Damon Albarn: Dr Dee

26.5.2012, 10:00 Uhr
Damon Albarn: Dr Dee

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Nein, „Dr Dee“ verschandelt selbst das Ramschfach des Second-Hand-Plattenladens. Und eine richtige Oper ist das Werk ohnehin nicht, eher eine blutleere, arg bemühte Spielerei, die mächtig in die Hose geht (auch wenn man natürlich hört, dass musikalische Profis am Werk waren).

Dabei hat man anfangs durchaus noch Hoffnung. Ist doch „Apple Cart“ ein nettes Folk-Pop-Liedchen, das wie „The Marvelous Dream“ hervorragend auf das Blur-Album „13“ gepasst hätte. Vielleicht hat Albarn ja doch nur ein paar wundervolle Melodien mit Renaissance-Klängen aufgehübscht? Sicher, das wäre Etikettenschwindel, aber eben auch ein befriedigenderes Hörerlebnis.

Doch schnell wird klar: Das Album ist ähnlich verspult wie John Dee, der namensgebende englische Astronom und Mathematiker aus dem 16. Jahrhundert, der 30 Jahre seines Lebens damit verschwendete, mit Engeln Kontakt aufzunehmen, um mehr über die „Universalsprache der Schöpfung“ herauszufinden. Albarn versucht sich in religiösem Pathos, klingt dabei aber so verstaubt und anachronistisch, dass man dabei förmlich spürt, wie die harte Kirchenbank die Wirbelsäule zertrümmert. Wie man religiöse Elemente mit bombastischem Sound und orchestralen Elementen in die Moderne transportiert, hätte sich Albarn besser bei Spiritualized abgeschaut.

Als Soundtrack zu einem Historienschinken in einem düsteren Mittelalter-Kloster könnte man das Machwerk noch akzeptieren, doch leider existiert eben kein Historienschinken – und keine Handlung. Albarn „meditiert“ lediglich über Episoden aus John Dees Leben.

Das reicht von dem stupiden Getrommel in „Preparation“ über die hirnzerfetzende Katzenmusik von „Temptation Comes In The Afternoon“ bis hin zum nervtötenden Hodenquetscher „Edward Kelley“. Das Ganze soll wohl mysteriös klingen, lässt einen aber nur ratlos zurück. Wahrlich ein unvergessliches Hörerlebnis.
 

Unsere Bewertung: drei Schallplatten von zehn

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