Konflikt um Bahnhof Fischbach

16.2.2013, 13:15 Uhr
Viele Fußgänger überqueren die Löwenberger Straße direkt an der S-Bahn-Haltestelle. Ein Zugang zum zweiten Bahnsteig auf der Südseite der Straße könnte die Sicherheit erhöhen.

Viele Fußgänger überqueren die Löwenberger Straße direkt an der S-Bahn-Haltestelle. Ein Zugang zum zweiten Bahnsteig auf der Südseite der Straße könnte die Sicherheit erhöhen.

Wer den 2011 gebauten zweiten Bahnsteig Richtung Feucht am S-Bahnhof Nürnberg-Fischbach erreichen will, muss nicht selten erst die vielbefahrene Löwenberger Straße überqueren. Einen direkten Zugang zum Bahnsteig gibt es nur auf der Nordseite der Straße, nicht auf der Südseite. Der nächste Fußgängerüberweg mit Ampel ist knapp 60 Meter von der Haltestelle entfernt. Gerade beim Umsteigen aus Richtung Nürnberg nach Fischbach oder Brunn, wenn Fahrgäste schnell den Bus auf der anderen Straßenseite erreichen müssten, benutze kaum jemand die Ampel, weiß Robert Wunder vom Verkehrsplanungsamt der Stadt Nürnberg. „Wir beobachten, dass viele Leute schon im Tunnelbereich an der S-Bahn-Haltestelle die Löwenberger Straße überqueren. Oft laufen die Fußgänger dabei einfach ihrem Vordermann nach, ohne auf den Verkehr zu achten - vor allem Schulkinder,“ so der Verkehrsplaner. Man habe zwar bereits eine Tempo-30-Zone an der Stelle eingerichtet, doch die Akzeptanz der Bevölkerung hierfür sei vermutlich nicht hoch und der Nutzen vergleichsweise gering.

Die Stadt Nürnberg fordert seit Jahren, dass die Deutsche Bahn AG einen zweiten Bahnsteigzugang für Fußgänger nachrüstet - dies scheiterte bislang am Geld. Bahn und Freistaat haben verschiedene Varianten durchgespielt und dabei Kosten in Höhe von zirka drei Millionen Euro veranschlagt. Diese seien auch durchaus realistisch, erklärt Wunder. Die nachträglichen Kosten hätten sich die Verantwortlichen selbst zuzuschreiben: „Das Verkehrsministerium und die Bahn haben den Bahnsteig so gebaut und wir haben jetzt mit den Problemen zu kämpfen,“ sagt der Verkehrsplaner.

Brief an das Staatsministerium

Anfang des Monats hat sich Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly in einem Brief an das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, sowie an die Nürnberger Landtagsabgeordneten gewandt, um nochmals auf die Gefahren beim Überqueren der Löwenberger Straße hinzuweisen. Dabei stützt sich Maly auf Zählungen der Passanten und der Fahrzeuge durch das Verkehrsplanungsamt. Der Oberbürgermeister nimmt in seinem Schreiben außerdem Bezug auf die durchgespielten Planungsvarianten. Die Lösung, einen zweiten Bahnsteigtunnel ohne Einhausung zu bauen, sei aus Sicht der Nutzer die am besten geeignete, so Maly. Er bitte das Ministerium nun zeitnah in Abstimmung mit dem Bund, die Genehmigungsplanung zu beauftragen und mit dem Bund die anteilige Finanzierung zu vereinbaren. Es gäbe keine Alternative zum Bau eines zweiten Zugangs zur S-Bahn, schließt Maly seinen Brief.

Landtagsabgeordnete Christine Stahl von den Nürnberger Grünen hat für die Landtagssitzung am 5. März eine parlamentarische Anfrage zum zweiten S-Bahn-Zugang in Fischbach gestellt. „Wir hoffen, dass nun endlich Bewegung in das Schwarze-Peter-Spiel zwischen Bahn, Bayerischen Wirtschaftsministerium und Bundesverkehrsministerium kommt,“ äußert sich die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Stadtratsfraktion Christine Seer in einer Pressemeldung.

Das Staatsministerium prüfe derzeit die Anliegen und Vorschläge des Oberbürgermeisters Maly und könne während der Prüfung noch keine Stellungnahme abgeben, so eine Sprecherin des Bayerischen Verkehrsministeriums gegenüber dem Boten. Eine aktuelle parlamentarische Anfrage der Landtagsabgeordneten Christine Stahl zu demselben Thema sei dem Bayerischen Verkehrsministerium leider nicht bekannt.

Anton Knapp, Sprecher der Deutschen Bahn, gibt sich für sein Unternehmen zugeknöpft: „Wir haben im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie die Vorplanung für verschiedene Varianten eines möglichen zweiten Bahnsteigzugangs Nürnberg-Fischbacherstellt und im Februar 2011 an das Ministerium übergeben.“ Man solle doch bitte dort nachfragen.

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