Erfolgsautorin gastiert in Weißenburg

19.9.2014, 08:12 Uhr
Erfolgsautorin gastiert in Weißenburg

© Privat

„Ich behaupte immer noch, dass ich eigentlich gar keine Krimis schreibe“, sagte Petra Hammesfahr vergangenes Jahr in einem Fernsehinterview. Komisch – denn nicht selten wird die Bestseller-Autorin als deutsche Krimi-Queen bezeichnet. Und schließlich ist sie ja in Weißenburg zum 2. Fränkischen Krimi-Festival geladen. Haben sich die Veranstalter da wohl getäuscht?

Wohl kaum. Denn natürlich gibt es Verbrechen in Hammesfahrs Büchern: Es gibt Vermisste, Tote, Verletzte. Den Unterschied zum klassischen Krimi sieht die 63-Jährige eher in der Pers­pektive: In ihren bislang knapp 40 veröffentlichten Romanen gibt es fast nie einen Ermittler, eine Sonderkommission oder einen neugierigen Gerichtsmediziner.

„Mir sind die Opfer und Täter entschieden wichtiger als Ermittler“, erklärt Hammesfahr im Gespräch mit unserer Zeitung. „Natürlich spielen in ein paar Romanen auch Polizisten eine große Rolle. Aber mir ging es nicht darum zu zeigen, wie ein Verbrechen aufgeklärt wird, sondern wie dieses Verbrechen überhaupt geschehen konnte.“ Deswegen strickt sie in ihren Romanen ein weitläufiges Netz aus Beziehungen der einzelnen Akteure, erläutert deren Vorgeschichten und Beweggründe.

„Mir sind die kleinen Orte lieber“

Aber noch etwas anderes unterscheidet Hammesfahr von den meisten Krimi-Autoren. „Die große Masse aller Krimis spielt in Großstädten, die Opfer bleiben irgendwie anonym“, findet sie. „Mir sind die kleinen, überschaubaren Räume lieber. Orte, an denen man sich kennt und trotzdem nichts voneinander weiß. Das spiegelt für mich am besten den „Zustand“ unserer Gesellschaft wieder.“
Die Vorliebe, ländliche Gegenden zu Schauplätzen ihrer Handlungen zu machen, kommt nicht von ungefähr. Wie die Autorin erzählt, wohnt sie selbst seit 40 Jahren in einer überschaubaren Kleinstadt – davor lebte sie sogar noch provinzieller. „Ich bin in so einer dörflichen Gegend aufgewachsen und früher kam man dort auch nicht so leicht weg. Eine Busfahrt zur nächsten Kleinstadt wurde bereits zum Abenteuer.“

Scherzhalber hatte Petra Hammesfahr einmal behauptet, der Stoff für ihre Romane käme aus den Erfahrungen und Erlebnissen ihrer ersten 24 Lebensjahre. So ganz stimmte das aber nicht. Sie kennt zwar die Verhältnisse in ländlichen Gegenden, hat viel beobachtet. Ihre Geschichten sind jedoch frei erfunden. „Sie kommen von ganz alleine, um nicht zu sagen, sie fallen unkontrolliert und unbezähmbar über mich her“, schildert die Autorin.

„Es kann überall geschehen“

Tag und Nacht verbringt die Autorin dann in Gedanken mit ihren Romanfiguren, fühlt sich in sie hinein und identifiziert sich mit ihnen. Egal ob im Bett oder am Herd – die Cha­raktere sind in ihrem Kopf. „Mein Mann hat mal in einem Interview gesagt, er weiß eigentlich nie, zu wem er abends nach Hause kommt“, sagte die Autorin einmal. Aber Bücher schreiben ist nunmal ihr Leben. Den endgültigen Durchbruch schaffte sie zwar erst vor gut 20 Jahren, doch auch davor hatte sie schon etliche Werke verfasst.

In Weißenburg stellt Hammesfahr  nun ihren aktuellsten Roman „An einem Tag im November“ vor – die dramatische Geschichte um ein kleines Mädchen, das auf dem Nachhause­weg plötzlich verschwindet. „Es kann nebenan passieren.

Der Täter kann ein Freund sein“, verkündet der Klap­pentext verheißungsvoll.
Das mag Petra Hammesfahr. Ihre teils schockierenden Geschichten passieren meist an einem ganz normalen Ort – einem Ort wie Weißenburg also. Eine beschauliche Kleinstadt, in der das Böse so fern scheint und in der man Verbrechen höchstens aus Büchern kennt. „Genau diesen Irrtum widerlege ich in meinen Romanen gerne. Es kann jederzeit und überall geschehen.“  

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