Fall 29 von "Freude für alle"

Weihnachtsgeschäft fiel flach: Schausteller-Familie im Nürnberger Land vor dem Aus

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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14.12.2023, 15:00 Uhr
Das ist Marianne Z.s Spezialität: frische Waffeln.

© imago images/Claudia Nass, NN Das ist Marianne Z.s Spezialität: frische Waffeln.

„Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort“ - was einst der Liedermacher Hannes Wader sang, trifft auch auf das Leben von Schaustellern zu. Und auch Marianne Z. (Name geändert) wäre mit ihrem Verkaufs- und ihrem Wohnwagen am liebsten längst weiter gezogen - auf einen der vielen Weihnachtsmärkte im Land.

Als Kind einer Schaustellerfamilie kennt sie es nicht anders: Das unstete Leben ist ihr vertraut, längst ist sie eine erfahrene Budenbetreiberin und dabei, ihre eigenen Kinder an das Geschäft heranzuführen. Was sie buchstäblich auf der Pfanne hat, sind Waffeln und Crèpes in allen möglichen Varianten. Was gerade vor Weihnachten meistens gut gefragt ist.

Getriebeschaden an Zugmaschine

Nun aber ist sie im Nürnberger Land „gestrandet“ - auf einem Campingplatz, der auch in den Wintermonaten geöffnet ist, wenn auch vor allem für Dauercamper. „Wir waren ohnehin in der Region unterwegs, da bot sich das an“, erklärt sie. Tatsächlich aber hatte sie keine Wahl. Denn kürzlich streikte plötzlich ihre Zugmaschine: ein Getriebeschaden, wie sie herausstellte. „Zum Glück ist das nicht auf der Autobahn passiert“, meint sie.

Aber die technische Panne hatte bedrohliche Folgen: Inzwischen muss sie um ihre Existenz fürchten und weiß nicht mehr, wie sie ihre Familie über den Winter bringen soll. Wie aber konnte es soweit kommen? Für die Reparatur der Zugmaschine und die ersten Kosten der Zwangspause musste sie schon alle Rücklagen zusammenkratzen.

Schlimmer noch ist allerdings, dass der Schaden die Familie zum ungünstigsten Zeitpunkt ausbremste: Sie hatte eine Zusage für einen Standplatz auf einem vielversprechenden Weihnachtsmarkt in München - kam aber nicht hin. Und nun, wo die Maschine wieder einsatzbereit ist, sind längst sämtliche Märkte voll belegt und alle Plätze vergeben. Dabei ist die Familie für ihren Lebensunterhalt auf Einnahmen aus solchen Einsätzen angewiesen.

Denn - das ist der dritte Pech-Faktor - um Hilfe aus der Grundsicherung zu erhalten, müssen Schausteller-Familien oft zusätzliche Hürden überwinden. Marianne Z. benötigt zum Beispiel erst eine neue Meldeadresse - am früheren Ort hatte die Verwaltung sie unversehens einfach abgemeldet, nachdem sie längere Zeit in anderen Landesteilen unterwegs war.

Mit gravierenden Folgen: kein Kindergeld, gekündigte Handyverträge, Versicherungsprobleme. Dabei gebe es, sagt sie, eben gerade für ihren Berufsstand entsprechende gesetzliche Regelungen, die solche Schwierigkeiten verhindern sollen. Unterstützung erhält die Familie inzwischen von der Caritas im Nürnberger Land - auch „Freude für alle“ will einen Beitrag leisten. Für Lebensmittel, aber auch damit im Wohnwagen keine Eiszeit ausbricht.

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