Tesla Cybertruck: Pick-up für Captain Future

24.11.2019, 12:45 Uhr
Tesla Cybertruck: Pick-up für Captain Future

© Hersteller

Bislang ist Tesla hauptsächlich was für die Schönen und Reichen an der US-amerikanischen West- und Ostküste, die sich mit den Limousinen Model S und Model 3 oder dem SUV Model Y einen grünen Öko-Anstrich geben. Aber Tesla im Mittleren Westen? Da lacht der Asphalt-Cowboy.

In etwa zwei Jahren könnte sich das ändern. Dann kommt Teslas erster Pick-up auf den Markt und soll dann auch das klassischste und beliebteste Auto-Segment der USA bedienen. Ein wohlüberlegter und schlauer Schachzug. Es ist kein Zufall, dass sich der in der vergangenen Woche vorgestellte "Cybertruck" mit 5,86 Metern Länge, 2,03 Metern Breite und 1,90 Metern Höhe am populärsten aller US-Pick-ups orientiert, dem Topseller Ford F-150.

Sympathiewert? Null

Designtechnisch präsentiert sich der Cybertruck allerdings als ein ganz anderer Kerl. Sympathiewert? Null. Mit seiner extrem futuristischen Kantigkeit hat der Pick-up von Tesla durchaus was Bedrohliches, pure Science-Fiction auf Rädern.

Die Kampfjet-Optik wird von der besonderen Art der Widerstandsfähigkeit unterfüttert, die der Cybertruck bietet. Seine Karosserie besteht aus extragehärtetem Spezialstahl und soll ebenso schlag- wie schusssicher sein, dasselbe gilt für die Fenster aus Tesla-Rüstungsglas.

Auch das minimalistisch eingerichtete Cockpit mit dem 17-Zoll-Touchscreen setzt den Captain-Future-Look fort, selbst das Lenkrad ist – da nicht rund – eigentlich gar keines. Zur Transportkapazität: Bis zu sechs Personen können mitfahren.

Tesla Cybertruck: Pick-up für Captain Future

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Die 1,98 Meter lange und mit einem Ladevolumen von 2830 Litern versehene Pritsche bietet Platz für das, was der amerikanische Truck-Kunde so zu transportieren hat – Heuballen, Motorschlitten, Werkzeug, Hund. "Vault" nennt Tesla diesen Laderaum, was "Stahlkammer" oder "Tresor" bedeutet, und tatsächlich lässt sich ein ultrastabiles Rollo übers Frachtgut ziehen. Eine ausfahrbare Rampe bietet zudem die Möglichkeit, das Quad oder die Harley bequem an Bord zu schieben.

Die Nutzlast des serienmäßig mit variabler Luftfederung ausgestatteten Cybertruck liegt bei rund 1,6 Tonnen, an den Haken darf der batterieelektrische Pick-up 6,35 Tonnen nehmen

Tesla wird für den Cybertruck drei Batteriegrößen anbieten, nach denen sich dann die Reichweite richtet – 402, 483 oder 805 Kilometer. Die Akkupacks lassen sich wiederum mit einem, zwei oder drei Motoren kombinieren, deren Leistungsdaten bislang aber noch nicht kommuniziert wurden.

Einer, zwei oder drei Motoren

Das Basismodell arbeitet mit einem Heckmotor, es beschleunigt in etwa sieben Sekunden von 0 auf 100 km/h und schafft 177 km/h Spitze. Der Preis soll umgerechnet 39.000 Dollar oder umgerechnet ca. 35.400 Euro betragen. Als Top-Cybertruck profiliert sich der vermutlich über 600 PS starke Dreimotorer mit Allradantrieb, der etwa drei Sekunden für den Standardsprint von 0 auf 100 km/h benötigt und mit 209 km/h über den Highway stürmen könnte, wenn er denn dürfte. Preis: 69.000 Dollar oder ca. 76.000 Euro.

Mit dem Cybertruck befährt Tesla allerdings kein Neuland. Ford hat schon eine elektrische Variante seines Bestsellers F-150 angekündigt, und auch Start-ups wie Rivian, Atlis oder Bollinger stehen mit batterieelektrischen Pick-ups in den Startlöchern (siehe Bilderstrecke).

Ab Ende 2021 sollen die Auslieferungen des Cybertrucks beginnen. Bis dahin hat Tesla allerdings noch einiges an Arbeit zu erledigen. Die am Stammsitz des Unternehmens im kalifornischen Palo Alto zelebrierte Premiere des Cybertruck in der vergangenen Woche verlief nicht ganz pannenfrei – als Designchef Franz von Holzhausen eine Metallkugel an die vordere Seitenscheibe warf, um die Solidität des angeblich bruchsicheren Glases unter Beweis zu stellen, sprang selbiges. Die Tesla-Aktie rauschte daraufhin um über sechs Prozent ab. Und der Asphalt-Cowboy hatte wieder Grund zum Lachen.

Ulla Ellmer

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