Den Bachelor in der Tasche – und jetzt?

8.6.2015, 17:23 Uhr
Den Bachelor in der Tasche – und jetzt?

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Was will ich? Das ist die wichtigste Frage zu Beginn: Die einen wollen sich mit einem Gap Year für einen ganz bestimmten Job qualifizieren oder Erfahrungen für ein bereits geplantes Master-Studium sammeln. Die anderen wissen noch gar nicht, wo es beruflich hingehen soll. Sie möchten die Zeit nutzen, um sich zu orientieren und um verschiedene Optionen kennenzulernen.

Die nächste wichtige Entscheidung: Gehe ich ins Ausland oder bleibe ich daheim? „Wer ein Praktikum im Ausland machen möchte, sollte sich vorher unbedingt erkundigen, ob es das in dem Zielland überhaupt gibt“, rät Nicole Jakob vom Career Service der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg.

Freie Stellen für Praktika im Ausland findet man häufig über das internationale Büro der Uni. Oder man bewirbt sich direkt, zum Beispiel bei großen Unternehmen und internationalen Organisationen. Allerdings sollte man bei einem Auslandspraktikum beachten, dass man oft nichts verdient und sich selbst um Unterkunft und Verpflegung zu kümmern hat.

Ab nach Indien

Wer sich sozial engagieren will, kann zum Beispiel mit dem Freiwilligendienst „kulturweit“ (www.kulturweit.de) der Deutschen Unesco-Kommission ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen. So wie Debora (21), die in Erlangen Biologie im 6. Semester studiert.

Sie war schon nach dem Abi für ein Gap Year in Kambodscha. „Dort habe ich an einer Schule unterrichtet“, erzählt sie, „und das hat mir so gut gefallen, dass ich nach dem Studium wieder ins Ausland möchte.“

Nach dem Abschluss im Sommer wird sie für neun Monate nach Indien reisen und dort im Programm „weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für Anbalayam arbeiten. Diese Nichtregierungsorganisation setzt sich vor allem in den Bereichen Waisenhäuser, Drogenaufklärung und Abfallwirtschaft ein.

Doch man braucht nicht unbedingt in den Flieger steigen, um ein Gap Year zu machen. Ein FSJ kann man auch mit dem Bundesfreiwilligendienst in Deutschland absolvieren.

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Oder man entscheidet sich für ein Praktikum bei einer deutschen Firma. In dem Programm „GapYear“ (www.gapyear-programm.de) bieten deutsche Arbeitgeber Hochschulabsolventen die Chance, ein Praktikum in ihrer Firma zu absolvieren – und sind sich dessen bewusst, dass manche Studenten danach wieder an die Uni zurückgehen.

Verena (24) hat im vergangenen Jahr ihr Bachelor-Studium in Biologie in Erlangen abgeschlossen und danach ein Gap Year eingelegt. Dabei hat sie verschiedene Praktika, zum Beispiel im Bereich Tierphysiotherapie und Naturschutz, gemacht. „So konnte ich Praxiserfahrungen sammeln“, sagt sie, „um überlegter wählen zu können, welches Master-Studium ich machen möchte.“

Neben Praktika und sozialem Engagement kann man auch einen Sprachkurs oder einen Work-and-Travel-Aufenthalt planen. Diese beiden Möglichkeiten sind zwar nicht zwingend berufs- oder studienspezifisch. Aber auch kellnern in einem australischen Restaurant oder bei der Ernte in Südamerika zu helfen, bringt Praxis- und interkulturelle Erfahrung.

„Auch hier sollte man sich fragen, mit welchem Ziel man einen Auslandsaufenthalt machen will“, rät Nicole Jakob vom Career Service. Manche lernen eine Sprache besser in einer Gruppe. Andere verbessern ihre Fremdsprachenkenntnisse lieber beim Obst pflücken.

Erst jobben, dann reisen

An eine ganz andere Variante denkt Kristina (21), die im 6. Semester Kulturgeographie in Erlangen studiert. „Wenn ich keine bezahlte Praktikumsstelle finde, habe ich vor, hier daheim zu jobben, um mir im nächsten Jahr eine längere Auslandsreise finanzieren zu können.“

Und noch ein wichtiger Tipp: Je nach Zielland und Dauer des Auslandsaufenthalts benötigt man eine spezielle Krankenversicherung, selbst wenn man noch immatrikuliert ist, oder bei den Eltern mitversichert ist. Alica Göbel vom Studierendenservice der AOK in Erlangen rät zu einer privaten Auslandskrankenversicherung, die beispielsweise für den Rücktransport bei einem Unfall hilfreich ist.

Die meisten Studenten entscheiden sich für ein Gap Year mit dem Ziel, neue Erfahrungen zu sammeln, neue Menschen kennenzulernen und sich eine Auszeit vom Prüfungsstress zu gönnen. „Mir hat das Gap Year viel gebracht, denn ich habe für mich herausgefunden, welchen Master ich machen will“, sagt Verena, „ich würde es jederzeit wieder machen.“

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