Mit Staraufgebot

Cinecitta öffnet wieder: Das Kino kehrt zurück

28.5.2021, 13:42 Uhr
Mit "Weißbier im Blut" geht der Daumen nach oben: Siggi Zimmerschied bei der Premiere des bayerischen Krimidramas im Cinecitta.

© NNZ Mit "Weißbier im Blut" geht der Daumen nach oben: Siggi Zimmerschied bei der Premiere des bayerischen Krimidramas im Cinecitta.

Ein wenig kann es das Cinecitta-Team selbst noch nicht glauben: Nach Monaten der gähnenden Leere in den Bars und Sälen laufen nun wieder Menschen durch den Komplex am Pegnitzufer. "Wir haben gerade bei den Familienvorstellungen viele ausverkaufte Kinos gehabt", freut sich Programmplanerin Kirsten Ehlers.

Dabei bedeutet "ausverkauft" an diesem ganz besonderen Premierentag, dass die Leute über den ganzen Kinoraum versprenkelt sitzen. Alle mit einem grünen Bändchen, das einen negativen Covid-Test bestätigt, alle mit einer Sitzreihe Abstand zu den nächsten Besuchern und - alle mit Maske.

„Das find ich schon ein wenig übertrieben“, meint Familienvater Thomas. „Immerhin sind wir ja alle getestet. Da wäre es schon schön, im Kino frei atmen zu können. Aber es ist natürlich klasse, dass es überhaupt wieder losgeht.“

Geballte Niederbayern-Power: Luise Kinseher bei der Deutschlandpremiere des Films "Weißbier im Blut" im Nürnberger Cinecitta.

Geballte Niederbayern-Power: Luise Kinseher bei der Deutschlandpremiere des Films "Weißbier im Blut" im Nürnberger Cinecitta. © NNZ

Etwas lockerer sind die Vorschriften in dem überdachten Glaspavillon auf der Terrasse: Da der als Außengastronomie gilt, dürfen die getesteten Menschen hier ohne Maske sitzen und sich Pommes und Sandwiches schmecken lassen – fast wie in alten Zeiten.

Und dann war da natürlich noch der Film: Die Weltpremiere des bayerischen Krimi-Dramas "Weißbier im Blut", komplett mit rotem Teppich für die Stars Luise Kinseher und Siggi Zimmerschied: "Wir waren der erste Film, der wegen Corona die Dreharbeiten unterbrechen musste - und nun sind wir der erste, der auf die große Leinwand kommt", freuen sie sich.


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Der Premieren-Coup war hinter den Kulissen schon lange geplant: "Es gab keinen festen Start-Termin für den Film“, verrät Cine-Planerin Kirsten Ehlers. „Wir haben mit dem Verleih ausgemacht, dass die Premiere genau dann stattfindet, wenn wir aufmachen dürfen - und es freut uns natürlich, dass es geklappt hat!"

Der Film, den Kinseher und Zimmerschied mitgebracht haben, ist ein echtes Herzensprojekt: "Vor zwölf Jahren wollten wir ihn schon machen, aber wir haben ihn schließlich als Hörspiel umgesetzt - denn er galt damals noch als unverfilmbar."

Das lag einerseits daran, dass bayerische Stoffe als Kassengift angesehen wurden - selbst innerhalb des Freistaats: "Deshalb haben wir das Hörspiel auch nicht mit dem BR gemacht, sondern für den Deutschlandfunk."

Andererseits ist "Weißbier im Blut" auch kein gewöhnlicher Krimi. Denn nicht die Auflösung des Falles - eine Mordserie mit Mähdrescher! - steht im Mittelpunkt, sondern das Dilemma von Kommissar Kreuzeder (Siggi Zimmerschied).

Nach Monaten des Stillstands und der Leere kehrte am Donnerstag, 27. Mai, das Publikum ins Cinecitta zurück.

Nach Monaten des Stillstands und der Leere kehrte am Donnerstag, 27. Mai, das Publikum ins Cinecitta zurück. © NNZ

Der war einst der beste Ermittler von Passau. Aber nach vielen Jahren, in denen er sich in den Geisteszustand von Mörderinnen und Mördern versetzte, fand er immer weniger Sinn in seiner Arbeit: "Die meisten sind keine Monster, sondern arme Hunde. Sollte ich da nicht lieber helfen?" Da er das nicht kann, verbringt er mehr Zeit in der Wirtschaft bei Weißbier und Kellnerin Gerda (Luise Kinseher) als im Büro.

"Die Hauptfigur schwankt zwischen Fatalismus, Menschenliebe und Anarchie - damit habe ich mich von Anfang an identifiziert", meint Zimmerschied. In vier Hörspielen und zahlreichen Lesungen eignete er sich die Figur vollkommen an: "Der Kreuzeder - das bin ich!", sagt er heute.

Dass er ihn nun endlich auf die Leinwand bringen kann, liegt vor allem am unerwarteten Erfolg der Franz-Eberhofer-Filme (in denen Zimmerschied auch mitspielt). Die machten bayerische Krimis mit schwarzem Humor bundesweit salonfähig.

Dass die Trailer und Poster "Weißbier im Blut" nun folgerichtig wie einen weiteren Eberhofer-Teil aussehen lassen, schmeckt Luise Kinseher nicht unbedingt: "Da werden einige Leute sehr überrascht sein, da die Stimmung doch wesentlich melancholischer ist. Ich glaube aber, der Film bietet für alle etwas: Man kann einfach reingehen und sich über die Gags amüsieren - aber wer tiefer einsteigen will, findet auch etwas zum nachdenken. Etwa über die Frage nach dem Wesen der Schuld."

Und - soviel sei verraten - der Film bietet trotz düsterer Momente auch viel fürs Herz und eine fast märchenhafte Auflösung, die wunderbar zu diesem Premierentag passt: Ein echtes Happy End.

Großer Auflauf vor dem Cinecitta: Zur Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown kamen Siggi Zimmerschied und Luise Kinseher zur Deutschland-Premiere ihres Films "Weißbier im Blut" ins Multiplex-Kino an der Pegnitz.

Großer Auflauf vor dem Cinecitta: Zur Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown kamen Siggi Zimmerschied und Luise Kinseher zur Deutschland-Premiere ihres Films "Weißbier im Blut" ins Multiplex-Kino an der Pegnitz. © NNZ

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