Das Nürnberger Kammermusikfestival lässt die Kammermusik hinter sich

27.4.2021, 16:37 Uhr
Eine Community-Oper von Bridging Arts gab es auch schon 2018: Damals wurde in der Tafelhalle mit Schülern der Veit-Stoß-Realschule "Was bleibt? Oder die Geschichte eines Rattenfängers" inszeniert.

© Stefanie Goebel Eine Community-Oper von Bridging Arts gab es auch schon 2018: Damals wurde in der Tafelhalle mit Schülern der Veit-Stoß-Realschule "Was bleibt? Oder die Geschichte eines Rattenfängers" inszeniert.

Der Wandlungsprozess, den das künstlerische Team rund um das einstige Internationale Kammermusikfestival Nürnberg durchgemacht hat, ist enorm.

Was im Jahr 2002 mit von Anfang an hochkarätigen Kammerkonzerten jeweils im September vorwiegend auf der Kaiserburg begonnen hat, sich rasch zur Aufführung von Opern-, Tanz- und schließlich zu Community-Projekten mit Kindern und Jugendlichen geweitet hat, mündete nicht nur in die Umbenennung des Festivals in Bridging Arts.

Sondern es führt, im nunmehr 20. Jahr des Bestehens, auch zu einer weitreichenden „Veränderung und Transformation“. Wohlgemerkt – nicht Corona ist hier die treibende Kraft, sondern der programmatische Gestaltungswille.

Kammermusikkonzerte wie hier 2019 in der Nürnberger Marthakirche, soll es ab nächstem Jahr beim Bridging Arts-Festival nicht mehr geben.

Kammermusikkonzerte wie hier 2019 in der Nürnberger Marthakirche, soll es ab nächstem Jahr beim Bridging Arts-Festival nicht mehr geben. © G?nter Distler

Mit dieser Begründung verkünden die im Kern seit 20 Jahren ein stabiles Team formenden Macher rund um Dorle Messerer-Schmid (Geschäftsführung), Frances Pappas (Gesamtleitung), Gero Nievelstein (Produktionsleitung), Peter Selwyn und Andrew West (Konzert) das Ende des Kammermusikfestivals im engeren Sinn.

"Wir schaffen Platz für neue Formate, die uns mehr Flexibilität und neue Kooperationen ermöglichen“, heißt es auf der Homepage von Bridging Arts. Auf der werden für den 18. und 19. September nochmals drei Konzerte in der Aussegnungshalle des Johannisfriedhofs und in der Marthakirche angekündigt.

Auch Auf AEG hat man bespielt, hier beim Finale des Bridging Arts-Festivals im Jahr 2017.

Auch Auf AEG hat man bespielt, hier beim Finale des Bridging Arts-Festivals im Jahr 2017. © Anne Zarncke

Eingebettet sind diese Konzerte in das mittägliche Konzertformat „Eine gute halbe Stunde – Open Air“, bei dem die Stadtbibliothek Kooperationspartner ist. Vom 14. bis 18. September kuratiert die Cellistin Kiara Konstantinou in der Katharinenruine Lunchkonzerte als Mischung aus zeitgenössischer Klassik, Folk und Jazz.

Ebenfalls auf dem Johannisfriedhof findet von Juli bis September die Reihe „Wort und Musik über den Gräbern“ statt, die wegen des 500-jährigen Bestehens des Rochusfriedhofs im Juni auch auf diesen ausgedehnt wird.

Der Pandemie im engeren Sinne geschuldet ist das Format „Kultur vor dem Fenster“, im Rahmen dessen es möglich ist, Musikerinnen und Musiker auf ein persönliches Konzert einzuladen.


Rückblick auf 2019: Nürnberger Kammermusikfestival auf neuen Wegen


Natürlich sind auch die anderen künstlerischen Angebote von „Bridging Arts“ so flexibel konzipiert, dass sie weitgehend den sich verändernden Pandemiebedingungen angepasst werden können.

Das gilt insbesondere für das Hauptwerk, die Community-Tanzoper „Niemands fantastische Reise“. In einer sogenannten Werkwoche soll zwischen dem 12. und 18. Juli dieses Projekt auf die Bühne gebracht und damit die Philoxenia-Trilogie abgeschlossen werden.

Beginnend im Jahr 2019, stellte sie das Thema der Liebe zum Fremden und die wechselseitige Beziehung zwischen Gast und Gastgeber in den Mittelpunkt. Im griechischen Begriff Philoxenia schwingt das Ethos der Universalität, der Glaube an globale Zusammenhänge und die Vielfalt der Perspektiven mit.


1913 und 2013: Kammermusikfestival Nürnberg feiert Jahrhundert-Jahr


2019 wurden dazu mit der Zumikon-Stiftung Nürnberger Bürgerinnen und Bürger ins Bernsteinzimmer eingeladen, um deren Eindrücke von der Stadt und Erwartungen an Kunst und Kultur zu sammeln.

Ursprünglich ein Teil der Kulturhauptstadtbewerbung, hat „Niemands fantastische Reise“ überlebt und soll nun im Juli mit einer Vielzahl von Menschen aus der Region in eine abschließende künstlerische Form gebracht werden. Mit „Jemand fragt - niemand weiß“ wird auch ein Online-Projekt entwickelt.

Weitere Infos unter bridgingarts.de

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