Der "Piano Man" wird 70: Billy Joel feiert Geburtstag

9.5.2019, 11:35 Uhr
Billy

© Foto: Günter Distler Billy

Okay, Billy Joel hat es sich auch ziemlich bequem gemacht: Die Arbeitszeit beschränkt sich auf ein, zwei Konzerte im Monat. Das Repertoire steht weitgehend fest. Zu seinem Arbeitsplatz lässt er sich meist von seiner Luxusvilla in Long Island mit dem Hubschrauber direkt nach New York fliegen. Und wieder zurück. Nach dem Auftritt kann er im eigenen Bett schlafen. Kein Wunder, dass er mit Überzeugung behauptet: "Ich habe den besten Job der Welt."

Für Billy Joel hat sich der amerikanische Traum erfüllt. Das war nicht unbedingt abzusehen, denn aufgewachsen ist er als typisches Scheidungskind in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater Helmut, der aus Nürnberg stammt, verließ die Familie, als Billy noch ein kleiner Bub war. Viele Jahre lang hatten Vater und Sohn keinen Kontakt. Zwar haben sich die beiden später wiedergefunden und ein gutes Verhältnis zueinander aufgebaut, doch an der Ehetragödie seiner Eltern hatte Billy lange zu knabbern.

Große und kleine Tragödien

Dabei ist die Geschichte der jüdischen Familie Joel an großen und kleinen Tragödien nicht gerade arm. In ihr spiegelt sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts in allen Höhen und Tiefen. Es geht um Erfolg und Misserfolg, Geschäftsmänner und Geschäftemacher, um Glück und Unglück, um Politik, Terror und Musik. Die Joel-Story beginnt in Franken und endet in den USA.

Karl Joel, Billys Großvater, hatte in Nürnberg gerade ein großes Wäscheversandhaus aufgebaut, als die Nazis an die Macht kamen. Um dem aggressiven Antisemitismus zu entgehen, verkaufte der erfolgreiche Unternehmer seine Firma weit unter Wert an Josef Neckermann, den späteren Versandhauskönig ("Neckermann macht’s möglich"). Nach einer abenteuerlichen Flucht erreichten Karl und Meta Joel mit ihrem Sohn Helmut schließlich New York.

Von dieser tragischen Geschichte hat lange Zeit kaum jemand etwas gewusst. Erst 1995 machte sie Billy Joel öffentlich: Bei einem Auftritt in Nürnberg, 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Bis heute hat Billy Joel ein gespaltenes Verhältnis zu Deutschland, der Heimat seiner Vorfahren, deren Kultur und Musik ihn so sehr geprägt haben. Und wo ihn das Publikum besonders schätzt. Fast jeder kennt seine alten Hits, die immer wieder im Radio laufen, darunter "Just The Way You Are", "Uptown Girl" und natürlich "Piano Man", den Song, mit dem Joel 1973 der Durchbruch gelang. Mit insgesamt rund 150 Millionen verkauften Alben gehört er längst zu den erfolgreichsten Popmusikern der Welt. In seinen Songs erkennt sich eine ganze Generation.

Und obwohl er seit 1993 kein neues Popalbum mehr veröffentlicht hat, gelang Billy Joel eine erstaunliche Alterskarriere: Er kassierte alle wichtigen US-Musikpreise und kann sich nicht über mangelnde Nachfrage beklagen. Noch immer füllt er die größten Arenen. Seit 2014 tritt er einmal pro Monat im stets ausverkauften New Yorker "Madison Square Garden" auf – solange, bis ihn niemand mehr hören will. Ein Ende ist auch nach dem Geburtstagskonzert am 9. Mai nicht abzusehen. Happy Birthday, Billy Joel!

Die "Billy-Joel-Story" verknüpft die wechselvolle Familiengeschichte mit Live-Musik am 10. Mai, 20 Uhr, im Nürnberger "Südpunkt" (Pillenreuther Str. 147). Es gibt ZAC-Rabatt für Zeitungsabonnenten.

Der Bayerische Rundfunk widmet Billy Joel am 11. Mai (Bayern 2, 12.05 Uhr; Wiederholung 21.05 Uhr) ein Porträt.

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