Dem Schicksal mit Musik trotzen

30.9.2008, 00:00 Uhr
Dem Schicksal mit Musik trotzen

© HvD

Vor gut zehn Jahren verschwand Alannah Myles von der Bildfläche. Ein Autounfall und ein Sturz vom Reitpferd, verbunden mit falscher Behandlung, zwangen die einst so quirlige Künstlerin in den Rollstuhl. Dass sie heute wieder laufen kann und zumindest ein paar ihrer härteren Stücke sogar im Stehen über die Rampe bringt, hat etwas mit eisernem Willen und Seelenstärke zu tun.

Erschreckend zerbrechlich

«Ich schreibe immer noch regelmäßig Songs«, erzählt die Kanadierin, die bei ihrem Auftritt dennoch erschreckend zerbrechlich wirkt. Sie verschweigt auch nicht, dass sie ein Konzert nur unter Schmerzmitteln durchsteht. Was nicht gelitten hat, ist Alannahs nach wie vor sehr intensive Vier-Oktaven-Rockröhre und ihre Bühnenpräsenz. Und sie legt den Schwerpunkt noch betonter als früher auf den Bluesrock. Ebenso wenig fehlen dürfen jene sanft erotischen, stets melodiösen Balladen, bei denen Alannah Myles einst ein Meer von angezündeten Feuerzeugen vor sich sah. Das eher kleine Häuflein eingefleischter Fans im Hirsch belässt es bei alten Hits wie «Lover of Mine« freilich bei einem wehmütigen Lächeln.

Der leise Hauch von Melancholie, der über diesem Konzert weht, färbt selbst die Abgeh-Nummern wie «Love is«. Und das, obwohl sich Dragoslav Tansakovic (Gitarre und Keyboard), Leonardo Vassoleri (Bass und Cello) und Paul Brannon (Schlagzeug) alle Mühe geben, ihrer Frontfrau einen roten Gala-Soundteppich auszurollen. Mehr als ein matter Abglanz vergangener Größe will sich dennoch nicht zeigen - bis Alannah Myles ganz zum Schluss ihren einzigen Welthit «Black Velvet« anstimmt. Sie wächst für ein paar kostbare, magische Minuten über sich hinaus und badet schließlich in einem wahren Beifallssturm. Anrührend.