Lass die Bestie raus!

14.7.2011, 00:00 Uhr
Lass die Bestie raus!

Wo früher Metzger, Fliesenleger und Maler ihr Handwerk lernten, zieht für eine Woche die Kunst ein. Im alten Ausbildungszentrum der Handwerkskammer wird auf zwei Etagen emsig gearbeitet. Studenten gründeten im April ein „temporäres Kunst- und Kulturunternehmen“ und stellten die Großveranstaltung „B:East“ selbst auf die Beine.

Lass die Bestie raus!

© Stefan Hippel

Der Titel, zusammengesetzt aus „be east“, ist nicht nur der Verortung im Nordostpark geschuldet, sondern auch der schier überwältigenden Organisations-„Bestie“, der sich die Neulinge stellten. Bisher sieht es so aus, als würden sie den Kampf erfolgreich gewinnen. Die planerische Meisterleistung ist das Werk von 14 Akademiestudenten. Sie hoben das Projekt aus der Taufe, erdachten, kuratierten und koordinierten selbst. „Das war wirklich harte Arbeit – und vor zwei Wochen dachte ich noch, wir schaffen das alles nicht. Aber jetzt bin ich zuversichtlich“, erzählt Jasmin Schmidt. Sie ist zuständig für die Pressearbeit und stellt auch selbst aus.

Lass die Bestie raus!

© Stefan Hippel

Den roten Teppich wird Johannes Felder alias Don Juan Campos erst in den nächsten Tag im Eingangsbereich ausrollen, um seiner Boxperformance im Erdgeschoss den richtigen Rahmen zu geben. Während einige Werke noch auf ihre Erschaffung warten, kann sich so mancher Künstler schon entspannt zurücklehnen.

Wie Ingmar Saal, dessen „Midnight Sculptures“ bereits an die Wand montiert sind. Die schwarzen Vogelhäuschen werden wohl nicht wenigen Betrachtern das Gefühl geben, sie stehen im Wald. Ähnliche Assoziationen entstehen in der 120 Quadratmeter großen Halle, die Andrea Barzaghi bestückt hat. Mitten im Industriecharme entfaltet sich auf dem Beton eine Landschaft aus schmalen, kurzen Stämmen, die an einen abgeholzten Wald erinnern. Auch Hans Ahnert kann verschnaufen: Er hat seinen kleinen sakralen Raum im Erdgeschoss schon fertiggestellt. Leuchtklebeband an Decken und Wänden empfinden die Konturen von Altar, Säulen und Gewölbedecke der Lorenzkirche nach. Im Dunkeln löst sich die Zweidimensionalität der Wände auf und der Kirchenraum erstrahlt.

Ein paar Meter weiter kniet Robert Enderwitz auf dem Boden und müht sich mit alten Fahrradschläuchen ab, die sich bisher noch nicht so recht zu einer schwarzen Fläche vereinen lassen wollen. In wenigen Tagen schon soll sich das Kunstwerk quer durch den Raum spannen.

Auch im ersten Stock werden im wahrsten Sinne des Wortes noch Kämpfe ausgefochten. Regina Vierbacher und Kirill Schröder rüsten eine „Fuchsarmee“ aus Maschendraht und Pappmaché zur Schlacht. Der Gegner, – man könnte fast meinen, es sei das Maskottchen der Ausstellung – eine große schwarze Bestie aus Luftpolsterfolie, wartet kopflos auf die Fertigstellung. Den Angreifern ergeht es bislang nicht besser, Farbe und Oberkörper fehlen noch. Beide Künstler sind von der Industrieatmosphäre begeistert. Schröder widmet sich seinen uniformierten Füchsen sonst auf kleinformatigem Papier und freut sich: „Das hier ist eine super Möglichkeit, mal richtig groß zu arbeiten.“

Ausstellung im Nordostpark 62. Geöffnet war bis 28. Juli.