BMW X1: An die Niere gegangen

7.10.2019, 17:31 Uhr
BMW X1: An die Niere gegangen

© Hersteller

Dem allgemeinen SUV-Bashing entgeht der BMW X1 elegant. Er sei nämlich keines, sagt Produktmanagerin Birte Voorgang. Ach so? Tatsächlich haftet dem Münchner bereits seit seiner Markteinführung vor zehn Jahren das Label „SAV“ an, was für Sports Activity (und nicht "Utility") Vehicle steht.

Ob die unverdächtigere Etikettierung was ändert – wir wollen nicht darüber rechten. Der X1 ist das weltweit meistverkaufte Mitglied der X-Familie von BMW, gleichzeitig rundet er sie nach unten ab. Jetzt haben sich die Münchner der aktuellen und zweiten Generation angenommen. Keine grundlegende Erneuerung ist passiert, aber zumindest ein Facelift. Dazu wurde der knapp 4,50 Meter lange X1 zunächst ins hauseigene Kosmetikstudio gebeten, das er mit einem deutlich vergrößerten Kühlergrill verlassen hat, beide Hälften der BMW-Niere werden jetzt von einer schicken Chromspange verbunden. Das sieht nicht so martialisch aus wie beim X7, sondern grad so markant, dass es dem X1 gut zu Gesicht steht.

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Weitere Retuschen betreffen die Leuchtengrafik der Frontscheinwerfer, die vergrößerten Lufteinlässe, die jetzt umlaufenden Voll-LED-Heckleuchten, die vergrößerten Auspuff-Endrohre und die wagenfarbigen Einleger der Heckschürze. Lauter Kleinigkeiten, die sich aber durchaus effektvoll zu einem moderneren Auftritt subsummieren.

Auch die Innenarchitekten durften ran an den X1, wobei sich an der vertrauten Einrichtung im gehobenen Landadel-Stil nicht signifikant was geändert hat. Neue Kontrastnähte zieren die Instrumententafel; das – über Dreh-Drück-Regler, Berührung oder Sprachbefehl – ansteuerbare Zentraldisplay wächst auf bis zu 10,25 Zoll, die Verkehrsinfos kommen in Echtzeit, das optionale Head-up-Display ist eine Pracht. Den auf Zuruf ("Hey BMW") angestoßenen Dialog beherrscht der X1 noch nicht, mit natürlicher Spracherkennung wird erst die nächste Generation arbeiten.

Vieles kostet extra

Der Münchner bietet ein überzeugendes Raumkonzept, mit ordentlich Platz im Fond und einem 505 bis 1550 Liter großem Gepäckraum. Features, die anderswo selbstverständlich sind, lässt sich BMW allerdings extra bezahlen, und das nicht eben für kleines Geld. Eine um 13 Zentimeter längs verschiebbare Rücksitzbank? Das gibt’s, ja, aber nicht etwa serienmäßig wie im VW T-Cross, sondern gegen 350 Euro Aufpreis. Sitzheizung kostet 350 Euro, die umklappbare Beifahrersitzlehne 200, die automatische Heckklappenbetätigung 500 Euro. Man ahnt: Das wird nicht billig.

Unter der Haube trägt der X1 nach wie vor Drei- und Vierzylinder der Spezies Benziner oder Diesel. Bei den Benzinern reicht die Spanne vom frontgetriebenen Dreizylinder 18i mit 103 kW (140 PS) über den auch als Allradler erhältlichen Vierzylinder 20i (141 kW/192 PS) bis zum stets allradgetriebenen Zweiliter-Vierzylinder xDrive 25i mit 170 kW (231 PS).

Neuer Top-Diesel mit 231 PS

Als dieselnde Antipode trifft der 25i auf den neuen xDrive 25d, der ebenfalls 170 kW (231 PS) leistet, aber mehr Drehmoment auf die Kurbelwelle stemmt – 450 Nm zwischen 1500 und 3000 Touren stehen 350 Nm zwischen 1450 und 4500/min gegenüber. Auch der Verbrauch – ermittelt per WLTP und auf NEFZ zurückgerechnet – spricht für den Diesel, und zwar deutlich: Auf 100 km genehmigt er sich 5,2 bis 4,9 l, der 25i hingegen 6,8 bis 6,3 l/100 km.

BMW X1: An die Niere gegangen

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Bei den Fahrleistungen nehmen sich die beiden Topaggregate praktisch nichts, sie bringen den X1 in 6,6 (xDrive 25d) bzw. 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und verhelfen ihm jeweils zu einer Spitze von 235 Sachen. Auch beim Preis liegen xDrive 25i und xDrive 25d mehr oder weniger gleichauf, der Benziner kostet ab 45.500 Euro, der Diesel ist sogar 250 Euro billiger und kommt auf 45.250 Euro, jeweils schon in der besseren "Advantage"-Ausstattung.

Als einziger in der Motorenpalette schafft allerdings der xDrive 25d bereits die – gegenüber der Übergangslösung Euro 6d-Temp – noch einmal verschärfte Abgasnorm Euro 6. Wir konnten den Biturbo bereits ausprobieren und fanden seine Vorstellung rundum überzeugend:  Leise, kultiviert, mit viel Durchzug gesegnet – das ist Diesel at its best, zumal der Blick auf den Bordcomputer einen beruhigend niedrigen Praxisverbrauch von 6,2 l/100 km ergab. Man darf nicht vergessen: Der xDrive 25d bringt immerhin knapp 1,7 Tonnen auf die Waage.

BMW X1: An die Niere gegangen

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Unser Tipp gilt dennoch dem X1 sDrive 20d. Als Fronttriebler und in Basisausstattung (ja, wir wissen: die kauft eh kein Mensch) fährt er bereits ab 40.550 Euro vor, ist mit 150 kW (190 PS) leistungstechnisch ordentlich dabei und mit einem Normverbrauch von 4,7 bis 4,4 l/100 km brav sparsam.

Upgrade auf Allradantrieb

Der dieselseitige Einstieg erfolgt mit dem sDrive 18d (110 kW/150 PS), ab 35.150 Euro), der bereits erwähnte Basis-Benziner sDrive 18i markiert – ab 32.700 Euro – die günstigste Möglichkeit, an den X1 zu kommen. Mit Ausnahme von 18i und 18d ist Automatik immer serienmäßig, alle Modellvarianten bis auf den 18i lassen sich gegen 2000 Euro zum xDrive mit Allradantrieb upgraden.

Bald mit E-Kennzeichen

Anfang nächsten Jahres geht der X1 übrigens auch an die Steckdose. Dann schiebt BMW den X1 25e nach, einen Plug-in-Hybriden, der einen 1,5-l-Dreizylinder-Benziner mit 92 kW (125 PS) und einen 70 kW (95 PS) starken Elektromotor zusammenspannt. Die Systemleistung beträgt 162 kW (220 PS). Weil der E-Motor an der Hinterachse sitzt, ergibt sich Allradantrieb. Rein elektrisch fährt der 25e bis zu 57 Kilometer weit, an der Haushaltssteckdose ist er in fünf Stunden aufgeladen, an der Wallbox in dreieinhalb Stunden. Preise hat BMW noch nicht bekanntgegeben.

Ulla Ellmer

BMW X1 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits auf dem Markt

Wen er ins Visier nimmt: VW T-Roc, Audi Q3, Volvo XC40, Mercedes GLB etc.

Was ihn antreibt: Dreizylinder-Benziner mit 103 kW/140 PS, Vierzylinder-Benziner mit 141 kW/192 PS und 170 kW/231 PS, Vierzylinder-Diesel mit 110 kW (150 PS), 10 kW (190 PS) und 170 kW/231 PS

Was er kostet: Ab 32.700 Euro

Was noch folgt: Anfang 2020 ein Plug-in-Hybrid

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