"Men in Black: International": Alienjagd mit Aufpasserin

13.6.2019, 08:00 Uhr

© Sony Pictures

Aliens in allen Größen, Farben und Formen bevölkerten da die Erde. Die geheime Agentur der Men in Black versorgte die Immigranten aus dem All zur Tarnung mit menschlichen Ganzkörperkorsetts, damit die Urbevölkerung nicht in Panik geriet.

Als Agenten bildeten Will Smith in der Rolle der hyperaktiven Quasselstrippe und der wortkarge Tommy Lee Jones ein komödiantisches Idealpaar. Nun sieht Rechte-Inhaber Sony die Zeit gekommen, durch ein Relaunch mit einer alten Idee neues Geld zu machen. Darauf hat die Welt nicht unbedingt gewartet. Aber da Hollywood zur Zeit in Sachen Nachhaltigkeit und Schonung kreativer Ressourcen die Nase ganz weit vorn hat, führte an der Reanimation des Stoffes wohl kein Weg vorbei.

Chris Hemsworth schlüpft in die Rolle des Mannes in Schwarz. Das gibt Hoffnung, denn Hemsworth hat sich als "Thor" ein ermutigendes Maß an maskuliner Selbstironie erarbeitet. Sein Agent H vergnügt sich in der Londoner Filiale mit außerirdischen Drogen und Geliebten. Aber seine unorthodoxen Einsatzmethoden stoßen selbst beim wohlgesonnenen Chef High T (Liam Neeson) zunehmend auf Ablehnung. Deshalb wird dem Rowdy in Black die ehrgeizige Neuagentin M (Tessa Thompson) zur Seite gestellt.

Wir sehen: Auch die Macher von "Men in Black" haben die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen mit der Aufstockung ihres weiblichen Personals zu punkten. Aber was im Bereich der Comic-Verfilmungen wie "Wonder Woman", "Captain Marvel" oder zuletzt "X-Men: Dark Phoenix" zu interessanten Paradigmen-Verschiebungen geführt hat, bleibt hier nur ein halbherziger Anbiederungsversuch an den feministischen Zeitgeist.

Regisseur F. Gary Gray hat sich in jungen Jahren mit dem bahnbrechenden Bankräuberinnen-Film "Set It Off" (1996) eigentlich einschlägig qualifiziert. Ebenso Tessa Thompson als Valkyrie in "Thor: Ragnarok" und "Avengers: Endgame". Aber die Drehbuchautoren Matt Holloway und Art Marcum wissen mit der (verordneten) Woman in Black nichts anzufangen. Die Rolle der strebsamen Novizin, die einiges besser weiß und noch viel lernen muss, wirkt völlig unausgegoren. Schlimmer jedoch als das unbeholfene Ringen um feministische Correctness wiegt der abgrundtief einfallslose Plot. Die Konkurrenz ist groß – aber "Men in Black: International" hat gute Chancen als überflüssigstes Relaunch in die Filmgeschichte dieses Jahrzehnts einzugehen. (GB/USA/114 Min.)

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