"Kursk": Überlebenskampf unter Wasser

11.7.2019, 09:00 Uhr

© Wild Bunch

Dem dänischen Dogma-Regisseur Thomas Vinterberg gelingt in seiner zwischen Fakten und Fiktion angesiedelten Verfilmung des furchtbaren Unglücks dennoch ein so spannendes wie berührendes Drama, das am Ende sogar einen tröstlichen Moment bereithält.

Vinterberg, spezialisiert auf Familien- und Gesellschaftsdramen ("Das Fest", "Die Jagd") interessiert sich auch in "Kursk" vor allem für die menschlichen Dimensionen seiner Geschichte und gibt zu Beginn Einblick in die Solidargemeinschaft der Seeleute und ihrer Familien, die an ihrem Stützpunkt in bescheidenen Verhältnissen leben. Beispielhaft für den Zusammenhalt steht die Hochzeit eines Kameraden. Um sie trotz des vorenthaltenen Solds gebührend zu feiern, tauschen die Offiziere ihre wertvollen U-Bootfahrer-Uhren gegen Champagner und Kaviar. Es ist der letzte Freudentag vor der Katastrophe, die sich am nächsten Tag, wenige Stunden nach dem Auslaufen der Kursk, ereignet.

Nur 23 Männer, unter ihnen Kursk-Kapitän Mikhail Averin (Matthias Schoenaerts), überleben die Explosion und können sich in eine ungeflutete Kammer des zerstörten U-Boots retten. Während sie auf Hilfe hoffen und der Sauerstoff immer knapper wird, üben sich die russischen Militärs an Land in Geheimhaltungspolitik – auch als die um das Leben ihrer Männer bangenden Frauen, angeführt von Averins Ehefrau Tanya (Léa Seydoux), immer verzweifelter Aufklärung einfordern.

Mehrere Rettungsversuche scheitern an dem maroden Gerät, über das die Marine nach dem Zerfall des Sowjetimperiums noch verfügt. Admiral Gruzinsky (Peter Simonischek) ist bald klar, dass das Angebot des britischen Marinekommandanten Russel (Colin Firth), bei der Bergung zu helfen, die einzige Chance für die Überlebenden ist. Doch Gruzinskys Vorgesetzter Petrenko (Max von Sydow), ein greiser Hardliner des Kalten Krieges, lehnt ausländische Hilfe ab, weil er das Ansehen der russischen Flotte gefährdet sieht.

Vinterberg und Drehbuchautor Robert Rodat griffen für ihren Film auf den Tatsachen-Roman "A Time to Die: The Untold Story of the Kursk Tragedy" von Robert Moore zurück. Gleichwohl bleiben vor allem die Ereignisse unter Wasser Spekulation. Doch ging es den Filmemachern auch nicht um eine möglichst exakte Rekonstruktion der Ereignisse. Vielmehr erzählt "Kursk" von Menschlichkeit und Zusammenhalt, von der Verkrustung politischer Systeme und den fatalen Folgen fehlgeleiteten militärischen Kalküls.

71 Kinder haben durch den Untergang der Kursk ihre Väter verloren. Es ist der kleine Sohn von Averin und Tanya, der Petrenko bei der Trauerfeier wortlos mit seiner Unmenschlichkeit konfrontiert. (B/F/N/117 Min.)

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