"Der unverhoffte Charme des Geldes": Plötzlich reich

1.8.2019, 08:00 Uhr

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Auf einer seiner Touren gerät der linkische Loser durch Zufall mitten in einen Raubüberfall. Als plötzlich alle Gangster tot in ihrem Blut liegen, kann er nicht anders und greift zu. Von jetzt auf gleich mit ein paar Millionen in bar gesegnet, tut er das Naheliegendste: Er lässt sich die teuerste Escort-Dame der Stadt (Maripier Morin) kommen. Doch damit fangen seine Probleme erst an...

Der franko-kanadische Regisseur Denys Arcand ist bekannt für seine sozialkritischen Gesellschaftsstudien, in denen er es gerne säfteln lässt. Doch in seinem jüngsten Streich "Der unverhoffte Charme des Geldes" will er zu viel auf einmal: eine bittersüße Krimikomödie mit viel Kapitalismuskritik und einer fetten Liebesgeschichte obenauf.

Der Mix mit Motiven aus "Oceans Eleven", "Pretty Woman", "The Wolf Of Wallstreet" und "Robin Hood" startet unaufgeregt, aber zielführend. Leider verzettelt sich Arcand mit laufender Spielzeit in seiner Romanze. Was die abgebrühte Edelhure an dem nervösen Geisteswissenschaftler findet, mag sich einem im Kinosessel ebenso wenig erschließen wie die Antwort auf die Frage, warum plötzlich immer mehr Menschen bei diesem brisanten Amateur-Gangster-Deal mitmischen, und das auch noch so überaus bereitwillig und bedenkenlos. Wie gut, dass sich die Polizei bei ihren Ermittlungen anstellt wie der letzte Mensch und dass die Mafia reichlich schnell das Interesse an ihren verlorenen Millionen verliert.

Doch Regisseur Arcand schert sich weder groß um Klischees noch um Logik, sondern erzählt sein Sozialmärchen unbeirrt und in aller Ruhe herunter. Die Figuren neigen wie bei ihm üblich zur intellektuellen Geschwätzigkeit, erfahren jedoch weder Tiefe noch Charakterentwicklung. Jeder spielt für sich und gerne auch an den anderen vorbei. Die Geschichte bleibt tendenziell flach.

Wer sich Antworten auf das Planspiel "Ich finde eine Sporttasche voller Bargeld" erhofft, wird ebenfalls enttäuscht. "Ändere erst mal nichts an deinem Leben" ist der einzige Tipp, den Pierre-Paul an die Hand bekommt – gut, darauf wäre man zur Not auch noch selbst gekommen. Wichtig ist es Denys Arcand, einen Kontrapunkt zu den gestohlenen Millionen zu setzen, indem er immer wieder das Elend der Obdachlosen in Montreal zeigt. Gleichwohl bleibt auch "Der unverhoffte Charme des Geldes" weitgehend harmlos. (CAN, 129 Min.)

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