Body-Horrorfilm

David Cronenbergs Dystopie "Crimes of the Future" ist hochkarätig besetzt

10.11.2022, 10:08 Uhr
OPs als Kunst: Léa Seydoux (links) als Caprice, Viggo Mortensen als Saul Tenser und Kristen Stewart als faszinierte Bürokratin Timlin in einer Szene aus David Cronenbergs "Crimes Of The Future".

© Nikos Nikolopoulos/Weltkino OPs als Kunst: Léa Seydoux (links) als Caprice, Viggo Mortensen als Saul Tenser und Kristen Stewart als faszinierte Bürokratin Timlin in einer Szene aus David Cronenbergs "Crimes Of The Future".

Mit seinem neuen Film "Crimes of the Future" kehrt der kanadische Regisseur David Cronenberg zu seinen Wurzeln des Body-Horrors zurück. Einem Filmgenre also, das monströse oder deformierte Körper in Szene setzt. Der 79-jährige Filmemacher ist einer der Begründer dieser speziellen Form des Horrorfilms, sein Thriller "Die Fliege" von 1986 gilt heute unter vielen Cineasten als Kultfilm.

Sein neuestes Werk sorgte bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes allerdings vor allem wegen der hochkarätigen Besetzung – mit Cronenbergs bevorzugtem Schauspieler Viggo Mortensen, Léa Seydoux und Kristen Stewart – für Aufregung.

Weitgehend schmerzfrei

Und darum geht es: In einem düsteren Zukunftsszenario können nur noch wenige Menschen Schmerzen empfinden. Einige von ihnen haben hingegen neue Organe mit bislang unbekannten Fähigkeiten entwickelt. So zum Beispiel Saul Tenser (Mortensen), der aus seinen Mutationen Kunst macht. In Performances operiert seine Partnerin Caprice (Seydoux) die mutierten Organe vor Publikum heraus.

Das weckt die Aufmerksamkeit der staatlichen Organ-Registrierungsbehörde. Dort arbeitet unter anderem Timlin (Stewart), die eine besondere Faszination für Tenser entwickelt.

"Chirurgie ist der neue Sex", flüstert sie ihm nach einer Performance zu. Unterdessen verfolgt auch eine mysteriöse Untergrundorganisation die Aktionen von Tenser und Caprice. Langsam stellt sich heraus: Hinter den rätselhaften Mutationen steckt etwas viel Größeres.

Mutierte Organe und offene Wunden

"Crimes of the Future" ist ein sinnlicher und morbider Film, der unheimliche Gerätschaften, Wunden und mutierte Organe in Szene setzt. Die Story und die Charaktere sind dabei sehr in den Hintergrund geraten. Dabei hätten Mortensen, Seydoux und Stewart sicher noch mehr zu bieten gehabt.

Stewart kann ihre Schauspielkunst noch am ehesten ausleben. Als Mitarbeiterin in der Registrierungsbehörde ist es ihre Figur Timlin eigentlich gewohnt, im Hintergrund zu agieren, nicht weiter aufzufallen. Mit ihrer gehemmten Art – Timlin kann zum Beispiel niemandem richtig in die Augen sehen – passt sie tatsächlich bestens in das triste Büro der Behörde, in der lediglich zwei Leute arbeiten.

Doch sie sieht in den mutierten Organen nicht nur eine bürokratische Pflicht, sondern spürt auch eine starke Faszination. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass Timlin stets zwischen starker Gehemmtheit und impulsiver kurzer Leidenschaft changiert – was Kirsten Stewart sehenswert auf die Leinwand bringt. (108 Min.)


Live-Schaltung zu einem Gespräch mit David Cronenberg am Samstag, 12. November 2022, nach der 20-Uhr-Vorstellung im Casablanca, Nürnberg.

In diesen Kinos läuft der Film.

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