Grandioser Grantler: Van Morrison wird 75

30.8.2020, 15:47 Uhr
Mit Herzblut dabei: Van Morrison.

© Georg Hochmuth, dpa Mit Herzblut dabei: Van Morrison.

Pünktlich vor seinem 75. Geburtstag am Montag tat er mal wieder das, was ihn reizt: sich mit anderen anlegen. In diesem Fall sogar mit vielen seiner Fans. Denn Van Morrison wetterte gegen die "Pseudo-Wissenschaft" der Virologen und deren Regeln, die aktuell nun mal keine regulären Konzerte zulassen.

Es sei ökonomisch nicht machbar, auf Dauer solche Gigs vor quasi handverlesenem Publikum zu spielen, so der von der Queen zum Ritter geschlagene Nordire. Es brauche normale Konzerte – was ihm Zustimmung, aber auch Empörung einbrachte. Dennoch spielt er kommende Woche gemäß den Hygiene-Regeln in einem Londoner Club. Um mit der Band "aus dem Dornröschenschlaf" herauszukommen, wie er schrieb.

Alben im Monatsrhythmus

Erzwungener Stillstand ist etwas, was er hassen muss – trotz oder wegen seines Alters: Morrison lieferte zuletzt Alben nicht im Jahres-, sondern fast schon im Monatsrhythmus ab. Vier Produktionen waren es 2017 und 2018 – nicht alle nach dem Geschmack der Fans, die seinen Jazz-Covern wenig abgewinnen konnten.

2019 kehrte er dann zurück zu seinen Wurzeln: Auf "Three Chords And The Truth", da klang er wieder wie der alte Van, der er nun, mit 75 Jahren, ja auch ist. Der typische Van-Morrison-Sound war zurück. Ist es Blues? Rock? Folk? Jazz? Wohl eine im Idealfall kongeniale, ganz eigene Mischung aus allem. Und wenn er die in guter Form auf der Bühne präsentiert, dann entsteht ein magischer Sog, der Songs ohne Pause aneinanderreiht in Medleys voller Intensität.

Am Ende stets "Gloria"

Das ist nicht immer so. Manchmal spult er sein stets exakt 90 Minuten langes Programm allzu routiniert ab, beinahe mürrisch. Bei "Gloria", dem auch schon 56 Jahre alten Klassiker seiner Band "Them", spaziert er dann am Ende stets von der Bühne; die oft wechselnde, aber stets brillante und vom Meister sehr streng geführte Band bringt den Rausschmeißer zu Ende.

Aufpassen muss man, wenn er lacht oder sich gar dazu herablässt, dem Publikum längere Ansagen zu gönnen. Dann ist der Mann, der selbst zahlreiche Instrumente spielt, gut gelaunt – und zu allem fähig. Er schöpft aus einem Fundus von bald sieben Jahrzehnten Musikgeschichte und packt dann schon mal in sein Programm hinein, was er als Knabe so alles im Radio hörte. Spricht in seine Mundharmonika, mehr stöhnend als singend, scattet und geht selbst auf im ganz eigenen Sound von "Van, the Man". Mit Hütchen und Sonnenbrille. Mal in Hochform, mal als Grantler, der sich über seine schlechte Laune selbst zu ärgern scheint.

Die ersten Tourdaten 2021 stehen schon

Er kann sie jedenfalls nicht lassen, diese Musik, das belegt seine fast schon hektische Produktivität bei einem Alterswerk, das noch nicht zu Ende ist. Gut so. Ein richtiges Konzert mit einem Meister in Hochform - das darf er sich gern wünschen zu seinem 75. Geburtstag. Und seinen Fans schenken, denen er manche Nervenprobe abverlangt hat. Mal schauen, ob da 2021 wieder klappt. Die ersten Tourdaten stehen jedenfalls schon fest: Seinen geplatzten Auftritt beim Jazz Open in Stuttgart will Van Morrison nachholen. Am 15. Juli.

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