Gewinner-Buch des Schreibwettbewerbs

Witzig, derb, fränkisch: So macht sich der neue Frankenkrimi "Scheunenschätzla"

Anette Röckl

NN-Redaktion Gesellschaft

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13.8.2023, 11:00 Uhr
Oma Gerdas Hof wird im Regionalkrimi "Scheunenschätzla" zum Tatort.

© VNP, NNZ Oma Gerdas Hof wird im Regionalkrimi "Scheunenschätzla" zum Tatort.

Obacht, hier kommt Gerda! Dass es sich bei der Protagonistin von Henrietta Hartls "Scheunenschätzla" um keine zartbesaitete ältere Dame handelt, macht schon der Titel des ersten Kapitels klar: "Oma Gerda walzt an". Dabei ist sie optisch keine Dampfwalze, sondern dünn und groß. Als resolute Fränkin braucht sie nur wenige Worte, um sich Respekt zu verschaffen: "Bürschla?!" reicht, damit ein Jungspund auf der Parkbank sofort Platz macht, Aufschneider enttarnt sie in Nullkommanix: "A Dübb wie a Ballong - voll mid haaßer Lufd!"

Im fiktiven Niedlasreuth

Im fiktiven fränkischen Dorf Niedlasreuth zwischen Effeltrich, Egloffstein und Ebermannstadt ist der Hof von Hauptdarstellerin Gerda angesiedelt. Dreh-und Angelpunkt dieses fränkischen Comedy-Krimis, der einer der Gewinner-Bücher des VNP-Schreibwettbewerbs ist. Ein nackter Toter liegt auf Gerdas Bauernhof. Als fränkische "Miss Maabl" nimmt sie die Ermittlungen auf, zum Leidwesen des aufgeblasenen Kommissars und mit Hilfe der norddeutschen Doktorandin Flora, Gerdas Enkel Basti und Max, dem sympathischen Dorfpolizisten.

Und wie löst man einen Mordfall? Da hat die patente Fränkin, wie für fast alle Lebenslagen, ein anschauliches Beispiel: "Des is wie wenn ma an Bullover aufribbeld - ma schaud, dass ma irgendwo a Fädla derwischd, na zubfd mer dro und schaud, ob was bassierd." Auf rund 300 Seiten kann man verfolgen, wie Gerda die "Dedegdiv"-Arbeit übernimmt.

Ein unterhaltsamer Film im Kopf

Aber um die Lösung des Mordfalles geht es ja nur nebenbei. Nicht umsonst nennt sich der Roman Comedy-Krimi. Vor allem geht es um gute Unterhaltung, und unterhaltsam sind, neben den trockenen Sprüchen der Hauptperson, viele Situationen, die durch den drehbuchartigen Schreibstil einen Film im Kopf ablaufen lassen. Etwa wenn mitten in der Spurensicherung am Tatort Gerdas Tiere ("Allmächd, die Viecher!"), Hühner, Ziegen, Schwein Bomber und ein Pferd durch den Tatort trampeln.

Dass sich die Story fast ausschließlich in Dialogen entwickelt, macht sie für die Leserschaft sehr direkt. Man ist mitten drin statt nur dabei am Küchentisch, an dem zu den Ermittlungsarbeiten schon mal ein Schäufala kredenzt wird. Apropos: "Gerda waaft Frängisch. Da gibt es sehr viele verschieden Varianten", steht im Vorwort - ein Anspruch auf das einzig "richtige Fränkisch" wird nicht erhoben. Unverblümt lässt Autorin Henrietta Hartl Oma Gerda sprechen, eben "dübbisch fränggisch".

Von "Wimmerlaswäi" bis "Gfregg"

Wenn sich ein Doldi dalgerd anstellt, dann sagt es Gerda genau so. Von "Wimmerlaswäi" bis "Gfregg" prasselt es hier nur so fränkische Ur-Begriffe. Aber auch Nicht-Franken kommen mit - denn für Fischkopf Flora folgt oft eine Übersetzung. Ein "Bolandi" ist nicht etwa ein italienischer Name, sondern jemand, der sich zum Deppen macht, beziehungsweise gemacht wird, wird ihr verhochdeutscht. Und "aaschiffdich", so wird bei den Ur-Franken aus Gerdas Generation ein lediger Mann genannt. "Scheunenschätzla" ist also nicht nur ein unterhaltsamer Krimi, sondern auch "a weng a" fränkisches Wörterbuch.

Und wer sich am Ende schon ganz heimisch fühlt in Niedlasreuth mit seinen Originalen, der kann gespannt sein: Denn der Krimi ist schließlich erst Oma Gerdas erster Fall, wie es im Untertitel steht. Fortsetzung folgt...

Info: "Scheunenschätzla" kostet 15,90 Euro und kann im Onlineshop der Zeitung unter shop.vnp.de oder telefonisch unter 0911-216-2777 bestellt werden. Erhältlich ist das Buch auch in allen VNP-Service-Centern oder im Buchhandel.