Keyless-Go: Leicht zu knacken – aber nicht jeder

27.6.2020, 16:32 Uhr
Keyless-Go: Leicht zu knacken – aber nicht jeder

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Früher, ganz früher, musste der Autoschlüssel im Schloss gedreht werden, um das Fahrzeug zu öffnen. Dann kamen die praktischen Funkschlüssel – ein Klick, und die Zentralverriegelung entsperrte das Gefährt. Heute geht es noch bequemer: Bei Keyless-Go-Systemen genügt es, den Autoschlüssel in der Hosen- oder in der Handtasche bei sich zu tragen. Dann braucht es nur noch die Berührung des Türgriffs oder eines Tasters, um das Auto öffnen zu können. Bei Motorrädern entriegelt sich in diesem Fall das Lenkerschloss.

Leichte Beute für Diebe

Die neuen Schließsysteme haben aber auch eine Schattenseite. Seit sie auf dem Markt sind, bemängeln Experten Sicherheitslücken. Keyless-Go macht Autodieben das Handwerk leicht: Mit geringem Aufwand – der ADAC spricht von 100 Euro Materialkosten – lassen sich sogenannte Funkverlängerer basteln. Mit diesem positioniert sich ein Autoknacker in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugschlüssels (vor der Haustür etwa, oder im Restaurant, in dem sich der Autobesitzer gerade aufhält). Ein Komplize wartet derweil mit einem zweiten Gerät am Fahrzeug. Die Reichweiten der Funksignale verlängern sich laut ADAC um bis zu einem Kilometer - der Dieb muss nur noch einsteigen, per Tastendruck den Motor starten und wegfahren.

Der Motor läuft und läuft und läuft

Aufhalten kann ihn dann kaum noch etwas. Der Motor läuft und läuft und läuft – so lange, bis der Tank leer ist. Das ist aus Sicherheitsgründen so: Allzu gefährlich wäre es schließlich, wenn das Auto auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn plötzlich stehenbliebe, weil es außer Reichweite des Fahrzeugschlüssels geraten ist.

Wenn es ganz dumm kommt für den Besitzer, verweigert auch noch die Versicherung ihre Leistung – dann nämlich, wenn das Auto wieder aufgefunden wird, aber ohne ersichtliche Diebstahlsspuren. Im ungünstigsten Fall kann dem Halter dann auch noch Versicherungsbetrug unterstellt werden.

Es geht auch sicher

In seinem Test hat der ADAC rund 350 Automodelle und drei Motorräder auf ihre Resistenz gegenüber Funkverlängerern untersucht. Wirkungslos blieb die von Club-Experten gebastelte Gerätschaft nur beim Land Rover Discovery – und beim Golf 8. Grund: Der Wolfsburger Kompakte nutzt ebenso wie diverse Modelle der Briten (Range Rover, Range Rover Sport, Jaguar E-Pace und I-Pace) die neue Ultra-Wide-Band-Technik (UWB). Mit ihrer Hilfe erkennt das Fahrzeug die tatsächliche Entfernung zum Schlüssel und öffnet nur dann, wenn sich dieser in unmittelbarer Nähe befindet.

Wie man sich schützt

Wie aber können sich Autofahrer nun schützen? Der ADAC gibt folgende Tipps:

  • Den Funkschlüssel fürs Auto niemals in der Nähe von Türen und Fenstern aufbewahren.
  • Auto oder Motorrad bei Nacht am besten in der Garage (sofern vorhanden) abstellen.
  • Motorräder immer noch zusätzlich sichern, beispielsweise durch Bremsscheibenschlösser.
  • Bei der Fahrzeugbestellung gut überlegen, ob es tatsächlich ein Keyless-Go-System sein muss.
  • Wenn das Fahrzeug mit Keyless-Go ausgestattet ist: Eventuell in der Werkstatt nachfragen, ob sich das System deaktivieren lässt. Auch die Betriebsanleitung kann hierzu möglicherweise Auskunft geben.

Wirkungslose Tricks

Wenig helfen laut ADAC Tricks wie den Schlüssel in Alufolie zu wickeln beziehungsweise ihn in einer Blechdose oder einem Etui aufzubewahren. Behältnisse dieser Art können die Funkwellen unter Umständen trotzdem teilweise durchlassen.

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