Das Ende einer Freundschaft

2.10.2019, 16:15 Uhr
Das Ende einer Freundschaft

© Hans-Joachim Winckler

Eine Hochhaussiedlung irgendwo in der Anonymität einer großen Stadt. Zwei Kinder, die spüren, dass sie mehr sind als Freunde. "Verliebte", nennt die neunjährige Sabah diesen merkwürdigen Zustand und der gleichaltrige Romain nickt. Es ist ein Gefühl, das die beiden eint und stark macht. So erfüllt sind sie davon, dass ihnen nicht auffällt, was sich um sie herum zusammenbraut. Sabahs Familie stammt aus Algerien, und Romains Eltern pflegen einen kaum verbrämten Rassismus und nein, das geht nicht gut aus.

Der Zusammenprall ist heftig. Und final. Schluss mit Liebe, Fini für die Freundschaft. Die Inszenierung von Thomas Stang, eine Produktion des Stadttheaters Fürth, erzählt die Geschichte mit feinem Gefühl. Das gelingt vor allem, weil Stang die Kinder absolut ernst nimmt. Statt eines gerührten Blicks auf die Kleinen mit erwachsenem Abstand lässt er ihnen völlige Autonomie angedeihen und respektiert ihre Emotionen.

Hannah Candolini und Boris Keil als Sabah und Romain bringen diese Haltung auf die Bühne. Ihr Kindsein drücken sie nicht in kalkulierten Gesten aus, sondern in uneingeschränkter Offenheit, die ihr Spiel authentisch macht und auf überzeugende Weise selbstverständlich erscheinen lässt.

Die Culture-Clash-Geschichte, der eigentliche Zusammenprall der Kulturen, wird auf relativ distanzierte Art erzählt. Es sind immer die Kinder, die berichten, reflektieren, erkennen. Candolini und Keil spielen mit mitreißendem Spaß auch die komischen Seiten der Dialoge aus. Die Bühne von Johanna Deffner (Kostüme: Anke Kreuzer-Scharnagl) vermittelt eine Leichtigkeit, die der Welt der Kinder zudem ein manchmal – aus Erwachsenensicht – bezauberndes Mysterium verleiht.

Tief drin im dichten Gewebe der Story stecken freilich Fragen, die entscheidend sind und die heißen: Sind Vorurteile ansteckend? Wird Rassismus vererbt? Der Junge Romain übernimmt erstmal, was er von den Eltern gehört hat und beschimpft Sabah im Streit als "dreckige Araberin" . . .

Die vielleicht wichtigste Botschaft des Spiels wird zum Schluss in wenigen Minuten abgespult. Elf Jahre laufen dann im Zeitraffer ab. Sabah und Romain sind noch immer getrennt. Doch dieses ganz besondere Gefühl füreinander, diese Liebe, ist nicht verdorrt. Die gemeinsame Zeit hat die beiden geprägt.

Mehr Hoffnung, als diesem sensiblen Ende innewohnt, geht eigentlich gar nicht.

InfoNächste Aufführungen: 4. Okt., 10 Uhr; 5. Okt., 18 Uhr; 6. Okt., 15 Uhr. Karten-Tel.: 09 11/9 74 24 00.

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