Grüne in Höchstadt: "Nicht Gelsenkirchen"

7.9.2020, 14:00 Uhr
Grüne in Höchstadt:

© Foto: Hans von Draminski

Dass man zu dritt kein besonderes Gewicht hat, wenn es um Abstimmungen im Rat geht, ist Irmgard Schlehlein, Andreas Popp, dem Höchstadter Fraktionsvorsitzenden Peter Winkler und der Kreisrätin Lydia Göbel klar. Um so lauter müsse man die Stimme erheben, meint Peter Winkler.

Es gibt Einarbeitungsbedarf

Lydia Göbel tut das auf Kreisebene und gibt zu, dass es bei einigen Themen Einarbeitungsbedarf für sie gibt. Göbel ist seit zwei Jahren bei den Grünen, lebt seit Jahrzehnten in Zentbechhofen und stammt eigentlich aus Oesdorf im Landkreis Forchheim. Als zentrale Interessengebiete beackert sie unter anderem den ÖPNV und den Ausbau der Radwege – beides Themen, die aktuell an Fahrt aufnehmen.

Baldige Realisierung der StUB

So sind die vier Grünen-Politiker erwartungsgemäß für die baldige Realisierung der Pläne zur Stadt-Umland-Bahn (StUB), wobei Lydia Göbel aus psychologischen Gründen für eine Umbenennung des Projekts plädiert: "Stadt-Umland-Bahn klingt nach groß und wuchtig – man sollte sie einfach als das bezeichnen, was sie ist, nämlich als Straßenbahn, das würde Hemmschwellen abbauen", ist Lydia Göbel überzeugt.

All zu hemmungsloser Stadtrat

All zu hemmungslos agiert der Stadtrat in Höchstadt aus Sicht der Grünen, wenn es um die Ausweisung neuer Wohngebiete und den Bau von Gewerbegebieten und Einkaufszentren geht. "Wir sind immer noch in Franken, aber wenn es in Höchstadt so weiter geht, sieht es bald aus wie in Gelsenkirchen – und das wollen wir nicht", betont Peter Winkler. Zumal der Landkreis eine "besondere Aufgabe" habe und unter anderem ein wichtiges Naherholungsgebiet für den Ballungsraum sei. Deshalb sei auch der Radwegeausbau weiter zu forcieren, zumal es noch einigen Bedarf an Neuanlagen und Lückenschlüssen gebe.

Differente Sicht

Zum Reizthema "Ortsumgehung Gremsdorf" haben die Grünen eine deutlich vom "Mainstream" differente Perspektive: Nord- wie Südvariante würden die Natur in unabsehbarer Weise schädigen, deshalb müsse das Ziel eher eine allgemeine Verkehrsreduktion als die Umleitung der Lkw- und Autoströme sein. Dass der Schwerverkehr zu den größten Problemen der Nachbargemeinde zählt und dass man in Gremsdorf unter dem wachsenden Verkehrsaufkommen leidet, stellen die Grünen nicht in Abrede, wollen aber etwa mit Lärmschutzmaßnahmen statt Umgehungsstraßenbau kontern. Bisherige Ortsumgehungs-Projekte hätten gezeigt, dass die Belastungen sich damit nur verlagern würden.

An Solidaritätsprinzip erinnert

Irmgard Schlehlein und Andreas Popp erinnern an das Solidaritätsprinzip, auf dem die Gesellschaft fußt. So wie der östliche Landkreis ERH das Kreiskrankenhaus in Höchstadt unterstütze, obwohl die Menschen in Heroldsberg oder Eckental nicht viel davon hätten, sei umgekehrt Verständnis für den Ostast der StUB nach Eckental und Gräfenberg zu erwarten, auch wenn eine Gemeinde wie Höchstadt davon bestenfalls indirekt profitieren könne.

Gemeinwohl im Fokus

Im Fokus steht für Höchstadts Grüne "das Gemeinwohl", wie Peter Winkler unterstreicht. Dazu sucht man auch den Schulterschluss zu CSU und FW – konstruktiver Umgang mit Sachthemen kommt klar vor dem Parteienproporz.

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