Schloss Almoshof bietet ungewöhnliche Arbeitsplätze

4.9.2008, 00:00 Uhr
Schloss Almoshof bietet ungewöhnliche Arbeitsplätze

© Weigert

Bevor Wolfgang Hempe mit seinem Kunstwerk beginnen konnte, musste er erst einmal allerhand Gerümpel beiseite schieben. Jetzt steht er in einer Scheune zwischen Leitern, Besen, alten Regalen und unzähligen Spinnenweben und fertigt immer neue Lithografien. Einige seiner Werke sind schon fertig; die hat er auf Kleiderbügeln an das Scheunentor gehängt. «Die Unordnung hier stört mich nicht, die vielen verschiedenen Strukturen in dem Raum inspirieren mich«, sagt er. Denn auf die Struktur kommt es ihm an: Seine Kunst soll interessant sein, die Fläche muss leben, obwohl die Drucke abstrakt sind und meist nur aus zwei oder drei Farben bestehen.

Atelier gegen Scheune getauscht

Hempe ist einer der 15 Künstler, die ihr Atelier für eine Woche eingetauscht haben gegen eine alte Scheune, einen Kiesplatz oder die Kammer in einem Schloss. Sie alle sind zum Nürnberger Kunstsymposium auf Schloss Almoshof gekommen und können sich hier ungestört von Telefon oder Türklingel eine Woche lang der Kunst widmen. Schon zum siebten Mal lädt die Nürnberger Malerin Angelika Kandler-Seegy, dieses Jahr unterstützt von Eberhard M. Karl, zu dem Symposium ein. «Es ist schön, hier zusammen zu arbeiten, ohne dabei einen Konkurrenzkampf zu spüren«, findet sie.

Für Verbesserungsvorschläge der Kollegen offen

Dem können die anderen Künstler nur zustimmen. «Wir helfen uns gegenseitig«, sagt Leoni Böhnel, «die Kollegen kommen aber auch mal vorbei und haben vielleicht einen Verbesserungsvorschlag.« Gerade streicht sie die Nahtstellen an ihrer Tonskulptur glatt und unterhält sich dabei mit einem Besucher über ihr Werk. Denn auch das gehört zum Nürnberger Symposium: Täglich von 17 bis 19 Uhr sind alle Interessierten eingeladen, den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und mit ihnen über ihre Werke zu sprechen. Bei der Arbeit gestört fühlt sich dadurch niemand. Im Gegenteil: «Das Publikum gibt einem unbefangene Resonanz, das ist gut«, meint Leoni Böhnel.

Spontane Kunst

Sie teilt sich ein Nebengebäude des Schlosses mit Astrid Rusam, die aus Ästen, Fischernetzen, einem Eimer und einem Handschuh ein Kunstwerk zaubert. Alle Materialien sind Strandgut, das sie an der Nordsee gesammelt hat. Kunst entsteht bei ihr ganz spontan, ohne vorher groß darüber nachgedacht zu haben. Unterschiedlicher könnte die Herangehensweise der beiden Frauen in dem Raum kaum sein, denn Leoni Böhnel gilt mit ihren Tonskulpturen als exakte Technikerin, während Astrid Rusam sich mehr von ihrem Gefühl leiten lässt. «Das ist aber ein Vorteil, dass wir so unterschiedlich sind«, sagt Rusam, «so geben wir uns gegenseitig neue Impulse.«

Derweil ist es in einem der Schlosszimmer schon vorbei mit der künstlerischen Inspiration. Eigentlich ist Roland Lein auch zum Malen nach Almoshof gekommen, doch heute Abend hat er Küchendienst und muss das Abendessen vorbereiten. So läutet er den Feierabend ein, denn nach der Arbeit treffen sich die Künstler noch zu einer gemeinsamen Mahlzeit im Speisesaal und genießen das Zusammensein.

Von Vogelbeeren inspiriert

Auf dem Hof vor dem Schloss denkt Pia Morgenthum allerdings noch nicht ans Aufhören. Sie hat eine Folie auf dem Kiesplatz ausgebreitet und arbeitet darauf gerade an einem ihrer Bilder mit Acrylfarbe. Inspiriert haben sie dazu die Vogelbeeren, die leuchtend rot direkt über ihrem Freiluftatelier wachsen. Einige Kollegen aus dem Gebäude nebenan sind vorbeigekommen und betrachten ihre Bilder, die an der Schlossmauer lehnen. «Es ist, als würden wir uns alle schon ewig kennen«, meint einer von ihnen, «dieses Gemeinschaftsgefühl - das ist das Besondere an diesem Symposium.«

Vernissagen: Freitag, 5. September, und Freitag, 12. September, um 19 Uhr im Schloss Almoshof. Montag, 8. September, 19 Uhr: Vortrag von Hans Weidinger