Erlanger Akustik-Quartett Gitajon spielen frisch und eigenständig

8.4.2014, 08:33 Uhr
Erlanger Akustik-Quartett Gitajon spielen frisch und eigenständig

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In einer Zeit, in der jede vergangene popmusikalische Epoche, jeder Trend und jede Stilistik früher oder später von den nachrückenden Musiker-Generationen wiederentdeckt und reproduziert wird, gibt es nicht viele Bands, die einen eigenständigen, unverwechselbaren Sound vorweisen können. Dies ist vielleicht das Erstaunlichste an dem Erlanger Quartett Gitajon: Hört man ihre Musik, so schießen einem eben nicht sofort zig Assoziationen durch den Kopf – ihre Songs stehen absolut für sich selbst.

Der Name verweist auf die Besetzung: Lyonel Behringer singt, Nicolas Haumann und Leon Albert spielen die akustischen Gitarren, Leons Vater Jürgen sitzt auf dem Cajon, eine ursprünglich aus Peru stammende Kistentrommel, die dem Spieler gleichzeitig als Hocker dient.

Gerade haben die Vier einen erfolgreichen Auftritt in der kleinen Erlanger Yoghurt-Bar absolviert, Anlass war die Präsentation ihrer ersten CD „Ocean“. Vor einem aufmerksamen und merklich beeindruckten Publikum brillierte das junge Quartett – außer „Senior“ Jürgen Albert sind alle erst Anfang Zwanzig – mit erstaunlicher Virtuosität, ungewöhnlichen, wagemutigen Kompositionen und erfrischender Spielfreude.

Verblüffend, wie geschmeidig die Gitarristen ihre flüssigen Läufe und jazzigen Harmonien miteinander verweben, ohne sich dabei in einer starren Rhythmus- und Solo-GitarrenAufteilung zu verrennen. Unterstützt von Jürgen Alberts präziser Perkussion entsteht so ein flirrender, luftiger, rhythmisch sehr variabler Klangteppich, über dem Lyonel mit sicherer, heller Stimme seine weiten Gesangsbögen spannt.

Vom Metal zum Jazz

Ursprünglich haben sich Nicolas und Leon an einer Erlanger Musikschule kennengelernt – und als Heavy-Metal-Band angefangen. Nächste Station war der Jazz. Heute studieren beide Gitarre, Leon in Dresden, Nicolas in Berlin. Lyonel, ursprünglich Bassist eben jener Metal-Combo und unter sanftem Druck seiner Freunde zum Mikrofon gewechselt, lebt in Regensburg, während Jürgen weiterhin in Erlangen wohnt. In der Albertschen Wohnung ist nach wie vor das Probezentrum, hier wurde auch die sehr hörenswerte CD aufgenommen.

Aufgrund der räumlichen Entfernung kommuniziert die Band allerdings vermehrt per E-Mail und tauscht auf diesem Weg auch musikalische Ideen aus. Wenn sie sich doch mal zu einem Probenwochenende treffen, wird intensiv gearbeitet, teilweise bis zu fünf Stunden am Stück. Das innerhalb einer Band recht ungewöhnliche Vater-Sohn-Verhältnis erleben die Vier dabei als erstaunlich problemfrei. „Im Bandkontext kippt das Verhältnis der beiden“, hat Nicolas beobachtet: „Jürgen ist dann eher ein Freund als der Vater. Aber er ist es auch, der uns oft auf den Boden zurückholt, wenn wir uns in unseren Gitarren-Exkursionen verlieren.“

Im Augenblick mag man Gitajon eher einen steilen Höhenflug wünschen. Falls es ihnen gelingt – und dies ist wirklich der einzige konstruktive Kritikpunkt –, ihr Songwriting noch etwas zu fokussieren und ihre Fülle an originellen Ideen kompakt zu bündeln, sollte dem nichts im Wege stehen.

Aktuelle CD: Gitajon, „Ocean“ (zu beziehen im Internet über www.gitajon.de und den regionalen Fachhandel)

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