"Niemandsland - The Aftermath": Die Frau des Besatzers

11.4.2019, 08:00 Uhr

© Twentieth Century Fox/dpa

Als der Offizier sieht, wie deren Besitzer Stefan Lubert (Alexander Skarsgård) und seine 15-jährige Tochter Freda (herausragend: Flora Thiemann) ihr Heim räumen, lädt er sie ein zu bleiben.

Wenig begeistert scheint Rachel von den deutschen Untermietern, der bescheidenen Höflichkeit des Witwers begegnet sie äußerst reserviert. Aber natürlich ist angesichts der bedeutsam konstruierten Blickwechsel schnell klar, dass die beiden ein ungeheuer gut aussehendes Liebespaar abgeben werden.

Bald stellt sich heraus, dass Rachel ihr Kind durch deutsche und Stefan seine Frau durch alliierte Bomben verloren hat. Wenn sich dann die trauernde Mutter abends an den Flügel setzt und mit Debussys "Clair de Lune" das Lieblingslied beider Toten intoniert, ist der emotionale Boden bereitet für leidenschaftliche Begierden über alle Vorurteile hinweg.

Als großes Melodrama hat TV-Routinier James Kent seinen zweiten Kinofilm "Niemandsland" angelegt und kommt doch nicht über eine Edel-Schmonzette hinaus. Dabei hält er viele gute Zutaten in der Hand: Keira Knightley hat bisher jeden Historienfilm veredelt. Alexander Skarsgård verfügt über alle optischen Qualitäten für die Herzensbrecherrolle. Und Wim-Wenders-Kameramann Franz Lustig weiß mit Bildformaten klassischer Melodramen umzugehen.

Hilft aber alles nichts, wenn die emotionale Hardware nicht stimmt. Mit Trauer, Trauma, Liebe, Verlust und Krieg geht es hier um existenzielle Gefühle, die aber unter der sperrigen, biederen Regie bloße Behauptung bleiben. Statt in den spannenden Konflikt zwischen kriegsbedingten Vorurteilen und amourösen Anziehungskräften einzusteigen, ergeht sich die Erzählung in der Aneinanderreihung melodramatischer Klischees und verbreitet auf der Leinwand eine große, glanzvolle Leere. (D/GB/USA/108 Min.)

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