Das neue Gesicht der Nürnberger Tafelhalle

7.7.2019, 12:30 Uhr
Das neue Gesicht der Nürnberger Tafelhalle

© Foto: Christine Dierenbach/PR

Zum Schwimmen kommt Katja Prussas längst nicht mehr so oft wie früher, aber gut sieben Kilometer schafft die 47-Jährige noch pro Woche. "Man lernt in diesem Sport Ausdauer und dass man einen langen Atem haben muss, um Konzepte durchzuboxen, Gelder zu akquirieren oder Konflikte durchzustehen", sagt sie. Eigenschaften, die sie für ihren neuen Job gut brauchen kann. Frei wurde der Posten, weil Michael Bader, der die Tafelhalle seit 1998 geleitet hat, als Direktor nun das KunstKulturQuartier leitet, zu dem die Tafelhalle gehört. Durchgesetzt hat sich Prussas gegen Bewerber aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Von der freien Szene bespielt

Das Besondere an der rund 500 Zuschauer fassenden Tafelhalle ist ihre Doppelfunktion als Veranstaltungshaus und als Produktionsstätte. "Es ist das einzige zu 100 Prozent von einer Stadt getragene Mehrspartentheater in Deutschland, das ausschließlich von der freien Szene, von freischaffenden Künstlern bespielt wird. Ohne festes Ensemble – das Ensemble der Tafelhalle ist die freie Szene", sagt Michael Bader. In der Halle an der Sulzbacher Straße in Nürnberg kann vor allem die freie Tanzszene proben und dort ihre entwickelten Stücke und Choreografien aufführen.

Dabei gibt es von Katja Prussas auch künstlerische Begleitung. Sie war nicht nur an diversen Theatern engagiert, sondern hat auch verschiedene Theater- und Tanzfestivals mitkuratiert. So schrieb sie zum Beispiel gemeinsam mit dem Regisseur der Produktion das Hörspiel "Winnetou", das sieben Spielzeiten am Schauspiel Nürnberg und am Saarländischen Staatstheater gespielt wurde.

Zauber des Anfangs

In der Tafelhalle fühlt sie sich wohl, so wohl, dass sie auch in spielfreien Zeiten mindestens einmal pro Woche rausfährt von ihrem Innenstadt-Büro im Künstlerhaus. Den von ihr empfundenen "Zauber des Anfangs" möchte sie mit Künstlern und Publikum teilen und lädt zum Saisonstart Ende September zum Tafeln in der Tafelhalle. Ein Häppchen-Abend: Es wird gemeinsam gegessen und getrunken, dazu gibt es Kostproben aus Produktionen, die gerade am Entstehen sind, und Informationen von Künstlern aus erster Hand.

"Solche partizipativen Projekte werden ebenso wie die Förderung junger Talente aus der Region einen meiner Schwerpunkte bilden", sagt die gebürtige Pfälzerin, die aus Ramstein stammt. Darüber hinaus werden der zeitgenössische Tanz, und hier ganz besonders der weiblicher Choreografen, eine wichtige Rolle in ihrer Programmplanung spielen. Und sie möchte ein Bürgerensemble gründen. Das heißt: interessierte Laien mit Profis zusammenbringen.

"Ich habe drei Jahre lang die Schwabenbühne in Illertissen mit Amateuren bespielt. Das war großartig", sagt Prussas, die auch einen Lehrauftrag für Dramaturgie am Institut für Theater- und Medienwissenschaften der Universität in Erlangen hat. Dort wohnt sie auch — nicht zuletzt, weil es dort eine starke Schwimmszene und gute Trainingsmöglichkeiten im 50-Meter-Becken gibt.

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