Landtagswahl in Bayern

Übersicht: Der Stimmkreis und die Kandidaten für Weißenburg-Gunzenhausen 2023

Jan Stephan

Weißenburger Tagblatt

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1.9.2023, 18:03 Uhr
Wie können die Wählerinnen und Wähler in Weißenburg-Gunzenhausen am 8. Oktober wählen? Das Weißenburger Tagblatt stellt den Wahlkreis und die Direktkandidaten vor.

© colourbox.de, NNZ Wie können die Wählerinnen und Wähler in Weißenburg-Gunzenhausen am 8. Oktober wählen? Das Weißenburger Tagblatt stellt den Wahlkreis und die Direktkandidaten vor.

Wir stellen sie im Rahmen einer Serie in den nächsten Wochen vor. Heute beginnen wir mit einer Übersicht über den Stimmkreis.

Bayern ist für die Landtagswahl in 91 Stimmkreise aufgeteilt. In jedem von ihnen bestimmen die Wähler mit ihrer Erststimme einen Direktkandidat. Ins Maximilianeum zieht ein, wer hier die meisten Stimmen bekommt. Es braucht also nur die sogenannte relative Mehrheit und nicht absolute Mehrheit.

Der Rest der mindestens 180 Sitze im Landtag wird über den Zweitstimmenanteil der Parteien und die Bezirkslisten vergeben. Damit die verschiedenen Regionen im Parlament in etwa gleichstark vertreten sind, hat man die Stimmkreise grob nach der Zahl ihrer Einwohner zusammengestellt. Das führt vor allem in ländlichen Regionen dazu, dass große Gebiete zusammengefasst werden.

Der Stimmkreis 506 Ansbach-Süd Weißenburg Gunzenhausen

So auch beim Stimmkreis 506. Der hat gemeinsam mit Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Fürth-Land nicht nur den längsten Namen aller bayerischen Stimmkreise, er zählt auch mit zu den größten. Was die Zahl der Wähler betrifft (rund 126 000) und was die Fläche angeht. Den Stimmkreis gibt es seit einer Reform im Jahr 2003 (ein paar Jahre später folgten noch minimale Nachbesserungen).

Die Landtagswahl in Weißenburg-Gunzenhausen

Die Landtagswahl in Weißenburg-Gunzenhausen © Miriam Zöllich, WT

Zu ihm gehören der komplette Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (97 120 Einwohner) und der südliche Landkreis Ansbach mit den Städten Dinkelsbühl, Herrieden, Merkendorf, Ornbau, Wassertrüdingen, Wolframs-Eschenbach und den Gemeinden Arberg, Bechhofen, Burgoberbach, Burk, Dentlein am Forst, Dürrwangen, Ehingen, Gerolfingen, Langfurth, Mitteleschenbach, Mönchsroth, Röckingen, Unterschwaningen, Weidenbach, Weiltingen, Wieseth, Wilburgstetten und Wittelshofen.

Nicht unerheblich für die politischen Machtverhältnisse im Stimmkreis ist, dass Weißenburg-Gunzenhausen mit gut 97 000 Einwohnern mehr Gewicht hat, als der Ansbacher Anteil, der bei knapp 72 000 liegt. Das bedeutet, dass in den Delegiertenversammlungen die politischen Ortsverbände aus Weißenburg-Gunzenhausen die Mehrheit haben, und Kandidaten durchsetzen können.

CSU-Aufregung im Vorfeld

Strukturell betrachtet handelt es sich um einen ländlich geprägten Stimmkreis mit einigen Kleinstädten. Die Wählerschaft ist konservativ geprägt, in der Geschichte des Stimmkreises – und seiner Vorgänger – hat bislang noch stets die CSU das Direktmandat gewonnen. Allerdings sanken – parallel zum Landestrend – die Mehrheiten der CSU auch im Stimmkreis 506 etwas. Klarer Favorit auf den Sieg bleibt trotzdem CSU-Bewerber Helmut Schnotz.

Auch wenn es im Umfeld der Nominierung des Bechhofener Bürgermeisters parteiintern einigen Ärger gab. Zunächst hatte der jetzige CSU-Abgeordnete Alfons Brandl für alle Seiten überraschend erklärt, bei der Wahl nicht mehr antreten zu wollen, dann entwickelte sich ein politisches Hauen und Stechen um seine Nachfolge.

Mit Johanna Serban aus Herrieden hatte Schnotz eine Gegenkandidatin, die einige Unterstützung hinter sich versammeln konnte. Hinter den Kulissen gab es auf beiden Seiten politische Machtspiele. Mit der Nominierung von Schnotz allerdings schlossen sich die Reihen wieder und die CSU versammelte sich hinter dem 56-Jährigen.

Hauber mit Chancen?

Außenseiterchancen werden Wolfgang Hauber (Freie Wähler) nachgesagt. Der Weißenburger ist schon lange im politischen Geschäft, aus vielen Wahlkämpfen bekannt und hat einen Amtsbonus. Er sitzt nämlich seit 2018 schon im Landtag und ist für die Region aktiv und präsent. Allerdings lag er 2018 rund 30 Prozent hinter dem damaligen Kandidaten Manuel Westphal (CSU).

Das Direktmandat wäre für den 63-jährigen früheren Polizisten aber ohnehin eher ein Bonus, denn mit Platz zwei auf der Mittelfrankenliste der Freien Wähler sollte er in jedem Fall ins Parlament einziehen. Ansonsten gibt es kaum jemanden, dem ernsthafte Chancen eingeräumt werden, mehr als einen Achtungserfolg einzufahren. Wobei Stimmen für diese Kandidaten trotzdem keine verlorenen sind, denn das bayerische Wahlrecht zählt sie zu den Zweitstimmen hinzu.

Für die SPD tritt erneut der Weißenburger Harald Dösel an, der 2018 neun Prozent der Stimmen bekam. Der 50-Jährige ist Lehrer an der Fach- und Berufsoberschule in Triesdorf. Auf gut 13 Prozent brachten es die Grünen, die diesmal mit Philipp Hörber aus Weiltingen im Landkreis Ansbach antreten. Der 40-Jährige ist Kreisrat in Ansbach und Besitzer und Betreiber einer Tierklinik in Dinkelsbühl.

Wie schneidet die AFD ab?

Mit besonderer Aufmerksamkeit blickt man auf die AFD und ihr Ergebnis. 2018 fuhr die Partei 9,6 Prozent ein und lag damit ziemlich exakt im Landesschnitt. Diesmal tritt Michael Kempf aus dem Landkreis Ansbach an. Die FDP hat mit Dr. Thomas Kestler einen Weißenburger als Direktkandidaten nominiert, kam aber bei der letzten Wahl lediglich auf 2,8 Prozent der Stimmen.

Der 48-Jährige ist Dozent für Politikwissenschaft und übernimmt im Oktober die Vertretung der Professur für Vergleichende Politikwissenschaft in Würzburg. Kestler war früher bei den Grünen aktiv und kandidierte für die Ökopartei 2009 für den Bundestag. Er wandte sich von den Grünen ab, weil er deren energiepolitischen Ansichten für einen Irrweg hält.

Die Linke erreichte 2018 3,1 Prozent der Stimmen. Hier kandidiert diesmal Nadja Gschwendtner aus Treuchtlingen für das Direktmandat. Die 32-Jährige hat Soziale Arbeit studiert und ist als Seminarleiterin bei den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft am Standort Weißenburg beschäftigt.

Piraten sind nicht dabei

Die Liste der Wahlvorschläge ergänzen in diesem Jahr die Partei Die Basis, die mit dem Weißenburger Ulrich Schild von Spannenberg ins Rennen geht. Er war zuvor bereits Mitglied bei der Weißenburger SPD, für die er auch bei den Kommunalwahlen kandidiert hat. Der 68-Jährige ist als Unternehmensberater tätig.

Kilian Welser aus Gunzenhausen bewirbt sich für die ÖDP um das Direktmandat. Der 46-jährige ist Vorsitzender des Kreisverbandes Weißenburg-Gunzenhausen und arbeitet im Bezirksvorstand der Partei mit. Er hat Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik studiert und arbeitet als Berufsschullehrer in Donauwörth. Horst Wester aus Ehingen ist Kandidat der Tierschutzpartei.

Für die Bayernpartei stellt sich Michael Weigl aus Mindelstetten zur Wahl. Nicht antreten werden im Stimmkreis die Piraten. Sie hatten zwar Kandidaten nominiert und wollten eine Liste aufstellen, offenbar scheiterten sie an der nötigen Zahl an Unterstützerunterschriften. Jedenfalls reichten sie keine Liste ein.

7400 Erstwähler

Am 8. Oktober werden rund 126 000 der 169 000 Bewohner des Stimmkreises wahlberechtigt sein. Etwa 7400 gehen zum ersten Mal an die Urne oder wählen zuhause. Seit dem 28. August werden die Wahlbenachrichtigungen versandt, ab dem Moment kann man die Briefwahlunterlagen ordern und dann ganz bequem zuhause seine Kreuzchen machen.

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