Abgrund: Der neue Kurzfilm der Weißenburger Ingwer Productions

WEISSENBURG - Linus steht mutterseelenallein auf dem Dach eines Hochhauses, ganz am Rand, denn er hat vor, in die Tiefe zu springen. Er sieht keinen Ausweg, will sich umbringen. Die Musik im Film wird dramatischer, um sich dann mit einem lockeren "Hey" von Clara (Clarisse Jähn) plötzlich zu entspannen.

Das Mädchen reißt Linus (gespielt von Lukas Flierler) aus seinen negativen Gedanken. Sie überzeugt ihn letztendlich, sich zu ihr auf die Decke zu setzen, die sie auf dem Dach ausgebreitet hat, um ein Buch zu lesen. Die beiden jungen Leute beginnen sich zu unterhalten. Kurze Rückblenden aus Linus‘ Leben ermöglichen es dem Zuschauer besser zu verstehen, was den introvertierten jungen Mann dazu bewegte, sich das Leben nehmen zu wollen. Clara, die mit ihrer Unbeschwertheit das Leben liebt und schätzt, spielt dabei den perfekten Gegenpart.

Der Film, der das Tabuthema anspricht, heißt "Abgrund". Geschaffen hat ihn Ingwer Productions aus Weißenburg – eine Gruppe von 14 jungen Erwachsenen. Gemeinsam haben sie mit "Abgrund" ihren vierten Kurzfilm geschaffen. Entstanden ist ein packendes Kurzfilmdrama zum Thema Depression, Suizidgedanken und deren Gegensätze.

© Foto: Katharina Juárez Portillo

Nun feierte der Film im gut gefüllten Kinosaal des Weißenburger Kinos Premiere und erhielt tosenden Applaus. Die Zuschauer erlebten einen Kurzfilm auf beeindruckend hohem Niveau – was mitunter auch den vielen Mitwirkenden hinter der Kamera geschuldet war. Tatsächlich ist einem Laien nicht wirklich bewusst, wie viel Arbeit in nur 30 Minuten Film stecken.

Die Idee und das Drehbuch zum Film entstanden bereits im Dezember 2018. Was folgten, waren Monate der Organisation und Planung. Entsprechend mussten Dinge wie die Besetzung der Rollen oder Drehgenehmigungen, ebenso wie zunächst nebensächlich wirkende Fragen nach der Maske und den Kostümen geklärt werden. Dass auch Letzteres durchaus einen wichtigen Part spielt, kommt im Film, der stark von Symbolik geprägt ist, gut zur Geltung. So werden Linus' Outfits im Verlauf des Films immer dunkler und demonstrieren damit sein Abgleiten in die Depression. Clara im Gegenzug trägt ein luftiges, gelbes Kleid, das ihre Leichtigkeit und Fröhlichkeit symbolisiert.

Abgedreht wurde "Abgrund" dann in nur einer Woche, im August letzten Jahres in Weißenburg unter anderem auf dem Dach des Awo-Seniorenzentrums (wir berichteten), woraufhin es aber mit der Arbeit noch nicht getan war. Nun musste das Rohmaterial geschnitten und zum Teil nachvertont werden. Dann stand das Projekt zwischenzeitlich auf der Kippe, weil wegen eines Computerfehlers viel gefilmtes Material verloren ging. Doch Dank des zweiten Kameramannes Volker Uffelmann, der eigens ein Programm zur Wiederherstellung der Dateien schrieb, konnten die Daten gerettet werden und der Ingwer Productions gelang mit der Fertigstellung des Kurzfilms eine Viertelstunde vor Premierenbeginn eine Punktlandung.

Interessierte können sich den Kurzfilm "Abgrund" und die anderen Werke der Ingwer Production auf deren Youtube-Kanal ansehen (auf der Youtube-Seite nach "Ingwer Productions" suchen). Dort sind auch einige informative Videos zur Filmentstehung und den Personen zu finden.

Die Rollen in "Abgrund" spielen: Linus (Lukas Flierler), Clara (Clarisse Jähn), Freundin (Viktoria Weninger), Vater (Jan Cumme). Das Filmteam bestand aus Produktion, Schnitt, ColorGrading und Foley: Kai Uffelmann, Regie & Drehbuch: Gerrit Raabe, Kamera & DoP: Jonas Schmidt, Kamera, Grip & Fokus: Fabian Lensing, Maske, Kostüm & Setdesign: Sarah Engeler, Klappe & Drehbuch: Tanja Kattinger, 2. Kamera: Volker Uffelmann (Videorettung), Ton: Lukas Kamm, Ton, Sounddesign, Nachvertonung, Mixing, Foley: Simon Schön, Dokumentation & Setdesign: Katja Uffelmann.