Wildunfall: Was man wissen sollte

17.10.2020, 13:08 Uhr
Wildunfall: Was man wissen sollte

© dpp auto reporter

Wie hoch ist das Risiko, in einen Wildunfall zu geraten?

Nicht unerheblich.  Laut Automobilclub von Deutschland (AvD) wurden 2019 deutschlandweit knapp 235.000 Wildunfälle gemeldet, das entspricht mehr als 643 Zusammenstößen pro Tag. Gestiegen ist im Vorjahresvergleich die Zahl der Unfälle mit Damwild (plus acht Prozent) und Rotwild (plus 11,3 Prozent). Crashs mit Schwarzwild (Wildschweinen) waren hingegen um knapp 30 Prozent rückläufig.

Warum ist die Gefahr jetzt besonders hoch?

Der herbstlich kurzen Tage wegen. Auto- bzw. Motorradfahrer sind jetzt häufiger in der Dämmerung unterwegs, wenn schwierige Sichtverhältnisse vorherrschen, gleichzeitig aber das Wild auf Futtersuche geht und dabei schon mal die Straßen überquert.

Weshalb sind Wildunfälle so problematisch?

Der Wucht des Aufpralls wegen. Der AvD macht ein Rechenexempel auf: Kommt es mit Tempo 60 zu einem Zusammenstoß mit einem 20 kg schweren Rehbock, geschieht dies mit einer Gewalt von rund 800 kg.

Wo liegen die Risikogebiete?

In Waldstücken und am Rand von Wiesen und Feldern. Auch in der Nähe von städtischen Grünanlagen ist Vorsicht geboten.

Wie lässt es sich vorbeugen?

Indem in den genannten Risikogebieten aufmerksam und mit angepasster Geschwindigkeit gefahren wird. Warnschilder (Wildwechsel) sollten dabei ernst genommen werden. Das Fernlicht hilft zwar, Tiere rechtzeitig zu erkennen. Wird tatsächlich Wild wahrgenommen, ist allerdings Abblenden angesagt. Andernfalls könnten Reh oder Wildschwein orientierungslos werden und erst recht auf die Fahrbahn rennen ­– oder, sofern sie bereits auf der Straße stehen, in eine Art Schockstarre verfallen. In diesem Fall gilt: Abbremsen und hupen. Wenn sich ein Aufprall nicht mehr vermeiden lässt, ist es besser, das Lenkrad festzuhalten und keinen Ausweichversuch zu unternehmen – auch wenn es Überwindung kostet. Der Aufprall auf ein anderes Fahrzeug oder einen Baum geht meist folgenschwerer aus. 

Nach einem Unfall: Was ist zu tun?

Die Warnblinkanlage einschalten, eine Warnweste überziehen und die Unfallstelle mit einem Warndreieck absichern. Anschließend die Polizei und – falls dies nicht schon die Beamten tun – am besten auch die Forstdienststelle verständigen. Die Polizei bezeugt den Unfall und stellt eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung aus.

Verletztes Tier: Wie damit umgehen?

Zunächst einmal: Keinesfalls anfassen. Angefahrene Wildtiere könnten sich wehren und zudem "Krankheiten übertragen oder im Falle leichter Verletzungen nicht mehr von ihrer Herde akzeptiert werden", wie der Auto Club Europa (ACE) warnt. Ein totes Tier darf unter keinen Umständen mitgenommen werden, denn dies erfüllt den Straftatbestand der Wilderei und wird bestraft.

Und wer bezahlt den Schaden?

Für Schäden durch Haarwild (Rehe, Wildschweine, Hasen, Füchse etc.) kommt die Teilkasko auf. Ob auch Unfälle mit anderen Tieren abgedeckt sind, muss ein Blick in den Versicherungsvertrag klären. Hilfreich ist es, die Schäden fotografisch zu dokumentieren und das Fahrzeug nicht zu reinigen, damit Spuren wie Haare oder Blut für einen Gutachter ersichtlich bleiben.  

Die Versicherung muss übrigens auch bei Unfällen zahlen, die zwar durch ein Tier ausgelöst wurden, bei denen es aber nicht zu einem direkten Zusammenstoß gekommen ist. Allerdings muss der Versicherungsnehmer in solchen Fällen beweisen (Zeugenaussage), dass er einen Wildunfall vermeiden wollte und deshalb das Lenkrad verrissen, gebremst oder ein Ausweichmanöver vollführt hat.

ule