4,0-l-V8-Biturbo mit 640 PS 

Porsche Cayenne Turbo GT: Reif für die Rennstrecke

2.8.2021, 14:38 Uhr
Porsche Cayenne Turbo GT: Reif für die Rennstrecke

© Hersteller

Schon von außen macht der athletische Cayenne jetzt mehr her, unter anderem ist er an den abgedunkelten LED-Hauptscheinwerfern, den Radhausverbreiterungen und dem großen Heckspoiler zu erkennen. Auch innen unterstreicht Porsche den sportlichen und exklusiven Charakter. Das viersitzige Luxus-SUV präsentiert sich rundum aufgewertet. Ansonsten dominieren dunkle, spezifische Farben und Alcantara-Bezüge. Mit dem PCM 6.0 hält die neueste Entwicklungsstufe des Infotainment-Systems Einzug. Es lässt sich intuitiv bedienen und ist funktional und auf den Fahrer ausgerichtet.

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Porsche habe den Vierliter-Biturbo-V8 "in vielen Bereichen optimiert", wie Dirk Britzen, technischer Leiter bei der Motorenentwicklung, erklärt. Die technischen Maßnahmen betreffen zum Beispiel die Einspritzung, die Turboaufladung und auch den Kurbeltrieb. Aufgeladen wird der Bolide jetzt mit 1,6 bar, ein Plus von 0,1 bar. Insgesamt haben die Zuffenhausener zusätzliche 67 kW/90 PS herausgekitzelt, macht unterm Strich 471 kW/640 PS.

Beim Gewicht versuchte man abzuspecken: Das Abgassystem aus Titan mit mittigen Endrohren ist 18 Kilo leichter als im Cayenne Turbo. Und doch: Ein so großer, immerhin 4,94 Meter langer Koloss wiegt fahrfertig mit Pilot rund 2290 Kilo.

Für solvente Familien

Wie erwartet, lässt sich der Top-Cayenne ohne Murren oder Mätzchen im Alltagsverkehr entspannt fahren. Der Turbo GT kann deshalb für einen bestimmten, sehr gut betuchten Kundenkreis sogar das Familienauto sein: Neben dem geräumigen Innenraum (bei 2,90 Metern Radstand) spricht das große Gepäckabteil dafür. Da passen 549 Liter hinein, maximal sind es 1464 Liter.

Hinsichtlich der Sprintstärke - 3,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 - macht dem Cayenne Turbo GT so schnell keiner was vor, und echte 300 km/h läuft auch kaum eines unter den SUVs. Wer den GT häufig fordert, wird allerdings kaum mit jenen 14,1 Litern auf 100 Kilometern (319 g/km CO2) zurechtkommen, welche die WLTP-Norm verspricht.

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So mancher dürfte da einwenden, dass solche Autos doch keiner braucht. Nicht vergessen werden darf aber, dass es weltweit viele Märkte gibt, auf denen Leistung (fast) ohne Ende gefragt ist, obwohl dabei die Umwelt zu kurz kommt. Klar ist ebenso: Porsche kann mit seiner Modellpalette Arbeitsplätze in Deutschland sichern. Offenbar hat die Klientel auch Geld im Überfluss - für den Cayenne Turbo GT müssen 196.078 Euro bezahlt werden. Dabei bleibt es zumeist wohl nicht, denn auch bei ihrem Ausnahmeathleten erfüllen die Zuffenhausener gern noch (ausgefallene) Sonderwünsche gegen Aufpreis.

Wenn der stolze Besitzer die dynamischen Qualitäten des GT mal richtig ausfahren will (am besten auf der Rennstrecke), so wird er nicht enttäuscht. Das SUV hat serienmäßig alles an Bord, was der engagierte Sportfahrer goutiert: Dazu gehören sämtliche für die Baureihe erhältlichen Fahrwerks- und Regelsysteme. Keine Frage - selbstverständlich sind sie auf maximale Längs- und Querdynamik ausgelegt.

Ritt über die Rennstrecke

Auf einem Circuit auf der schwedischen Insel Gotland konnte der stärkste, um 17 Millimeter abgesenkte und mit ultrabreiten 22-Zoll-Performance-Rädern ausgestattete Cayenne beweisen, was er kann. Dass Top-Performance angesagt ist, spürt der Berichterstatter schon auf der Einführungsrunde. Los geht es in vorgegebenem Abstand hinter dem Instrukteur, der einen, ja, 911er-Sportwagen pilotiert. Oha, der Fachmann legt ein spürbar flotteres Tempo vor als erwartet. Noch bin ich in seiner Folge mit der Strecke und dem Cayenne Turbo GT im Renntrimm nicht vertraut. Höchste Konzentration: Vor und in den Kurven zeigen Pylonen die Anbrems- und Scheitelpunkte an. Die gilt es zu erwischen, um die Ideallinie zu finden, im Express-Tempo, versteht sich. Gut, von den 2,3 Tonnen spürt man in der Lenkung kaum etwas. Scharfe Links-/Rechts-Kombinationen scheinen förmlich auf den Fahrer zuzustürzen. Mal gelingen sie besser, mal nicht so toll, dann gilt es ein bisschen zu zaubern. Den Streckenverlauf einprägen, das kann ich auf der ersten und auch auf der zweiten Runde vergessen.

Okay, den ziemlich krassen Sprunghügel kann ich mir merken, wegen der herrlichen Aussicht auf einen Steinbruch, der mit lagunenartig türkisblauem Wasser gefüllt ist. Überraschung: Die danach mit hoher Geschwindigkeit angegangene Kurve zieht sich zu. Doch die Bremsen packen energisch zu. Durchatmen! In Runde zwei und drei läuft alles noch schneller ab, aber auf den agilen GT ist Verlass. Ich fühle mich immer sicherer. Nichts bleibt dem Zufall überlassen: Die Regelsysteme verzeihen die kleineren und größeren Fahrfehler, verhindern den Abflug ins Kiesbett.

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Aber: Schon tönt aus dem Funkgerät die Info, dass der (Fahr-)Spaß sein Ende hat. Entspannung für den Fahrer, denn jetzt folgt nur noch die Abkühlrunde, um sanft dahinrollend die heißen Bremsen und den Motor zu schonen.

Standfest beim Bremsen

Unser Fazit: Das große SUV aus Zuffenhausen vermag selbst sportlichste Herausforderungen zu meistern. Nicht nur beim rasanten Beschleunigen, sondern auch beim Verzögern agiert er hervorragend, letzteres dank der Keramik-Bremsen. In puncto Handling kann der allradgetriebene GT selbst gegen reinrassige Sportwagen bestehen.

Der Cayenne startete vor fast zwanzig Jahren. Damals impften ihm die Porsche-Motortechniker immerhin schon 450 Pferdestärken ein. Mit dem Modell stieg der Sportwagenbauer erstmals in das SUV-Segment ein. Seit 2019 bewegt sich das große SUV auch elektrisch als Cayenne Turbo S E-Hybrid voran. Bestseller unter den Porsche-SUVs ist heute allerdings der kompaktere Macan.

Porsche Cayenne Turbo GT in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar

Wen er ins Visier nimmt: Bentley Bentayga, Lamborghini Urus

Was ihn antreibt: 4,0-l-V8-Benziner mit 471 kW/640 PS

Was er kostet: Ab 196.078 Euro

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