Aller Neuanfang ist schwer: "Zu weit weg"

15.3.2020, 17:20 Uhr
Aller Neuanfang ist schwer:

© Foto: Farbfilm

Nicht nur als Stürmer in seiner Fußballmannschaft ist der elfjährige Ben (Yoran Leicher) ein Star in seiner kleinen Welt. Nachgerade perfekte Voraussetzungen für eine geschmeidige Jugend. Doch dann wird sein Heimatdorf rückgebaut, sprich: abgerissen, damit der Braunkohletagebau voranschreiten kann.

Bens Familie zieht weg, eine halbe Autostunde entfernt in die nächstgrößere Stadt. Dort ist unser Held erst einmal abgemeldet: In der Schule, im neuen Fußballverein, bei seinen alten Freunden. Bis eines Tages Tariq aus Aleppo (Sobhi Awad) in seine Klasse kommt. Der ist aus dem syrischen Kriegsgebiet geflohen, sein Dorf ist ebenfalls untergegangen ...

Nicht, dass es wieder heißt, wir hätten ein Problem mit dem deutschen Mainstream-Kino. "Zu weit weg" (Regie: Sarah Winkenstette) ist ein grundguter Kinderfilm geworden, bei dem sogar das ein wenig hakende Grundthema "ich habe meine Heimat verloren" irgendwie aufgeht. Auch wenn man Bens und Tariqs Verluste nur schwer miteinander gleichsetzen kann, so bleibt doch zumindest der individuelle Schmerz davon unbeeindruckt.

Dass dieser Ben nicht zwingend sympathisch ist, sondern tendenziell jähzornig und über Gebühr ehrgeizig, ist interessant. Trotzdem bleibt die Geschichte plakativ. Die Dialoge sind holprig und werden mehr oder weniger aufgesagt, zwischen den Schauspielern groovt es nicht wirklich. Das hölzerne Spiel der Hauptdarsteller lässt die Nuancen verpuffen. Staunen macht die vollendete Abwesenheit von Humor und Ironie.

Allein mit seiner Botschaft geht dieses leise Sozialdrama jedoch absolut in Ordnung. Perfekter Stoff für Lehrer, um ihn in der letzten Stunde vor den Sommerferien in den DVD-Player zu schieben. (88 Min.)

Verwandte Themen