Elektroautos – brandgefährlich?

10.12.2019, 19:26 Uhr
Elektroautos – brandgefährlich?

© Freiwillige Feuerwehr Kössen

Anfang Oktober war es wieder einmal so weit: Ein Tesla ging in Flammen auf, diesmal nach einem Unfall, der sich nahe Kössen in Tirol ereignet hatte. Es ist nicht der erste Brand eines Model S gewesen. Und ob sich der Vorfall in einem Parkhaus in Shanghai oder infolge eines Unfalls in der Schweiz ereignet hat – der mediale Aufschrei ist jedesmal groß gewesen.

Fairerweise muss freilich gesagt werden, dass tagtäglich auch konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor abfackeln – eine durchaus brandgefährliche Angelegenheit, denn ein voller Tank Benzin ist bekanntermaßen alles andere als harmlos. Überregionale oder gar globale Schlagzeile bekommen solche Brände dennoch nur selten.

Arbeit mit der Löschlanze

Wie gefährlich sind Elektroautos also? Als die Sachverständigenorganisation Dekra unlängst zwei Stromer (Nissan Leaf, Renault Zoe) gecrasht hatte, resümierte Unfallforscher Markus Egelhaaf, dass "es keinerlei Grund gibt, sich im Elektrofahrzeug weniger sicher zu fühlen als im konventionell angetriebenen Pkw". Auch was das Löschen einer in Brand geratenen Antriebsbatterie betreffe, so seien die Erkenntnisse aus einem neuen Verfahren "positiv": Dabei kommt eine sogenannte Löschlanze zum Einsatz, die von der Feuerwehr direkt ins Akkugehäuse eingeschlagen wird. "Damit finden die Löscharbeiten sozusagen innerhalb der Batterie statt, um das Ausbreiten des Feuers auf weitere Batteriezellen zu stoppen", sagt Egelhaaf.

Ein Elektroauto brennt anders

Tatsächlich brennt ein Elektroauto anders als ein Verbrenner. Der Akku besteht aus Hunderten einzelner Batteriezellen. Wird nur eine von ihnen beschädigt, können viele elektrische Kurzschlüsse die Folge sein, die das Feuer stets aufs Neue entfachen – durchaus auch noch 24 Stunden, nachdem der eigentliche Brand gelöscht schien. Was hilft, ist Kühlen: Das bei Kössen verkohlte Model S wurde mit einem Kran in einen speziellen, mit 11.000 Litern Wasser gefüllten Container gehievt, wo es dann drei Tage lang verblieb.

Der Tesla-Vorfall zeigt indes auch auf, dass ein verunfalltes Elektroauto noch vor ganz andere Probleme stellen kann – und oft beginnen diese erst später, wenn es um die Entsorgung geht. Im speziellen Fall des Model S wollte sich zunächst niemand des Wracks mitsamt seiner 600 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie annehmen, bevor sich schließlich Fachleute fanden, die Akku und Auto trennten und dann der Entsorgung zuführten. Den angereisten Tesla-Technikern, so meldete ORF Tirol, habe die Ausstattung gefehlt,  um die Batterie zu zerlegen.

Problem: Die Entsorgung

Tatsächlich ist die Entsorgung von E-Autos nicht ganz einfach – zumindest dann nicht, wenn auch deren Akku beschädigt ist. Das fängt schon mit dem Transport an: Ihm fielen "vielleicht ein, zwei Betriebe in ganz Deutschland" ein, die verunfallte Elektromobile abtransportieren, zitiert das Handelsblatt Stefan Jacobs, Geschäftsführer des Verbands der Bergungs- und Abschleppunternehmen (VBA).

Und auch wer die Entsorgung der Batterie übernehmen muss, ist ein schwieriges Thema. Prinzipiell genügt es, wenn der Hersteller in diesem Zusammenhang auf einen Vertragspartner verweisen kann. Dies könnte in Deutschland ebenso unbefriedigend ausgehen wie im Kössener Fall: Tesla hatte in Österreich zwar einen Entsorgungspartner benannt – diesem aber keine Lizenz erteilt.

ule

 

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