Das Projekt «3x Dylan» gastierte im Hubertussaal

25.1.2010, 00:00 Uhr
Das Projekt «3x Dylan» gastierte im Hubertussaal

© Matejka

Alle Beteiligten haben ein neues Programm erarbeitet und – das ist löblich – die Gassenhauer fast gänzlich außen vor gelassen. Ernst Schultz, ein durch sein «Dylan deutsch»-Projekt ausgewiesener Fachmann, bleibt bei seinen Übertragungen ins Hochdeutsche recht dicht am Original. Auch im Tonfall bemüht er sich um die Coolness des Meisters, aber die ist nun mal – sorry – unnachahmlich. Schultz an der akustischen Gitarre, Obi Barthmann am Banjo und Peter Tobolla am Bass untermalen die aberwitzige Poesie mit einem solide-rustikalen Sound, der einen wirklich eigenen Ansatz jedoch vermissen lässt.

Samtig angeraute Stimme

Doc Scholz ist mit englischen Texten und samtig-angerauter, leicht nasaler Stimme noch näher am Vorbild. Dylans rasenden Schmerz in «You‘re a big girl now» kuriert der Doktor mit stiller Resignation. Die emotionalen Höhepunkte überlässt er dem kongenialen Andreas Blüml an der Gitarre.

Am überzeugendsten sind jedoch die, die Dylans Poesie ganz zu ihrer eigenen machen: Da punkten der Spardorfer Dichter Helmut Haberkamm und der Burghasslacher Sänger-Gitarrist Johann Müller allein schon durch den drollig rollenden Klang ihres Dialektes. Aber vor allem Haberkamms spezifische Redewendungen und Bilder, die auf den ersten Blick vielleicht nichts mit dem Original zu tun haben, emotional aber treffender sind als jede Eins-zu-eins-Übersetzung, lassen die Texte frisch wirken. Und wenn Urviech Johann Müller wild die Augen rollt, durch die Nase schnaubt, den Fingerpicking-Motor anwirft und mit sägender Schreiner-Stimme Schneisen durch den Nebel der Verklärung schlägt, trifft er ins emotionale Zentrum dieser zeit- und ortlosen Lieder.

Dazwischen streut Moderator Thomas Witte Passagen aus Sam Shepards «Rolling Thunder»-Logbuch, wie etwa die über Dylans Flucht aus einem Klofenster. Beim Publikum ist indes von Flucht keine Spur, im Gegenteil: Es bringt die Akteure mit seinen Zugaben-Wünschen in ernste Verlegenheit.