Junge für einen Sommer

3.5.2012, 00:00 Uhr
Junge für einen Sommer

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Kleider, Schminke und Jungs – das kümmert Laure (Zoé Héran) alles nicht. Sie trägt lieber weite Hosen und kurze Haare, interessiert sich fürs Autofahren, Raufen, Fußballspielen und übt, wie ein richtiger Junge auf die Straße zu spucken. Laure ist ein „Tomboy“, also genetisch ein Mädchen, sonst aber ein Junge. Niemand soll es merken. Weder die Eltern, noch die neuen Freunde. Der Umzug und die neue Umgebung sind für sie die Chance, ihren Traum vom Leben als Junge endlich auszuleben.

Es beginnt ein Versteckspiel. Es fällt Laure/Michael nicht unbedingt leicht, beim Bolzen das T-Shirt auszuziehen. Typische Jungssachen, wie einfach im Stehen auf die Wiese pinkeln, sind natürlich auch nicht denkbar. Die Badehose für den Ausflug an den See wäre ohne Knetgummi-Prothese auch ein wenig leer. Und dann ist da noch Lisa, in die sich Laure/Michael verliebt. Michael am Baggersee, Laure bei der Familie: Dass dieser Wechsel zwischen den Rollen nicht ewig weitergehen kann, wird schnell klar.

Irgendwann kommt ihr ihre niedliche kleine Schwester Jeanne (Malonn Lévana) auf die Schliche. In ihrer kindlichen Naivität stellt sie aber keine peinlichen oder gar anklagenden Fragen. Stattdessen akzeptiert sie Laure so, wie sie eben ist, und hilft ihr sogar beim Haareschneiden.

Als der Schulbeginn naht und auch Laures liebevolle, aber vielbeschäftigten Eltern vom Doppelleben ihrer Tochter erfahren, ist es vorbei mit der sommerlichen Leichtigkeit. Laure fliegt auf und muss sich ihren neuen Freunden stellen.

Seine Premiere feierte „Tomboy“ als Eröffnungsfilm des Panoramas der 61. Berlinale und gewann den „Teddy Jury Award“. Regisseurin Céline Sciamma geht sommerlich-leicht mit dem Thema um. Die junge Französin (Jahrgang 1978) hat „Tomboy“ innerhalb weniger Monate geschrieben und gedreht.

Vielleicht wirkt der Film über eine Zehnjährige auf der Suche nach ihrer wahren Identität gerade deshalb so erfrischend, authentisch, direkt und natürlich. (CASABLANCA)
 

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