Theater Pfütze zeigt Maars neues Stück „Der beste Koch der Welt"

5.12.2011, 17:29 Uhr
 Theater Pfütze zeigt  Maars neues Stück „Der beste Koch der Welt

© Wolfgang Keller

Zugegeben: Die Geschichte ist eher dünn. Nach dem bewährten „Du hast drei Chancen“-Prinzip haben Paul Maar und Martin Zels (zugleich Dirigent, Titelfigur und Komponist) ein Kinderstück gebastelt, das auch für die Kleinsten bald absehbar ist.

Der eingebildete Koch will den Titel des weltbesten Maître de Cuisine und hat ihn vorab schon mal in Leuchtschrift über seine Küche gehängt. Doch die Königin will Beweise sehen, nein, kosten. Also zaubert er erst aus dem Geheimkochbuch im Hosentaschenformat, dann aus seiner noch geheimeren persönlichen Rezeptsammlung. Doch beide Male kann er Majestät nicht überzeugen, denn die hat Ähnliches schon einmal gegessen, noch dazu bei unerfreulichen Anlässen. Erst als das schlecht behandelte Küchenmädchen leckere Reste zu Omas Bratkartoffeln verarbeitet, juchzt die verwöhnte Königin, das Leben der Köche ist gerettet.

Der Clou dieser schwungvollen Aufführung (Regie: Jürgen Decke) liegt in den Zutaten. Nicht Eier und Mehl, sondern Töne verrühren der Koch und seine Küchensklavin Regine Oßwald (beide bestens aufgelegt zum Typen-Spiel). Klänge, die sie den Nürnberger Symphonikern entlocken: Zu große Lauchstücke im Gemüsefond klingen dann eben wuchtig, Honig schmeckt süß im Ohr, wenn Eischnee geschlagen wird, vibriert der ganze Streicher-Apparat, die Celli tropfen zart Likör in die Schüssel. Das feurige iberische Gericht entpuppt sich so als Auszug aus Bizets „Carmen“, aus Ei und Zucker wird Bachs „Air“ — allerdings nur, wenn man frische Sahne nimmt. Ist sie angesäuert, dann verirrt sich die Erste Geige in die falsche Tonart...

Arrangeur Peter Fulda hat tief in den Klassik-Evergreens gewühlt und schöne Spielereien geschaffen. Des Kochs Versuch, aus dem Besten, was die Küchen der Welt hergeben, ein wildes Potpourri zu mixen, endet dabei allerdings im simplen „Erkennen Sie die Melodie?“-Prinzip. Smetanas „Moldau“ fließt in die Walzer-Donau, Nussknacker trifft auf Beethoven, selbst die Beatles mischen mit. Da schmunzeln die Großen, die Kinder müssen sich wohl noch am CD-Regal fortbilden.

Anne Lünenbürger (im schönen Kostüm von Beatrix Cameron) spielt und singt gewohnt hochkarätig die Arien, die Zels für die Königin komponiert hat. Nur versteht man beim Operngesang leider meist den Text nicht. So bleibt unklar, an welche düsteren Ereignisse sie sich erinnert, als sie Feuertopf und Soufflee kostet. Das tut sie allerdings poetisch als Schatten-Pantomime und sorgt damit für Abwechslung bei der wiederholten Koch-Prüfung. Und die Symphoniker zeigen, dass sie sich auch mit kaum sichtbarem Dirigat schwungvoll durch die Best-Of-Auswahl spielen können. „Der beste Koch der Welt“ macht auf jeden Fall Appetit auf Klassik. Lecker.

Wieder am 21./22. Januar, Karten-Telefon: 0911/289909.

 

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