Neuer Honda Jazz: Hybrid macht die Musik

13.6.2020, 19:09 Uhr
Neuer Honda Jazz: Hybrid macht die Musik

© Hersteller

Die Honda-Techniker haben sich etwas Besonderes ausgedacht: Sie kombinieren einen 1,5-Liter-Benziner mit gleich zwei Elektromotoren. Das System, das speziell für den Kleinwagen Jazz entwickelt wurde, erweist sich zumindest beim Normverbrauch als besonders sparsam. Als wirklichkeitsnaher WLTP-Verbrauchswert werden nur 4,5 l/100 km angegeben, entsprechend 102 g/km CO2-Ausstoß. Beim Jazz "Crosstar" sind es 4,8 l/100 km (110 g/km CO2), im gemischten Fahrbetrieb mit zügig gefahrenem Autobahnanteil meldete uns der Bordcomputer 5,6 l/100 km.

Für das wirksame Spritsparen sorgen drei Antriebsmodi: Der reine Elektroantrieb, der seine Energie aus der Lithium-Ionen-Batterie schöpft, dann der Hybridantrieb, bei dem ein zweiter Elektromotor vom Benziner angetrieben wird und der als Generator fungiert, schließlich der dritte Modus, bei dem der Benziner über eine Überbrückung direkt mit den Antriebsrädern verbunden ist. Dieser Benziner übernimmt bei höheren Geschwindigkeiten das Kommando, wobei er bei Bedarf vom E-Antriebsmotor per "Boost" unterstützt wird. Beim Verzögern des Fahrzeugs wird wie üblich Energie zurückgewonnen.

Knackige Kraftentfaltung

Wie unsere Testfahrten ergaben, führt das Zusammenspiel im Hybrid-Jazz zu einer reaktionsfreudigen und lebendigen Kraftentfaltung. Auch die Messdaten sprechen für sich: Mit seinen 80 kW/109 PS-Leistung beschleunigt der Jazz in nur 9,4 Sekunden von null auf Tempo 100 und läuft in der Spitze 175 km/h.

Über ein spezielles, stufenloses CVT-Getriebe wird die Kraft an die Vorderräder übertragen. Wie bei allen CVT-Automatikgetrieben dreht der Benziner akustisch immer noch etwas angestrengt hoch, wenn viel Power gefragt ist - obwohl die Technologie im Jazz kultivierter als anderswo auftritt. Als weiteren Pluspunkt setzt Honda neben dem kompakt bauenden e-CVT-Getriebe auch leichte und verschlankte E-Motoren ein.

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Auch bei der Karosserie haben sich die Japaner einiges einfallen lassen: Um die Sicht nach vorn und schräg zur Seite zu verbessern, wurden die A-Säulen auffallend schmal ausgelegt. Der Fahrer profitiert davon in Kurven und beim Abbiegen. Für die die nötige Festigkeit der Front und die Crash-Sicherheit sorgt die dahinterliegende Säule.   

Die Außenmaße entsprechen weitgehend denen des Vorgängers. Innen bietet der 4,04 bis 4,09 Meter (Crosstar) lange Jazz genug Platz, speziell hinten fühlen sich selbst größere Erwachsene gut untergebracht. Ins Gepäckabteil passen 304 Liter (Crosstar: 298), maximal sind es 1205 bzw. 1199 Liter. Bedingt durch ein zusätzliches Soundsystem ist das Volumen beim Crosstar geringfügig kleiner.

SUV-Optik und Sonderfarbe

Die Variante mit SUV-Optik trägt einen markanteren Kühlergrill zur Schau, ferner Radhausverkleidungen in Schwarz, Seitenschweller und Dachreling, dazu kommen spezifische Alufelgen in Schwarz-Silber und optional die Sonderfarbe "Surf Blue" sowie ein kontrastierend in "Crystal Black" eingefärbtes Dach.

Innen gefällt neben dem, wie erwähnt, relativ großen Raumangebot die teilweise mit Stoff bezogene Armaturentafel mit dem zentralen Neun-Zoll-Touchscreen, der in den Ausstattungslevels "Elegance" und "Executive" sowie im Crosstar serienmäßig an Bord ist. Die Bedienbarkeit gerät einfach - außer man will den nervigen Spurassistenten ausstellen, das braucht seine Zeit oder Übung.

Ungewöhnlich ist die Unterbringung des Benzintanks unter den Vordersitzen, die sich dank "Magic Seats"-Funktion versenken und hochklappen lassen.

Neuer Honda Jazz: Hybrid macht die Musik

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Der Jazz gibt sich fahrstabil und agil, ein Eindruck, der von einem Handling-Assistenten verstärkt wird, bei zügiger Fahrt bremst er kurveninneren Räder ab.  Der recht lange Radstand reduziert Nickbewegungen, Federung und Dämpfung tragen ein Übriges zum guten Fahrkomfort bei. Dank der jetzt (durch mehr hochfeste Stähle) steiferen Karosserie bleibt das Geräuschniveau niedrig.

Gut vernetzt

Gut vernetzt bei Infotainment und  Konnektivität ist der Jazz auch, Infos zu Wetter, Parkplätzen, Musik, Navigation, Ortungsfunktionen und Telefondienste lassen sich somit abrufen, zusätzlich zu den integrierten Apps können Android Auto und Apple CarPlay auf Smartphone-Inhalte zugreifen.

Zur aktiven und passiven Sicherheit tragen viele, teilweise optionale oder ausstattungsabhängige Maßnahmen bei, darunter Kollisionswarner, adaptive Temporegelung, Spurhalte-Assistent und eine weiterentwickelte Weitwinkelkamera, die unter anderem Verkehrszeichen erkennt, diese auf dem Display anzeigt und in einem weiteren Schritt den Fahrer bei Tempoüberschreitung warnt. Zu den zehn Airbags zählt einer, der erstmals in diesem Segment den Zusammenprall der vorne Sitzenden beim Crash verhindert.  

Neuer Honda Jazz: Hybrid macht die Musik

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Es verwundert nicht: Der technische Aufwand hebt das Preisniveau gegenüber Konkurrenten. Der Jazz Crosstar ist mit 26.250 Euro viel teurer als zum Beispiel ein ebenfalls im SUV-Look auftretender Fiat Panda 1.0 GSE Hybrid (ab 15.190  Euro). In diesem Jahr (ab Juni) plant Honda, noch 4000 Einheiten vom Jazz zu verkaufen, wobei die Variante "Crosstar" einen Anteil von 20 bis 25 Prozent tragen soll.

Ingo Reuss

Honda Jazz und Jazz Crosstar in Kürze:

Wann sie kommen: Im Juni 2020

Wen sie ins Visier nehmen: VW Polo, Ford Fiesta/Fiesta Active, Opel Corsa, Kia Rio, Hyundai i20 Active, Fiat Panda 1.0 GSE Hybrid etc.

Was sie antreibt: 1,5-l-Benziner mit 80 kW/109 PS, Hybridantrieb 

Was sie kosten: Jazz ab 22.000 Euro, Jazz Crosstar ab 26.250 Euro