Vorstellung der Spielzeitpläne

Staatstheater hat große Pläne für die neue Saison und will die Pandemie vergessen machen

17.6.2021, 16:22 Uhr
Das Staatstheater startet mit großen Programm in die Saison 2021/2022. Und die bevorstehende Opernhaus-Sanierung wirft ihre Schatten voraus.

© Daniel Karmann/dpa Das Staatstheater startet mit großen Programm in die Saison 2021/2022. Und die bevorstehende Opernhaus-Sanierung wirft ihre Schatten voraus.

Das Staatstheater Nürnberg ist zurück. Seit Anfang Juni läuft der Spielbetrieb nach den monatelangen Corona-Einschränkungen wieder; nun geht man mit Elan an die Spielzeit 2021/2022. Gestern wurde der Saisonspielplan per Videokonferenz vorgestellt.

Will mit großen Chor- und Orchesterwerken zu ihrem Publikum zurück: GMD Joana Mallwitz.

Will mit großen Chor- und Orchesterwerken zu ihrem Publikum zurück: GMD Joana Mallwitz. © Anestis Aslanidis

Tatsächlich sind die Pläne für die nächste Spielzeit groß und ambitioniert: Mehr als 50 Premieren und Konzerte sowie ein umfangreiches künstlerisches Programm stehen in allen Sparten auf dem Spielplan. Darunter in der Oper auch wieder große Chor- und Orchesterwerke wie „Carmen“ und „Der Troubadour“.

Stellt Theaterprojekte gegen rechte Gewalt in den Mittelpunkt: Schauspieldirektor Jan-Philipp Gloger.

Stellt Theaterprojekte gegen rechte Gewalt in den Mittelpunkt: Schauspieldirektor Jan-Philipp Gloger. © Dominik Mayer

Das Schauspiel nutzt die zurückgewonnene Freiheit, um im Rahmen eines Spielzeitschwerpunkts zu den Kontinuitäten von Rassismus und rechter Gewalt auch Orte im Stadtraum zu bespielen – etwa die Kongresshalle und den Saal 600, den historischen Ort der Nürnberger Prozesse.

Geht mit seiner Compagnie, dem Ballett Nürnberg, auf Russland-Tournee: Goyo Montero.

Geht mit seiner Compagnie, dem Ballett Nürnberg, auf Russland-Tournee: Goyo Montero. © Roland Fengler

Das Ballett geht dank einer Kooperation mit dem Context Festival unter der Leitung von Starsolistin Diana Vishneva, die persönlich in Nürnberg auftreten wird, wieder auf Russland-Tournee.

Auch kulturelle Großveranstaltungen und die Einladung von internationalen Künstlerinnen und Künstlern ans Staatstheater werden in der kommenden Saison voraussichtlich wieder möglich sein.

Besondere Höhepunkte sind der Gesangswettbewerb „Die Meistersinger von Nürnberg“, das bundesweite Theaterprojekt zum NSU-Komplex „Kein Schlussstrich!“ und das in Kooperation mit der Stadt Nürnberg durchgeführte „Klassik Open Air“ im Luitpoldhain.

"Wir haben es geschafft": Staatsintendant Jens-Daniel Herzog ist stolz darauf, was sein Haus, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Monaten des Lockdowns geleistet haben.

"Wir haben es geschafft": Staatsintendant Jens-Daniel Herzog ist stolz darauf, was sein Haus, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Monaten des Lockdowns geleistet haben. © Roland Fengler

„Wir haben es geschafft“, spendete Staatsintendant Jens-Daniel Herzog seinem Haus und den über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein dickes Lob für die zurückliegenden Monate.

Hätte er vorher gewusst, die Vorstellungen des Staatstheaters eineinhalb Jahre aussetzen zu müssen, so hätte er gesagt: „Das geht nicht.“ Jetzt aber wisse er: „Es geht.“

Auch das Memorium Nürnberger Prozesse Saal 600 wird vom Staatstheater in der kommenden Saison bespielt.

Auch das Memorium Nürnberger Prozesse Saal 600 wird vom Staatstheater in der kommenden Saison bespielt. © Christine Dierenbach

Mit speziellen Hygienemaßnahmen und eigenem Testkonzept sei es gelungen, größere Corona-Ausbrüche am Haus zu verhindern – obwohl trotz des ruhenden Spielbetriebs unablässig an Produktionen und Plänen weitergearbeitet worden sei.

Vor allem mit dem Ausbau des Angebots im „Digitalen Fundus“ und mit speziell für dieses Format konzipierten Produktionen sei es gelungen, während des Lockdowns den Kontakt zum Publikum zu halten.
Den nun im Juni und Juli laufenden Bühnenbetrieb betrachtet Herzog als Vorspiel zu einem hoffentlich normalen Betrieb ab Saisonbeginn im September.

Der große Meistersinger-Gesangswettbewerb kehrt in der nächsten Saison auf den Hauptmarkt zurück. 

Der große Meistersinger-Gesangswettbewerb kehrt in der nächsten Saison auf den Hauptmarkt zurück.  © Edgar Pfrogner

„Der Kern des Theatererlebnisses ist zurück“, so Herzog: „Theater ist das Gegenteil von Isolation und Vereinzelung, eine Feier des Zusammenseins“, sagte Herzog. Endlich sei eine Verdichtung von Emotionen und gemeinsamen Kunsterlebnissen wieder möglich. „Wir erhoffen uns eine Explosion der Lebensfreude, aber auch intensive Begegnungen und einen Austausch zu den relevanten Themen unserer Zeit.“

Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner, hofft darauf, dass das Publikum den Weg zurück ins Staatstheater findet.

Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner, hofft darauf, dass das Publikum den Weg zurück ins Staatstheater findet. © Michael Matejka

Die Zweite Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg Julia Lehner lobte das Staatstheater für seine tollen Ideen während der Zwangspause, um mit dem Publikum in Kontakt zu blieben – insbesondere die digitalen Angebote. Die seien sehr gut angenommen worden, vor allem die Beiträge mit GMD Joana Mallwitz und Ballettdirektor Goyo Montero hätten sehr hohe Klickzahlen gehabt.

Lehner hofft, dass die Zwangspause nicht zu „Abgewöhnungsritualen“ beim Publikum geführt habe. Sie räumte ein, dass das Staatstheater auch in der Vorbereitung der neuen Saison wegen der Unwägbarkeiten der Pandemie „auf Sicht“ fahren müsse. Doch, zeigte sie sich überzeugt, man sehe nun „Licht am Ende des Tunnels“.

Das Staatstheater sei bislang finanziell gesund durch die Pandemie gekommen, sagt Christian Ruppert, Geschäftsführender Direktor des Staatstheaters.

Das Staatstheater sei bislang finanziell gesund durch die Pandemie gekommen, sagt Christian Ruppert, Geschäftsführender Direktor des Staatstheaters. © Roland Fengler

Christian Ruppert, der Geschäftsführende Direktor des Staatstheaters, schilderte die momentane Situation optimistisch. Das Haus sei bislang finanziell gesund durch die Pandemie gekommen. Man habe überlegt gewirtschaftet, habe als einzige bayerische Bühne das Instrument der Kurzarbeit angewendet.

Die Träger (also Freistaat und Stadt in der gemeinsamen Staatstheater-Stiftung) mussten keine Nachzahlungen leisten. Im Gegenteil, das Staatstheater habe in der Zeit des ruhenden Spielbetriebs sogar einen „Puffer“ angesammelt. Mit dem könne man eventuelle Einnahmeausfälle, die durch pandemiebedingt beschränkte Sitzplatzangebote entstehen, eine Zeitlang kompensieren.

Mit dem Einbau der  Brandschutztüren in den Foyers hat man sich im Opernhaus nochmals eine kurze Frist Zeit erkauft, bevor es mit der Generalsanierung des Gebäudes losgehen muss.

Mit dem Einbau der  Brandschutztüren in den Foyers hat man sich im Opernhaus nochmals eine kurze Frist Zeit erkauft, bevor es mit der Generalsanierung des Gebäudes losgehen muss. © Roland Fengler

Für das dringend sanierungsbedürftige Opernhaus sieht Ruppert nach dem Einbau der Brandschutztüren in den Foyers im Moment keine weitere akute Bedrohungslage. Er betonte aber, dass die gewonnene Übergangszeit „sehr kurzfristig zu denken sei – maximal vier Jahre“.

Noch in diesem Jahr werde deshalb die Bedarfsplanung abgeschlossen und das Nutzer-Bedarfsprogramm vorgestellt. Danach werden dann die wesentlichen Weichenstellungen für die Baumaßnahme Opernhaus vollzogen, inklusive der Auswahl der Interimsspielstätte.

Ob es zum Start in die neue Spielzeit pandemiebedingte Einschränkungen geben wird, sei im Moment noch offen. Um insbesondere den Abonnentinnen und Abonnenten ein möglichst verlässliches Angebot machen zu können, starten deshalb alle Abonnements (mit Ausnahme der Premieren-Abos) erst ab Januar 2022. „Wir müssen weiterhin flexibel bleiben, um auf kurzfristige Änderungen bestmöglich reagieren zu können“, räumte Christian Ruppert ein.

Ruppert bedankte sich für die Treue des Publikums in den letzten Monaten. Viele Besucherinnen und Besucher hätten intensiv das kostenfreie Online-Angebot im „Digitalen Fundus“ des Staatstheaters genutzt und für die Online-Premieren im Rahmen des digitalen Spielplans freiwillig eine Teilnahmegebühr gezahlt. „Der große Zuspruch hat uns sehr durch diese schwierige Zeit geholfen“, sagte Ruppert.

Gleiches gelte für die hoch engagierten Fördervereine. „Nicht zuletzt dank dieser tollen Unterstützung sehen wir der neuen Spielzeit mit großer Zuversicht und Vorfreude entgegen.“

Sehr wichtig sei die Zusammenarbeit mit den Sponsoren. „Uns verbindet eine besondere DNA, wir passen zueinander“, so Ruppert. Die sogenannten „Premiumpartner“ sind in der nächsten Saison die Nürnberger Versicherung, die das Jugendprogramm und den Aufbau der Jungen Staatsphilharmonie unterstütze, sowie Lebkuchen Schmidt.

Weitere Sponsoring Partner sind die BMW-Niederlassung Nürnberg, der Bauprojekte-Entwickler KIB und die Sparda-Bank.

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