Vier Kleinwagen im Vergleich

17.11.2019, 19:21 Uhr
Vier Kleinwagen im Vergleich

© Hersteller

Betrachtet man die Verkaufszahlen, so sind es Kleinwagen, die neben den Kompaktmodellen und SUVs im Trend liegen. Als Antrieb dominiert bei ihnen bisher der Turbobenziner, meist mit rund einem Liter Hubraum. Diesel oder Hybrid spielen in dieser Klasse nur eine geringe Rolle. Eher halten die reinen Elektroautos Einzug ins Segment. Noch ist ihr Anteil zwar niedrig, aber er wächst spürbar.

Einen Sonderstatus nehmen die mit Erdgas (CNG) betriebenen Fahrzeuge ein. Vor allem Seat bietet sie in mehreren Modellen (Ibiza, Leon/ST, Arona) an. Im Anschluss zu einer Gegenüberstellung der benzinbetriebenen Kleinwagen Renault Clio TCe 130 (Vierzylinder), Hyundai i20 und Ford Fiesta soll deshalb auch auf die Alternative Ibiza 1.0 TGI eingegangen werden.

Kein Kleinwagen-Gefühl

Zunächst aber zum Benziner-Trio: Wer in die rund vier Meter langen Autos einsteigt, ist überrascht, wie viel Platz er vorfindet. Vor allem vorn hatten wir keineswegs das Gefühl, in einem kleinen Wagen zu sitzen. Die Innenbreite und das luftige Gefühl über dem Kopf tragen genauso zu diesem Eindruck bei wie die bequeme Sitzposition.

Vier Kleinwagen im Vergleich

© Hersteller

Im Fond geht es freilich etwas enger zu, wobei der Hyundai i20 hier etwas mehr Bewegungsspielraum lässt als seine direkten Konkurrenten. Ähnlich verhält es sich beim Kofferraum, wo der Clio mit 340 bis 1096 Litern vor dem i20 (326 bis 1042 Liter) liegt. Beim Maximalvolumen liegt der Fiesta fast gleichauf mit dem Clio. Der Renault kommt von den drei Benzinern haarscharf auf die längste Außenabmessung (4,05 Meter) und er wiegt auch am meisten (1220 Kilo).

Besonderheit beim Fiesta: Nur er lässt sich in einer zweitürigen Version ordern, wodurch der Kunde 800 Euro einsparen kann.

Von den Dreien mit konventionellem Antrieb ist der Clio dank seines 1,3-Liter-Vierzylinders und seiner 96 kW (130 PS) der Stärkste und bietet die besten Fahrleistungen. Er ist in der aufwendigen "Intense"-Stufe immer mit Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet, beim i20 werden dafür 1500 Euro fällig, beim Fiesta wird nur die 100-PS-Variante des Dreizylinders für 1300 Euro Aufpreis mit Automatik geliefert. Der akustisch dezent arbeitende Vierzylinder im Clio, den auch Mercedes in einigen Modellen einbaut, gibt sich nicht nur spurtstark, sondern auch sparsam. Zurückhaltend gefahren kommt aber jeder im Trio mit rund fünf Litern aus; laut WLTP sind es zwischen 5,5 (Fiesta) und sechs Liter (i20) auf 100 Kilometer. 

Vier Kleinwagen im Vergleich

© Hersteller

Vom Fahreindruck her vermittelt der Fiesta mit seinem 92 kW (125 PS) starken Einliter-Dreizylinder den meisten Fahrspaß. Agilität, Ausgewogenheit und gutes Handling sprechen für ihn, zusammen mit der feinfühligen und exakten Lenkung. Die Bedienung über Menüs und kleine Knöpfe könnte besser sein.

Fahrspaß im Fiesta

Höherwertigeres Material und gute Verarbeitung findet der Kunde eher in dem ähnlich preisgünstigen Hyundai i20, der ebenfalls einen Einliter-Dreizylinder nutzt, er leistet 88 kW (120 PS). Beim Fahrkomfort (speziell beladen) und bei der Laufkultur des Dreizylinders kann der i20 allerdings nicht ganz mithalten. Dafür punktet er bei der Garantie.

Vier Kleinwagen im Vergleich

© Hersteller

Zum Clio: Er entpuppt sich weitgehend als Allround-Talent - nicht nur bei Motor und Getriebe. Auch mit ihm kann man zügig um die Ecken sausen, wenn es sein muss, zumal die Elektronik das Auto im Gefahrenbereich geschickt abfängt. Auf manchen Asphalt-verwerfungen könnte der Franzose allerdings harmonischer federn. Für den Clio spricht nicht zuletzt das umfangreiche Sicherheitsniveau, wichtige Assistenten und LED-Licht sind serienmäßig an Bord.

Wer bei den drei Benzinern vor allem auf den Anschaffungspreis und die Serienausstattung schaut, sieht den Hyundai i20 1.0 T-GDI "Style" im Vorteil: Er kostet 19.850 Euro (Basispreis der Baureihe ab 12.800 Euro). Für den Fiesta "Titanium" verlangt Ford in der gefahrenen Variante 20.400 Euro (Basis: 12.950 Euro). Beim Renault TCe "Intens" sind es 21.090 Euro (Basis ab12.990 Euro).

Eine Sonderrolle im Kleinwagensegment nimmt, wie erwähnt, der Seat Ibiza 1.0 TGI ein. Bei den Außen- und Innenmaßen weicht er nicht wirklich von den drei beschriebenen Mitbewerbern ab. Der entscheidende Unterschied liegt eben im Antrieb: Der üblicherweise mit CNG (Erdgas) betriebene Dreizylinder leistet 66 kW (90 PS) und 160 Newtonmeter Drehmoment. Geschaltet wird manuell (6-Gang). In der Spitze rennt der Ibiza TGI 180 km/h, während seine Kontrahenten um die 195 km/h schaffen. Auch beim Spurtvermögen schaut der Spanier hinterher.

Geld sparen mit Erdgas

Für den Käufer sind die Fahrleistungen freilich nicht das entscheidende Kriterium. Denn: Durch den preiswerten und sauberen Kraftstoff Erdgas lässt sich richtig Geld sparen. Der CNG-Antrieb ermöglicht dem Ibiza TGI eine Reichweite von nominell ungefähr 420 Kilometern, in der Praxis erreichten wir allerdings nur durchschnittlich 280 Kilometer. Laut WLTP-Norm verbraucht der Spanier 3,3 Kilo CNG auf 100 km, wobei seine drei Gastanks 13,8 Kilo fassen. Ein zusätzlicher Benzintank, der allerdings nur neun Liter beinhaltet, sorgt im Notfall für eine Extra-Range. In Kauf zu nehmen ist, dass der Gepäckraum mit 292 Litern etwas bescheiden ausfällt.

Vier Kleinwagen im Vergleich

© Hersteller

Die Erdgastechnik empfiehlt sich speziell für Fahrer, die selten größere Strecken an einem Stück fahren und idealerweise direkt an ihrem Wohnort oder in der Nähe ihres Arbeitsplatzes eine Tankmöglichkeit vorfinden.

Der Seat Ibiza 1.0 TGI steht ab 17.510 Euro in der Liste, das sind rund 1000 Euro mehr (ohne Förderprämien) als ein vergleichbarer TSI-Benziner, aber deutlich weniger als ein Diesel. Steuerlich profitieren Gasautos zudem von ihrem niedrigen CO2-Ausstoß (92 g/km CO2 beim Ibiza TGI). Bei den Versicherungskosten ergeben sich keine markanten Unterschiede. Wohl aber bei den Aufwendungen für Kraftstoff: Bis zu 40 Prozent kann der Fahrer gegenüber dem Diesel sparen, etwa 50 Prozent im Vergleich zum Benziner. Für zehn Euro fährt der Ibiza 1.0 TGI ungefähr 250 Kilometer weit. Da kommt an der CNG-Tankstelle - (rund 1000 solcher Stationen gibt es in Deutschland) gute Stimmung auf.

Ingo Reuss

Keine Kommentare