"Colette": Schwieriger Weg in die Emanzipation

3.1.2019, 08:00 Uhr
Keira Knightley als Sidonie-Gabrielle Colette, deren Schreibtalent von ihrem Ehemann ausgenutzt wird.

© DCM Filmdistribution/dpa Keira Knightley als Sidonie-Gabrielle Colette, deren Schreibtalent von ihrem Ehemann ausgenutzt wird.

Ende des 19. Jahrhunderts: Die auf dem Land lebende 20-jährige Colette (Keira Knightley) ist eine Frau von beachtlichem Selbstbewusstsein. Solche Frauen waren zu jener Zeit alles andere als gesellschaftlich akzeptiert. Das galt erst recht, wenn sie jung waren, aus der Provinz und aus nicht allzu begüterten Verhältnissen stammten.

Der literarisch interessierten Colette öffnen sich dennoch vielversprechende Perspektiven: Sie lernt den 14 Jahre älteren Verleger Henry Gauthier-Villars (Dominic West) kennen, heiratet ihn schließlich und zieht mit ihm nach Paris. Der Ehemann erweist sich aber bald als arger Hallodri, der seine Frau fortwährend betrügt. Immerhin gesteht er ihr lesbische Beziehungen zu. Eine Affäre mit einem Mann hingegen wäre für ihn unerträglich.

In seiner Schreibfabrik lässt Henry Ghostwriter arbeiten, deren Werke er unter seinem Pseudonym Willy veröffentlicht. Bald erkennt er Colettes Talent als Autorin, ermuntert sie, ebenfalls zu schreiben. Sie verfasst autobiografisch gefärbte Romane über eine junge Frau namens Claudine, quasi ihr Alter Ego. Die Bücher, die Henry ebenfalls unter dem Willy-Pseudonym als seine Werke ausgibt, schlagen ein wie eine Bombe, finden bei Publikum und Kritik beste Resonanz.

Colette wird freilich zunehmend bewusst, dass ihre Ehe einem Gefängnis gleicht. Sie versucht, sich immer stärker von ihrem übermächtigen Mann zu emanzipieren. Obwohl die Ehe der beiden für damalige Verhältnisse recht fortschrittlich anmutet, profitiert Henry doch eindeutig in wesentlich höherem Maße von ihr. Als er ohne ihr Wissen die Rechte an den "Claudine"-Romanen verkauft, entschließt sich die schwer gekränkte Schriftstellerin zur Trennung. Ein folgenschwerer Entschluss, der ihr Leben in jeder Hinsicht grundlegend verändern wird...

Sidonie-Gabrielle Colette gilt als frühe Feministin und als skandalumwitterte Künstlerin. Ein interessanter Filmstoff also, der auch bereits 2004 von Nadine Trintignant aufgegriffen wurde. Die Inszenierung von Wash Westmoreland ("Velvet Goldmine", "Still Alice – Mein Leben ohne Gestern") fällt leider recht konventionell und stellenweise etwas langatmig aus. Den amourösen Aspekten und den damit verbundenen Pikanterien aus dem Leben der Autorin und späteren Varietékünstlerin wird nicht wenig Spielzeit gewidmet. Die Bebilderung bleibt allerdings relativ dezent.

Großartig ist jedenfalls Hauptdarstellerin Keira Knightley, die Colette eine mitreißende Frische verleiht. Auch Dominic West macht als charismatischer Schwerenöter eine gute Figur. Die geschliffenen Dialoge tragen ebenfalls dazu bei, dass das Interesse nicht erlahmt. Dennoch bleibt es bedauerlich, dass die Regie nur selten kraftvolle Bilder für den durchaus spannenden und nach wie vor aktuellen Stoff findet. (GB/USA/111 Min.)

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