.


Zur Wiedereröffnung der Halle gab es viel Lob


Ihr Augenmerk liegt derzeit unter anderem auf sogenannten Hybridveranstaltungen, also Kombinationen aus einem Liveauftritt vor Ort und einer Übertragung im Netz. "Da sehen wir noch Potenzial", erläutert Stegner. Finanziell durchaus reizvoll ist das beispielsweise bei Schulungen, die zum Teil von Angesicht zu Angesicht stattfinden, zudem können die Ausrichter Online-Tickets verkaufen. Für Theatervorstellungen sei das aber keine Alternative.

Die Unsicherheit bleibt

Die Corona-bedingte Unsicherheit macht einen Blick in die Zukunft quasi unmöglich. Denn die Voraussetzungen, unter denen Veranstaltungen möglich sind, können sich jederzeit ändern. Steigt die Zahl der Erkrankten weiter, könnte damit einhergehend die Obergrenze für Veranstaltungen sinken. Lege Ministerpräsident Markus Söder diese auf 50 Personen fest, so "müssen wir das umsetzen", weiß Stegner.

Was also tatsächlich im November, Dezember oder gar 2021 in der Stadthalle über die Bühne geht, das steht heute noch in den Sternen. "Ich würde Ihnen gerne mehr sagen", versichert Stegner sehr glaubhaft, doch momentan sei einfach "alles in der Schwebe".

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