Ein Franke in Wien: Der Schriftsteller Ludwig Fels ist gestorben

11.1.2021, 17:37 Uhr
Ludwig Fels war ein regelmäßiger Gast beim Erlanger Poetenfest und bei Lesungen in seiner fränkischen Heimat. Dieses Porträt entstand 2015 in Weißenburg.

© Buchhandlung Meyer Ludwig Fels war ein regelmäßiger Gast beim Erlanger Poetenfest und bei Lesungen in seiner fränkischen Heimat. Dieses Porträt entstand 2015 in Weißenburg.

Treuchtlingen, Nürnberg, Wien. Drei Stationen im Leben von Ludwig Fels. Malerstift, Brauer, Fabrikarbeiter. Das war sein erstes Kapitel. Ein Arbeiterliterat?

Immer mehr hat der Nürnberger Kulturpreisträger sich von dieser Zuschreibung distanziert. Aus kargen Verhältnissen stammend, 1946 im südlichen Mittelfranken geboren, wagte er 1973 den entscheidenen Schritt: Die fantastische Freiheit und den täglich sich wiederholenden Fluch, Literat zu sein.

Sprachmächtiger Serientäter

Im neuen Gedichtband erinnert Fels’ Kollege Franz Dobler daran, dass es mindestens so gefährlich sei, einen Roman zu schreiben, wie eine Bank zu überfallen. So betrachtet war Fels nicht nur ein Abenteurer, den die Sehnsucht nach dem Kaffeehausduft der Wiener Bohème 1983 an die Donau zog, er war ein sprachmächtiger Serientäter. Eine Bank ausrauben? Ach geh! (Er war doch kein Gangsta-Rapper).

Wohingegen gut 16 Romane, viele Lyrikbände, Hörspiele und Stücke auf das literarisch reiche Konto des Rast- und Ruhelosen gehen.

"Dou Di ned o"

Er hat das Verlassen der Heimat beschrieben – um ihr nahe zu sein. Soeben kamen die frühen Gedichte "Dou Di ned o" heraus. Das "Unding der Liebe" war ihm natürlich auch nicht fremd, wie er es altersschlau im Roman "Mondbeben" einfing.

Kein Fels in der Brandung war dieser Ludwig, der Sentimentalität nicht scheute, dafür ein rollender Stein. Der hinterlässt Spuren. Er wurde 74.

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