BMW 4er-Coupé: Dynamik als Daseinszweck

2.11.2020, 13:24 Uhr
BMW 4er-Coupé: Dynamik als Daseinszweck

© Hersteller

In der ersten Reaktion auf die Front des Neuen spiegelt sich Erstaunen: Hat der 'nen großen Kühlergrill! Okay, das 4er-Coupé soll das sportlichste Modell im Segment sein, heißt es in München. Und der Zweitürer will besonders eine Klientel ansprechen, die als "jüngere Männer um die fünfzig Jahre, oft extrovertiert" bezeichnet wird. Ansonsten: Schick und elegant gezeichnet, so kommt gerade ein Coupé am besten beim Betrachter an. Und der soll möglichst auch zu einem Kunden werden. So sehen es offensichtlich die BMW-Verkaufsstrategen beim neuen 4er-Coupé, das einschließlich der Karosserievarianten Cabrio und Gran Coupé in diesen Tagen startet.

Die Münchner Entwickler wiederum haben sich als Hauptziel beim Vierer-Coupé der zweiten Generation aber etwas anderes gesetzt: Ihr Konzept ist, na klar, "besonders konsequent auf dynamische Fahrfreude" ausgerichtet, wie es heißt.

Erster Probegalopp

Beim ersten Probegalopp auf den Landstraßen rund um die bayerische Landeshauptstadt haben wir die angestrebte Dynamik nachdrücklich erlebt - insbesondere im stärksten Modell, dem BMW M440i xDrive Coupé.

Mit Mildhybrid

Nicht erschrecken, erst mal den Fahrspaß auskosten, denn schlappe 65.213 Euro (Einstiegspreis) werden für das 275 kW/374 PS starke Dreiliter-Sportexemplar aufgerufen. Der Sechszylinder-Benziner wird, wie auch alle BMW-Dieselmotoren, unterstützt von einem Mildhybrid-System, das 8 kW/11 PS über den 48-Volt-Startergenerator leistet. Spontaner Antritt? Das ist noch gelinde gesagt. Sehr flott über einsame, kurvige Landstraßen wedeln wie ein Slalom-Skiprofi - kein Problem. Dynamik und Agilität ist schon lange die Stärke der Bayern.

BMW 4er-Coupé: Dynamik als Daseinszweck

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Allrad, niedrigerer Schwerpunkt, ausgewogene Gewichtsverteilung, größere Spurweite hinten, steifere Strukturen, eine in jeder Lage exakt schaltende Achtgang-Sportautomatik mit Sprint-Funktion, um spontan zu beschleunigen - all dies kommt hier zusammen. So setzt sich der Top-Vierer letztlich besonders klar von seinen braveren Versionen ab, wobei grundsätzlich der Abstand gegenüber dem neuen Dreier beabsichtigt ist. Die "normale" Achtgang-Steptronic liefern übrigens die Bayern erstmals bei allen 4er-Modellen serienmäßig.

Nicht zuletzt liegt das Gewicht des Coupés trotz vieler Verbesserungen um bis zu 55 Kilo unter dem des Vorgängers. Besonders knausert der BMW 420 d (ab 47.082 Euro) mit dem Treibstoff. Wie alle Diesel ist auch dieser Selbstzünder künftig zweistufig aufgeladen ist. Bei sage und schreibe 3,9 l/100 km, entsprechend 103 g/km CO2 beginnt hier der genormte Mixverbrauch. Nur 6,8 bis 7,1 l/100 km soll die Topversion M 440i im Mix, also bei zurückhaltender Fahrweise verbrauchen, aber das prüfen wir ein anderes Mal.

Sparsamer Diesel 

Schon die Einstiegsmodelle sind mit speziellen Dämpfern ausgerüstet. Beim optionalen M-Sportfahrwerk sind sie straffer ausgelegt und die Sportlenkung arbeitet variabel. Optional kann der sportlich ambitionierte Kunde ein adaptives M-Fahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern, Sportbremsanlage und blauen oder roten Bremssätteln, dazu ein Sportdifferential mit vollvariabler Sperrwirkung ordern. Mit diversen Design- und Ausstattungslinien, wie M-Sport oder mit M-Sportpaket Pro lässt sich die Fahrdynamik noch stärker betonen.

An der Front sind flach konturierte LED-Scheinwerfer dagegen bereits Serie, ebenso LEDs in den abgedunkelten Heckleuchten. Adaptive LED-Scheinwerfer mit Laserlicht kosten Aufpreis.

Zu den typischen BMW-Merkmalen zählt das fahrerorientierte und übersichtliche Cockpit. Eine tolle Bildschärfe vermittelt das bis zu 10,25 Zoll große Display; optional gibt es das volldigitale 12,3 Zoll Instrumenten-Display.

Auf den neuen Sportsitzen fühlen sich Insassen unterschiedlicher Größe ausgezeichnet untergebracht, im freilich engen, coupé-typischen Fond ähnelt das Gestühl optisch fast schon Einzelsitzen. Die serienmäßige Dreizonen-Klimaautomatik erhöht den Komfort ebenso wie eine spezielle Verglasung das Coupé zu einem leisen Fahrzeug macht. 

Sonderwünsche gegen Aufpreis

Gegen – wie gewohnt - teilweise hohe Aufpreise erfüllt BMW viele Sonderwünsche, darunter ein (verlängertes) Glas-Schiebedach, eine HiFi-Lautsprecheranlage oder auch die per Smartphone steuerbare Standheizung. Wesentlich besser ablesen lassen sich jetzt die Informationen im ebenso kostenpflichtigen Head-up-Display.

BMW 4er-Coupé: Dynamik als Daseinszweck

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Umfangreicher wird nun das Angebot an Assistenzsystemen, darunter sind einige jetzt serienmäßig - der Frontwarner mit Bremseingriff etwa, die Spurkontrolle einschließlich Rückführung und die Temporegelung. Zu den Optionen zählen der erweiterte Fahrassistent, der Lenkung und Spurführung per neuer, aktiven Navigationsführung unterstützt. Neu auch das Cloud-basierte Navi "Maps", das schneller und mit Echtzeit-Verkehrsdaten führt. Automatisch Ein- und Ausparken kann der Vierer optional auch; in der Serienausstattung verlässt sich der Fahrer auf die Sensoren an Front und Heck. Nicht zu erwähnen braucht man bei einem Premium-Hersteller heute wohl übliche Details wie die Vernetzung des Smartphones oder den Abruf von neuen Funktionen und digitalen Servicediensten "over-the-air".     

BMW 4er-Coupé: Dynamik als Daseinszweck

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Die Motorpalette startet bei den Benzinern mit dem 420i Coupé, einem Zweiliter-Vierzylinder mit 135 kW/184 PS, der ab 44.645 Euro in der Liste steht. Es folgt das 430i Coupé (190 kW/258 PS, ebenfalls ein Vierzylinder) ab 49.519 Euro, dann der zunächst genannte und gefahrene M440i xDrive. Die Diesel-Fraktion tritt außer mit den jetzt eingeführten 420d und 420d xDrive ab März kommenden Jahres mit zwei weiteren Mitgliedern an, dem 430d xDrive und dem M440d xDrive, beides Sechszylinder. Eigentlich selbstverständlich ist, dass sämtliche Motoren die Euro 6d erfüllen.

Hauptmarkt USA

BMW hat von der vor sieben Jahren eingeführten "Vierer-Familie" rund 800.000 Einheiten verkauft. Das Erfolgsmodell geht vor allem in den Hauptmarkt USA, dies mit mehr als einem Viertel Anteil, gefolgt von Großbritannien und Deutschland.

Übrigens: Die Designlösung mit einem überdimensionierten Kühlergrill haben schon andere angewandt, zum Beispiel Audi. Hoher Kühlluftbedarf des Antriebs wird oft als Grund genannt. Derzeit geht der Trend eher zu dezenteren Fronten, wie es beispielsweise der M440i-Gegenspieler Kia Stinger 3.3 T-GDI zeigt. Und beim Elektroauto ist der Kühler ohnehin überflüssig.

Ingo Reuss

BMW 4er Coupé in Kürze:

Wann es kommt: Die Markteinführung ist bereits erfolgt

Wen es ins Visier nimmt: Mercedes C-Klasse Coupé, Audi A5, Kia Stinger, Lexus RC

Was es antreibt: Benziner mit 135 kW/184 PS, 190 kW/258 PS, 275 kW/374 PS. Diesel mit 140 kW/190 PS  

Was es kostet: Ab 44.645 Euro

Was noch folgt: Im März 2021 ein Dreiliter-Reihensechszylinder-Diesel (430d mit 286 PS, M440d mit 340 PS). Ein M4.