Von Bosch: Superschneller Corona-Test

27.3.2020, 14:49 Uhr
Von Bosch: Superschneller Corona-Test

© Bosch

Fachleute sind sich inzwischen einig: Die Kapazitäten bei Corona-Tests müssen massiv ausgeweitet werden, um Covid-19 unter Kontrolle zu bekommen. Durchaus eine Herausforderung, denn im Augenblick stoßen die Test-Möglichkeiten eher an ihre Grenzen, auch, weil die benötigten Chemikalien, Materialien und Laborgeräte allmählich knapp werden. Nicht jeder, der Symptome zeigt oder Kontakt mit einer infizierten Person hatte, wird tatsächlich auch getestet. Und wenn doch, liegt das Ergebnis erst nach ein bis zwei Tagen vor – mit Glück, häufig dauert es noch wesentlich länger.

Entwickelt in sechs Wochen

Ausgerechnet ein Automobilzulieferer könnte nun dazu beitragen, dass die Testkapazität einerseits erweitert und das Testprozedere andererseits stark beschleunigt wird. Bosch unterhält auch eine Medizintechnik-Tochter, "Bosch Healthcare Solutions". Innerhalb von sechs Wochen hat sie in Zusammenarbeit mit dem nordirischen Medizintechnik-Unternehmen Randox Laboratories einen Schnelltest entwickelt, mit dem sich eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 nachweisen lässt. Von der Entnahme der Probe bis zum Ergebnis sollen keine zweieinhalb Stunden vergehen.

Dabei wird die Probe mit einem Abstrichtupfer aus der Nase oder dem Rachen eines Patienten entnommen. Die Probe kommt in eine Kartusche, die schon alle erforderlichen Reagenzien enthält. Anschließend wird die Kartusche in ein bereits auf dem Markt befindliches Analyse-Gerät eingeführt. Der gesamte Vorgang, so heißt es bei Bosch, sei so anwenderfreundlich gestaltet, dass er auch von medizinisch nicht speziell geschultem Personal durchgeführt werden könne.

Keine Transportwege

Weil Test und Auswertung direkt in medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen oder Krankenhäusern erfolgen, entfallen zeitraubende Transportwege. Infizierte Personen können so schnell identifiziert und isoliert werden.

Neben Covid-19 kann der Test gleichzeitig neun weitere Atemwegserkrankungen wie Influenza A und B identifizieren. "Durch die Differenzialdiagnostik ersparen sich die Ärzte zusätzlich die Zeit für weitere Tests, erhalten rasch eine fundierte Diagnose und können daraus schneller eine geeignete Therapie einleiten", sagt Marc Meier, Geschäftsführer der Bosch Healthcare Solutions GmbH.

Ab April in Deutschland erhältlich

Bereits ab April soll der Schnelltest - der im Übrigen den Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht – erhältlich sein, dies zunächst in Deutschland. Allerdings besitzt das Verfahren vorerst nur eine "Research-Only"-Zulassung, was bedeutet, dass jedes Testergebnis noch einmal im Labor nachgeprüft werden muss.

Je mehr Menschen getestet werden können, desto mehr weiß man auch über die tatsächliche Zahl der Infizierten – und wie viele Personen, so sie von Covid-19 genesen sind, nach derzeitigen Erkenntnissen zumindest ein bis zwei Jahre lang immun gegen das Virus sind. Auch deshalb sind erweiterte Testkapazitäten dringendst erforderlich.

Inwieweit der neue Schnelltest tatsächlich dazu beitragen kann, die Labore zu entlasten, ist dennoch nicht sicher. Die Auswertung des Tests geht fraglos sehr schnell vonstatten. Weil das Analysegerät aber nicht mehrere Kartuschen gleichzeitig bearbeiten kann, sind innerhalb von 24 Stunden nur zehn Tests möglich.

Ulla Ellmer