Premium-Kombis im Vergleich

20.5.2019, 14:05 Uhr
Premium-Kombis im Vergleich

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Vorbei ist die Zeit, in der Kombis die Rolle des Lastesels übernahmen. Heute geht es im Segment luxuriöser zu, zusätzlich erwartet die Kundschaft Komfort und Fahrspaß. Schon früh setzte der schwedische Hersteller Volvo mit dem V60 D4 auf diese Fahrzeuggattung und zählte alsbald zu den "Big Playern" weltweit.

Wie in früheren Zeiten steht auch bei den Premium-Kombis das Raumangebot im Vordergrund. In der neuen Generation ist der Volvo V60 um rund 13 Zentimeter in der Länge gewachsen, das bringt vor allem den Fondinsassen mehr Beinfreiheit. Allerdings offeriert der elegante Schwede hinten - und speziell wenn er mit optionalem Panorama-Glasdach ausgerüstet ist - weniger Kopffreiheit als die direkten Konkurrenten. Bei insgesamt guten Platzverhältnissen kann der V60 beim Raumangebot mit dem A4 Avant also nicht ganz mithalten, obwohl er den größeren Kofferraum (529 Liter) besitzt.

Doch beim Maximalvolumen mit umgeklappten Fondsitzen liegt der Audi mit 1510 Liter vorn. Beim Volvo ist die Rückbank asymmetrisch geteilt, dafür aber mit einer Durchlade-Möglichkeit ausgestattet. Die Zuladung rangiert in ähnlicher Höhe; der V60 darf allerdings bis zu zwei Tonnen auf den Haken nehmen.

Sauber nach Euro 6d-Temp

Moderne Dieselmotoren, die die Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen, sind für viele Autofahrer immer noch erste Wahl. Vier Zylinder reichen heute aus, um Fahrzeuge in diesem Segment angemessen zu motorisieren. Das zeigt der Audi mit seinen Fahrleistungen und dem besonders vibrationsarmen und leisen Zweiliter-Turbodiesel, der 140 kW (190 PS) leistet. Da kann die Konkurrenz nicht ganz mithalten. Im Sprint lässt es der hubraumgleiche V60 D4 trotz Bi-Turbo gemächlicher angehen (0 auf 100 km/h in 8,4 Sekunden), die Spitze liegt bei 220 km/h (A 4 Avant: 230 km/h).

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Auf sechs Zylinder kann also verzichtet werden, zumal der niedrige Verbrauch ein Pluspunkt ist. Das gilt vor allem für den Audi, der sich in der Praxis, zu der auch zügige Autobahnfahrten gehören, mit 6,3 Litern auf 100 Kilometer begnügt. Einen tüchtigeren Schluck nimmt sich der D4 mit sieben Litern im Test. Besonders durchzugsstark zeigen sich beide Kombis im mittleren Tourenbereich, wobei der V60 etwas verhaltener reagiert, was auch mit seiner Achtstufen-Automatik zusammenhängt, die ab und zu etwas träge reagiert. Das immer hellwache Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe im Audi macht das besser.

Komfortabel dank Adaptiv-Dämpfern

Zum Fahrkomfort: Adaptive Dämpfer sind in diesem Segment üblich, so auch bei den beiden Kontrahenten. Die beim Volvo aufgezogene 19-Zoll-Bereifung zu 1530 Euro Aufpreis (serienmäßig gibt es 17-Zöller) hat zusammen mit den großen Rädern jedoch den Nachteil, dass der Schwede auf manche Fahrbahnunebenheiten ziemlich unwirsch reagiert. Auch mit Abrollgeräuschen ist zu rechnen. Der Audi rollt auf 18-Zöllern, die aber ebenfalls Aufpreis kosten. Er ist ziemlich straff abgestimmt, was, wenn er unbeladen ist, eher spürbar wird. Dennoch steckt er die meisten Unebenheiten weg und gefällt durch sein besonders niedriges Geräuschniveau im Innenraum.

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Gegen recht hohen Aufpreis kann der Volvo-Kunde beim V60 eine Vierzonen-Klimaautomatik ordern. Audi verlangt für eine Zweizonen-Automatik 695 Euro. Empfehlenswert sind auch die Audi-Sportsitze (330 Euro), die viel Halt und Komfort bieten.

Das Fahrverhalten des Schweden ist weitgehend ohne Tadel, nur die Fahrdynamik leidet etwas unter dem hohen Fahrzeuggewicht (fast 1800 Kilo). Agiler um die Kurven flitzt der A4 Avant. Dazu tragen das niedrigere Leergewicht und die direkter ansprechende Lenkung bei. Insgesamt wirkt der Audi Avant, wie der Volvo V60 ein Fronttriebler, in engen Kurven handlicher, auch weil der Dynamic-Modus des ESP im Grenzbereich mehr Spielraum zulässt.

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Volvo: Hohes Sicherheitsniveau

Die Schweden bieten ein gewohnt hohes Sicherheitsniveau, beispielsweise sind die Multikollisionsbremse und ein Kreuzungsassistent an Bord. Serienmäßig liefert Volvo auch den sich automatisch den Tempolimits anpassenden Tempomaten, den Ausweich- und den erweiterten Notbremsassistenten. Der Audi muss sich in dieser Disziplin trotzdem nicht verstecken.

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Audi: Besser zu bedienen

Hoch ist auch die Qualitätsanmutung der beiden. Stichwort Bedienung: Da kann der A4 mit seinem intuitiven Infotainment glänzen, im Volvo stehen Markenneulinge und i-Phone-Verächter erst mal vor Rätseln.

Praktischer Nutzen ist im Kombi-Segment genauso gefragt wie ein Lifestyle-betonter Auftritt. Komfort und eine Portion Fahrspaß dürfen dabei auch nicht fehlen. Der Volvo V60 hat mit dem Modellwechsel wieder Anschluss an die starke Konkurrenz nicht nur aus Ingolstadt gefunden.

Ingo Reuss

Technische Daten:

Volvo V60 D4: Zweiliter-Vierzylinder-Biturbodiesel, 140 kW (190 PS), 400 Nm, 0 - 100 km/h: 8,4 s, Mix-Normverbrauch EU: 4,7 l/100 km, Grundpreis 43.300 Euro (49.240 Euro Testwagen)

Audi A4 Avant 2.0 TDI: Zweiliter-Turbodiesel, 140 kW (190 PS), 400 Nm, 0 - 100 km/h: 8.0 s, Normverbrauch: 4,8 l/100 km, Grundpreis 41.700 Euro (Testwagen: 46.110 Euro)

Konkurrenten im Blickfeld:

Mercedes C 220 d T-Modell: Zweiliter-Turbodiesel, 143 kW (194 PS), 400 Nm, 0 -100: 7,5 s, Normverbrauch: 4,7 l/100 km, Grundpreis: 43.994 Euro (Testwagen: 47.535 Euro)

BMW 320d Touring: Zweiliter-Vierzylinderdiesel, 140 kW (190 PS), 400 Nm, 0- 100 km/h: 7,3 s, Normverbrauch: 4,8 l/100 km, Grundpreis 42.150 Euro (Testwagen: 47.560 Euro)

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