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"Résistance" im Kino: Schweighöfer als Klischee-Übernazi

14.10.2021, 13:43 Uhr
Gut gegen Böse: Jesse Eisenberg (rechts) als Widerstandskämpfer trifft auf Matthias Schweighöfer als SS-Obersturmführer.

© Warner Bros. Entertainment Inc. Gut gegen Böse: Jesse Eisenberg (rechts) als Widerstandskämpfer trifft auf Matthias Schweighöfer als SS-Obersturmführer.

Europa, kurz vor dem großen Waffengang: Im elsässischen Straßburg schafft der jüdische Metzgerssohn Marcel Mangel (Jesse Eisenberg, bekannt aus Zombieland" und "Batman v Superman: Dawn of Justice") tagsüber im Familienbetrieb, des Nachts steht er als mittelprächtiger Pantomime auf den Bühnen zweifelhafter Etablissements. Bis zwei Busladungen deutscher Waisen in der Stadt landen: die Kinder von deutschen Juden, die von den Nazis ermordet wurden.

Viel schwarz-weiß

Über die Aktivistin Emma (Clémence Poésy) stößt Marcel zu den Helfern. Als wenig später die Wehrmacht in Frankreich einmarschiert, gilt es, die Kinder schleunigst in den Süden des Landes zu bringen. Doch auch in Lyon sind sie nicht sicher: Gestapo-Chef Klaus Barbie (Matthias Schweighöfer) will jeglichen Widerstand gegen Nazideutschland zerschlagen...

So gesehen stimmt nichts in diesem sichtlich fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen und den Einsatz in Schulklassen konzipierten historischen Holocaust-Erklärstück in Sepia, das zu großen Teilen in Franken gedreht wurde und das die vertrauten Sehgewohnheiten des deutschen Publikums aufs Beste bedient. Die Figuren bleiben holzschnittartig, was in diesem Fall bei einer derart klaren Schwarz-Weiß-Verteilung der Hauptrollen auch schwerlich anders machbar ist (außer man ist Quentin Tarantino).

Ohne Angst vor Klischees spielt Matthias Schweighöfer ("Rubbeldiekatz") "den Schlächter von Lyon" als sadistisches Schwein, das Bier trinkt und Klavier spielt, während es freudig Widerstandskämpfer exekutiert – ein Klischee-Übernazi wie ein diabolischer Erz-Schurke aus einem Batman-Comic. Warum sich hingegen Marcel dem Widerstand anschließt, wird nicht so recht klar – wir tippen auf die fesche Emma als eigentliche Motivation. Auch Eisenbergs pantomimische Einlagen bleiben schaurig.

Showdown-Modus mit viel Rauch

Die Begegnung zwischen Held und Schurke inszeniert Regisseur Jakubowicz (hier auch für das Drehbuch verantwortlich) im Showdown-Modus mit viel Rauch und wenig Überraschungen auf dem Bahnsteig und später ein zweites Mal im Eisenbahnabteil. Dazwischen: Wilde Zeitsprünge, ärgerliche Logiklöcher, sinnfreie Nebenschauplätze, die aufgerissen und dann nicht mehr weiter beachtet werden, sowie reißerische Actioneinlagen, die zumindest die Handlung voranbringen. Bei all dem Getöse ist jedoch nicht zu übersehen, dass der Regisseur seinen eigenen Bildern trotzdem nicht vertraut – sonst müsste er nicht ständig mit irgendwelchen Texteinblendungen erklären, was gerade zu sehen war.

Tatsächlich gelingt dem Film nur ein einziger Moment, der funktioniert: Als Marcel Emma erklärt, dass der Widerstand gegen die Nazis chancenlos und daher ein Umdenken ratsam ist – nicht Nazis zu töten sei das Ziel, sondern so viel jüdisches Leben zu retten wie nur möglich. (122 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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